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Tod durch Metadaten – Der US-Bürger auf der „Kill List“ der amerikanischen Regierung

Elisabeth Dietz
Redakteurin, Community Manager

An Literatur interessiert mich besonders, wie Mentalitäten und soziale Mechanismen sichtbar werden. Für das BÜCHERmagazin schreibe ich vor allem über Comics, Phantastik und digitale Literatur. Ich mag Konflikte, Tentakel und sprachliche Schönheit.

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Elisabeth DietzSamstag, 21.07.2018

Im Sommer 2016 kam es um Bilal Abdul Kareem verdächtig häufig zu Explosionen. Als er einen Hinweis darauf erhielt, dass er auf einer Todesliste der amerikanischen Regierung stehe, fiel es ihm zunächst schwer, das zu glauben, aber nach fünf Drohnenangriffen, die er nur durch Zufall überlebte, ist er ziemlich sicher. Im Frühling 2017 legte er deshalb Beschwerde ein: Die Regierung solle ihn von der Liste nehmen, fordert er, zumindest, bis er Gelegenheit hatte, eventuell vorhandene Beweise gegen ihn anzufechten. Er hat einen Mitkläger, den pakistanisch-syrischen Al-Jazeera-Redakteur Ahmad Muaffaq Zaidan.

Bilal Abdul Kareem wurde als Darrell Lamont Phelps in Mount Vernon, New York, geboren. Inspiriert von Malcolm X konvertierte er als junger Mann zum Islam. Er zog in den Sudan und dann nach Ägypten, um Arabisch zu lernen und arbeitete als Produzent und Reporter für verschiedene Nachrichtenmedien, etwa CNN und Al-Jazeera. Frustriert von deren seiner Meinung nach einseitiger Berichterstattung baute er sein eigenes Netzwerk auf. Vielen gilt er seither als Propagandist – ein Urteil, das Matt Taibbi relativiert. Aber selbst wenn es so wäre – sollte er deswegen sterben?

Die Implikationen des Falls sind besorgniserregend. Nach 9/11 haben die USA sich radikal verändert. Matt Taibbi beschreibt eine Abkehr vom Rechtsstaat.

This is how America’s post-9/11 move toward authoritarianism has been executed: without massacres or palace coups, but noiselessly, on paper, through years of metronome insertions of bloodless terms in place of once-vibrant Democratic concepts.
We wiped out the Geneva Convention by creating the unlawful enemy combatant, a term that simply means a person not protected by the Geneva Convention.
The war crime of knowingly killing civilians was long ago renamed collateral damage. Torture was repackaged as enhanced interrogation, while kidnapping and warrantless detention was baptized anew as extraordinary rendition. And so on.

Die Todeslisten werden mit Hilfe von Algorithmen erstellt, anhand von Metadaten.

According to multiple reports and leaks, death-by-metadata could be triggered, without even knowing the target’s name, if too many derogatory checks appear on their profile. “Armed military aged males” exhibiting suspicious behavior in the wrong place can become targets, as can someone “seen to be giving out orders.”

Das erklärt zumindest zum Teil die Ungenauigkeit der Drohnenangriffe, denen immer wieder Unschuldige und sogar Anti-Terror-Aktivisten wie der Imam Salem bin Ali Jaber zum Opfer fallen. Es kann sein, dass der Reporter Kareem in der „disposition matrix“ steht, weil sein Mobiltelefon oft in der Nähe von Telefonen geortet worden ist, die mutmaßlichen Terroristen gehören. 

Am 13. Juni erging ein Urteil im Fall Ahmad Muaffaq Zaidan and Bilal Abdul Kareem v. Donald J. Trump et al. Die US-Regierung darf Kareem nicht töten, ohne ihm die Gelegenheit zu geben, gerichtlich dagegen vorzugehen. Sein Interesse daran, nicht irrtümlich seines Lebens beraubt zu werden, so die Richterin, sei von einmaliger Überzeugungskraft. Für Zaidan, der kein US-Bürger ist, gilt das vorerst nicht.

Tod durch Metadaten – Der US-Bürger auf der „Kill List“ der amerikanischen Regierung

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Kommentare 1
  1. Lars Hauch
    Lars Hauch · vor mehr als 5 Jahre

    Bilal hat innerhalb der letzten Jahre regelmäßig informative Beiträge geliefert. Dabei wurde immer deutlicher, wie ihn die Absurditäten des Konfliktverlaufs in Syrien fassungslos machten. Er hat dokumentiert, wie Millionen von Menschen unter den Luftangriffen der Assad-Koalition lebten und niemand einschritt. Dass dabei eine Antipathie gegen den Westen und die "internationale Gemeinschaft" durchschimmert, ist selbsterklärend.

    Auch seine Interviews mit Führungspersönlichkeiten aus dem dschihadistischen Spektrum verliefen – verhältnismäßig – sachlich. Es spricht für Bilal, dass er den Rechtsweg eingeschlagen hat, um gegen sein nicht-verhandeltes Todesurteil vorzugehen.

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