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Ich arbeite öfter in Gefängnissen, ich habe viele, viele Stunden dort verbracht.
Das Problem sind nicht die Sicherheitskontrollen oder die Blicke der Häftlinge, weil du der Typ bist, der in Freiheit lebt. Das Ding ist auch nicht, neben ihnen zu essen, obwohl man anfangs schon kurz Panik kriegt, dass einer sagen könnte: Gib mir deinen verdammten Fruchtcocktail.
Das Problem ist, den richtigen Ton zu treffen. In wenigen sensiblen Bereichen der Reportage ist das so wichtig wie hier, denke ich.
Und obwohl ich viel dazu arbeite und selbst viel darüber geschrieben habe, möchte ich heute etwas empfehlen, was mich wirklich beeindruckt hat: Moritz Aisslinger gelingt ein kleines Meisterstück für das Magazin der Deutschen Journalistenschule, wie ich finde. Er lässt einen jungen Häftling über den Haftalltag erzählen - und zwar so gut, man denkt, dieser habe den Text auch selbst geschrieben. Eindringlich, sehr präzise und wunderschön. Vor allem aber: ganz schön bedrückend.
Beeindruckend, wie er es schafft Ilhans Sprache zu schleifen, ohne die Kanten zu entfernen. "Weil bei Worten haben die Anderen aus meiner Klasse mich ausgelacht, mein Deutsch war nicht perfekt. Und ich hab mich dann schon irgendwie verloren gefühlt, allein halt. Und dann kam diese Wut in mir auf, von der ich nicht wusste, wohin mit ihr, außer ins Gesicht der anderen."