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„Wenn ich verrückt bin, ist die Welt verrückt“

Elisabeth Dietz
Redakteurin, Community Manager

An Literatur interessiert mich besonders, wie Mentalitäten und soziale Mechanismen sichtbar werden. Für das BÜCHERmagazin schreibe ich vor allem über Comics, Phantastik und digitale Literatur. Ich mag Konflikte, Tentakel und sprachliche Schönheit.

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Elisabeth DietzMittwoch, 05.10.2016

Als sie kamen, um sie zu holen, trug sie nur ein Nachthemd. Sie hatte vergessen, ihre Beruhigungsmittel zu nehmen. Während freundliche Beamte sie sanft, aber bestimmt ins Polizeiauto begleiteten, summte sie den Choral „Don't Be Afraid“. „Mach dir keine Sorgen“, sagte sie zu ihrem Nachbarn. „Alles liegt in Gottes Hand, und die Wahrheit wird ans Licht kommen.“ Barack Obama solle erhängt, das Weiße Haus desinfiziert und niedergebrannt werden, hatte sie auf ihren Social-Media-Kanälen gefordert, wieder und wieder.

Wer sich nachts schon einmal in Twitter-Hashtags und YouTube-Videos zur amerikanischen Politik verloren hat, kennt Menschen wie Melanie Austin: wütend, enttäuscht, einerseits misstrauisch, andererseits bereit, mit Inbrunst glauben. Melanie Austin lebt in einer Welt, in der Barack Obama ein schwuler Moslem aus Kenia ist, seine Frau Michelle ein Transvestit und Sasha und Malia die entführten Kinder anderer Eltern, in der Feministinnen und Homosexuelle die Anschläge vom 11. September 2001 verantworten, in der Hillary Clinton eine Mörderin und Donald Trump die letzte große Hoffnung ist.

Und sie ist nicht allein in dieser Welt. Enttäuscht von einem Establishment, das sie und ihre Gemeinden ignoriert und angestachelt von Medien wie Breitbart oder Infowars ergehen sich Millionen von Amerikanern in Verschwörungstheorien. Stephanie McCrummen setzt uns direkt neben eine von ihnen aufs Sofa, im Fernsehen läuft die Republican National Convention. Es ist wichtig, Melanie Austin zuzuhören, weil die Missstände um sie herum so real sind wie ihre Angst. Selbst wenn es Hillary Clinton gelingt, Präsidentin zu werden, wird es enorm schwierig, solche Bürger zu regieren.

„Wenn ich verrückt bin, ist die Welt verrückt“

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Kommentare 5
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 7 Jahre

    "weil die Missstände um sie herum so real sind wie ihre Angst" - sehr grandioser Satz!

    1. Elisabeth Dietz
      Elisabeth Dietz · vor mehr als 7 Jahre

      Danke! Ich finde, was wir oft vergessen, wenn wir über die USA und die „verrückten Amerikaner“ reden ist, dass die meisten dieser Leute vieles, das wir als selbstverständlich hinnehmen, nicht haben: Krankenversicherung, Kündigungsschutz, Elternzeit. Das erzeugt eine grundsätzliche Unsicherheit, die durch den intensiven Glauben an die Freiheit nicht auszugleichen ist.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 7 Jahre

      @Elisabeth Dietz ja - und wir vergessen das aber auch wenn wir über die verrückten Sachsen reden. Die soziale Ungerechtigkeit an sich und das immer dramatischere soziale Gefälle auf engstem Raum, sind hier wie dort der Nährboden für diesen "Wahnsinn". Ich mochte aber an deinem Satz vor allem die Feststellung, dass ihre Angst real ist - immerhin und mindestens für die, die sie haben. Das unterzieht sich nicht der logischen Beurteilung derer, die keine Angst haben. Sondern sie müssen damit umgehen, dass die anderen diese Angst haben. Diese Empathie seitens der gerade intellektuell Privilegierten fehlt fast komplett.

    3. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 7 Jahre

      @Marcus von Jordan Das habt ihr beide sehr schön formuliert.

    4. Elisabeth Dietz
      Elisabeth Dietz · vor mehr als 7 Jahre

      Der folgende Artikel legt nahe, dass Melanie Austin keine typische Trump-Wählerin ist und unsere These von der sozialen Unsicherheit das Phänomen Trump nur unzureichend erklärt. http://www.vox.com/pol...

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