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Tränengas ist als Kriegswaffe verboten, gegen Demonstrant*innen darf das Gift aber eingesetzt werden

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidMontag, 17.08.2020

Ich war in den vergangenen zehn Jahren bei zahlreichen Reportereinsätzen, bei denen ich sehr viel Tränengas eingeatmet habe. In Paris schießt die Polizei gerne mal "präventiv" das giftige Gas in die Menge. In Philadelphia trieb die Polizei neulich Black-Lives-Matter-Demonstrant*innen in eine Falle – um sie mit Tränengas zu besprühen. Beim G20-Gipfel in Hamburg wurde Tränengas großzügig gegen Protestierende eingesetzt. In weiten Teilen des Nahen Ostens und Nordafrikas gilt Tränengas als eine Konstante, die viele politische Aktivist*innen im Leben begleitet: Du gehst protestieren, deswegen musst du Tränengas einatmen. 

Das Bild, das ich hier hochgeladen habe, habe ich im Januar 2013 in Kairo aufgenommen. Bei Protesten gegen das ägyptische Regime feuerte die Polizei an diesem Tag so viel Tränengas auf die Demonstrant*innen, dass man teilweise seine Hand vor Augen kaum erkennen konnte. Der vermummte junge Mann, der mit zwei Tränengaskartuschen (Made in Jacksonville, Florida) das Victory-Zeichen formte, zeigte mir später seine Augen. Man konnte seine beiden Pupillen nicht mehr erkennen, so blutrot war seine Augenhaut verfärbt. Ich habe den Mann danach nicht mehr gesehen, ich war mir aber ziemlich sicher: Der ist jetzt blind. 

Tränengas ist nicht nur giftig, sondern tödlich. Besonders während der Corona-Pandemie ist das Risiko, an durch das Tränengas ausgelöster Atemnot zu sterben um ein Vielfaches höher. Doch auch ohne eine Pandemie sprechen wissenschaftliche Studien eine klare Sprachen: Tränengas ist für die menschliche Gesundheit unmittelbar gefährlich und verursacht zusätzliche Langzeitfolgen. Heutzutage wird das sogenannte "crowd and riot control agent" von Staaten gerne gegen Zivilist*innen bei Protesten eingesetzt, um nicht scharf schießen zu müssen – so klingt zumindest die Ausrede vieler Regierungen, die auf dieses "effektive Mittel" setzen.  

Deswegen hat mich die von mir hier empfohlene Folge des Podcasts "Stuff You Missed in History Class" besonders interessiert. Darin wird die Geschichte des Tränengas erzählt: Von einer Waffe, die im Laufe des Ersten Weltkrieges entwickelt wurde zu einem legitimen Mittel gegen missliebige Proteste überall auf der Welt. Wie so oft spielen dabei Großunternehmen und Exportnationen eine Schlüsselrolle. Neben den USA und Frankreich macht auch eine deutsche Firma – dank der Unterstützung der Bundesregierung – im globalen Tränengas-Markt einen satten Umsatz: Rheinmetall Defense. Diese Grafik zeigt auf einen Blick, wo das Tränengas produziert und wo es eingesetzt wird

Tränengas ist by the way durch eine internationale Konvention als Kriegswaffe offiziell verboten. Weil Proteste aber nicht als Kriegshandlung gelten, wird weiterhin – legal und großzügig – von Polizisten und Militärs weltweit Tränengas gegen Zivilist*innen versprüht.

Tränengas ist als Kriegswaffe verboten, gegen Demonstrant*innen darf das Gift aber eingesetzt werden

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

    Zudem: wie bei Elektroschockern und Gummigeschossen verleiten unblutige nicht tödliche Waffen auch zu leichtsinnigem Einsatz - was dann zu gefährlichen Verletzungen führen kann. Selbst wenn tatsächlich das Argument der unblutigen Aufruhrniederschlagung für wahr genommen wird.

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