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Fundstücke

Catfishing eines syrischen Geheimdienstlers: Das Tadamon-Massaker

Lars Hauch
Researcher. Schwerpunkte: Mittlerer Osten, insbesondere Syrien.
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Lars HauchDonnerstag, 16.06.2022

Über Facebook chattete Anna, eine in Europa studierende Alawitin aus Homs, mit Ahmad Youssef, einem syrischen Geheimdienstler. Nach einigen Wochen öffnete sich Ahmad gegenüber der jungen Frau. Was er nicht wusste: Anna war ein Fakeprofil, erstellt von den WissenschaftlerInnen Uğur Ümit Üngör und Ansar Shaddoud. Sie hatten den Geheimdienstler in einem Video identifiziert, das die Hinrichtung von 288 Zivilisten zeigt. Ein Massaker verübt von Geheimdienstlern des Assad-Regimes im April 2013.

Vor drei Jahren hatte ein syrischer Arzt Üngör das Video am Rande einer Konferenz in Paris gezeigt. Zu sehen sind Geheimdienstler, die das Massaker dokumentieren und dabei sogar ihren Vorgesetzten in die Kamera grüßen. Das Video hat in der syrischen Community Wellen geschlagen. So detailliertes und offensichtliches Videomaterial gibt es selten, wenngleich systematische Folter und Mord alles andere als ein Geheimnis sind.

Uğur Ümit Üngör, Professor für Genozidforschung an der Uni Amsterdam, hat mit der Zenith über die Recherche gesprochen. 

Geleaked wurde das Video von einem Mitglied einer Pro-Regime-Miliz. Üngör und seine Kollegin analysierten das Video und konnten über ein zu sehendes Graffiti den Ort der Aufnahme bestimmen. Das engte den Kreis der möglichen Täter ein. Als wahrscheinlich erschien Branch 227 des militärischen Geheimdienstes. Die WissenschaftlerInnen durchsuchten einschlägige Facebook-Profile, Freundeslisten und Gruppen nach möglichen Treffern. Dabei stießen sie auf Ahmed Youssef, der im Video klar zu erkennen war. Über das Fakeprofil, Anna, nahmen sie Kontakt auf, um weitere Informationen zu sammeln.

Üngör und seine Kollegin haben sich bewusst dafür entschieden, die Recherche über journalistische Kanäle publik zu machen:

We believed that this story needed a bigger audience, because if you turn it into a boring academic article and bury it in some scientific journal, no one will read it.

Der Quelle in Syrien, die das Video geleaked hat, haben die beiden Geld geschickt, damit sie aus dem Land geschmuggelt werden konnte. Das Schicksal von Ahmad Youssef, dem wenig diskreten Geheimdienstler, ist ungewiss. Einige Leute haben kritisiert, dass sie ihn auf Facebook mit einer falschen Identität belogen haben, sagt Üngör.

They're basically accusing us of lying to the killer. But killing and lying are two different things. Lying is the lesser evil and is even necessary here for everybody's security. That’s why I believe that we are developing a new research methodology for studying perpetrators. We call it undercover ethnography, just like there's undercover journalism. We think that when you're dealing with dictatorships, this is the way to do it. We did the lesser evil and we were happy with it. We're proud of what we did.

Rechtliche Schritte, soweit möglich, wurden bereits eingeleitet. Damit wächst der Berg von Beweisen über schwerste Menschenrechtsverbrechen des Assad-Regimes weiter. Wenngleich Strafverfolgung derzeit nur begrenzt erfolgen kann, wird die Dokumentation des geschehenen Unrechts für die irgendwann erfolgende Aufarbeitung von großer Bedeutung sein.

Das Interview ist spannend zu lesen. Wer es noch detaillierter mag, hier haben Üngör und seine Kollegin Ansar Shaddoud einen ausführlicheren Artikel geschrieben. Und wer es lieber akustisch mag, findet hier einen Podcast mit den beiden.

Catfishing eines syrischen Geheimdienstlers: Das Tadamon-Massaker

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Kommentare 1
  1. Günther Ahlers
    Günther Ahlers · vor fast 2 Jahre

    Das Schlimmste Ist, dass niemand aber auch niemand etwas tut

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