Dieses Projekt ist beeindruckend: Die Süddeutsche Zeitung hat alle Sitzungen des Bundestags im vergangenen halben Jahr verfolgt und mehr als 1500 Redebeiträge aus 24 Sitzungstagen ausgewertet.

Warum: Um anhand des Stenographie-Protokolls zu analysieren wie die Atmosphäre mit der AfD im BT ist, was die Waffen sind, wozu das führt.

Was wurde herausgefunden:

• Stenographie differenziert zwischen Heiterkeit und Lachen. Während vor dem 24.9 es manchmal "Heiterkeit" gab, dominiert nun "Lachen" als Mittel der Distinktion, Selbsterhebung und Erniedrigung des Gegners (von Seiten der AfD).
• Geklatscht wurde schon immer viel im Bundestag. Es dient meist mehr der rechts-links Zuordnung als der inhaltlichen Zustimmung. Was jedoch neu ist: die AfD klatscht deutlich mehr für sich selbst, als andere Parteien dies tun.
  
• Die AfD fungiert in ihren Reaktionen als geschlossener Block. Nicht die einzelnen Abgeordneten reagieren, sondern die Partei.
  
• Die AfD wirkt isoliert. Dies macht sie sich zu Nutze. Der zustimmende Applaus zu einer Aussage der bspw. CDU oder FDP führt zu Verunsicherung.
  
• Die Rolle der AfD im BT und ihr Verhalten darin entsprechen genau ihrem Kalkül:
  

Beifall aus den Reihen der Altparteien ist geradezu ein Indiz dafür, dass die AfD sich auf dem falschen Weg befindet. (AfD Strategiepapier 2017)

• Zurufe, also Unterbrechungen während einer Rede können destruktiv oder auch konstruktiv sein. Die ersten 2 Plätze der TOP 10 Zurufer führen AfDler an. Darunter Fraktionschef Gauland. 
  
• Ebenfalls neu: die monotone Themensetzung der AfD, nämlich: das deutsche Volk. So steht im Strategiepapier:

“Die stete Wiederholung dessen, wofür man bereits bekannt ist, bringt mehr Erfolg als immer wieder Neues zu bringen.”

• Das Vokabular hat sich verändert. Rassistische Zuschreibungen, wie "die Masseneinwanderung kulturfremder Menschen" werden in einen direkten Zusammenhang mit Kriminalität gebracht.
  

Der Text ist mit vielen interessanten Graphiken und Videos versehen. Der Klick lohnt sich!