Sie lernen schießen, Häuserkampf, das Vorgehen als Trupp: In Kent und an anderen Standorten in Großbritannien bildet die englische Armee ukrainische Rekruten für den Krieg in deren Heimatland aus. 

"Von morgens 6.00 Uhr bis abends 22.30 Uhr trainieren Ausbilder der 11. Security Force Assistance Brigade Freiwillige aus der Ukraine, die an die Front wollen, aber keinerlei Kriegserfahrung haben, oft bisher noch nie in ihrem Leben eine Waffe in der Hand gehalten haben", schreibt Bettina Schulz, die für ZEIT Online auf dem Gefechtsübungsplatz in Kent zu Besuch war. "Die Briten geben bei der Ausbildung ihre Erfahrungen aus den Kriegen in Afghanistan und dem Irak weiter. Gleichzeitig können sich die ukrainischen Rekruten auf ihr Training konzentrieren, ohne Angst, dass das Ausbildungslager plötzlich von russischen Raketen angegriffen wird, wie im März 2022 in der Ukraine im Lager von Jaworiw geschehen."

In Deutschland streiten Ex-Generäle, Politiker und Intellektuelle darüber, ab wann Deutschland zu einer Kriegspartei werden könnte, durch die Lieferung von Kampfpanzern oder durch das Training ukrainischer Soldaten an deutschen Panzerhaubitzen, das in Deutschland durch die Bundeswehr erfolgt ist. Die Briten gehen sehr viel weiter. Boris Johnson hat bei einem Besuch in Kiew umfangreiche Ausbildung von Tausenden Männer und Frauen aus der Ukraine versprochen. Die ersten 2000 Kämpfer sind bereits gedrillt worden und bereit in die Heimat zurückgekehrt. 

Binnen 120 Tage werden die Briten mindestens 10.000 ukrainische Rekruten auf den Krieg vorbereiten. Erst im Juni 2022 hat der britische Premier das Angebot gemacht. Innerhalb weniger Wochen konnte das britische Militär dann mit dem Programm beginnen und zeigt so eine bemerkenswerte Geschwindigkeit. 

Solches Training, eine Grundausbildung, ist zeitintensiv. England entlastet die Ukrainer damit erheblich, weil so mehr ukrainische Unteroffiziere und Offiziere für den Einsatz im Donbass im Osten oder für die Offensive bei Cherson im Süden zur Verfügung stehen. Ob die Briten damit zur Kriegspartei werden, scheint die Regierung in London dabei weniger zu beschäftigen als die Idee, die Ukraine rasch effektiv zu unterstützen. England hat bereits angekündigt, weitere ukrainische Soldaten ausbilden zu wollen.