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Söderalarm – eine Reportage aus Finanzminister-Zeiten

Maximilian Rosch

Seit März 2017 bei piqd in der Redaktion. Seit Herbst 2021 als Chefredakteur. Wöchentlicher Newsletter über alle Video- und Podcastempfehlungen auf piqd über den untenstehenden Link.

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Maximilian RoschFreitag, 10.07.2020

Wenn man sich nach fast vier Jahren noch detailreich an eine lange Reportage erinnern kann, spricht das sehr für den Text, finde ich.

Beim Lesen und Hören von Florian Meyer-Hawraneks piq über die Kommunikationsabteilungen von Behörden und Parteien musste ich unvermittelt an die SZ-Reportage "Hab ich euch" von Roman Deininger über Markus Söder denken. "Damals", im Juli 2016, war Söder noch Bayerischer Finanzminister. Diese schamlose mediale Inszenierung, um die es auch in Meyer-Hawraneks piq geht, würde man ein Paradebeispiel suchen, es führte kein Weg am jetzigen Bayerischen Ministerpräsidenten vorbei.

Markus Söder ist schamlos. Er ist clever. Und wohl irgendwann bayerischer Ministerpräsident. Bevor das Amt zu ihm kommt, macht er sich lieber selbst auf den Weg: ein halbes Jahr im Leben eines politischen Viechs

"Damals" verwechselte ich Scheuer und Söder noch manchmal und fand beide ausgesprochen nervig. Mittlerweile kann ich sie problemlos auseinanderhalten, nervig finde ich sie immer noch, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Auch wenn der "Söder Markus" sich in den letzten Monaten mit vernünftigen Klima- und Umweltentscheidungen und seinem – abgesehen von der noch abgehaltenen Wahl –weitgehend guten Umgang mit der Corona-Krise profiliert hat, für einen Kanzlerkandidaten halte ich ihn nicht. Und so weit sind wir doch mittlerweile, oder? Merz, Laschet, Spahn, ... , Söder? Hilfe.

Was wir seit 2015 auf piqd über Markus Söder gesammelt haben, könnt ihr hier nachvollziehen. Da sind einige Perlen dabei:

  • Meint er das Ernst? Die SZ inspiziert das neue Ökoherz von Markus Söder (SZ)
  • Moritz von Uslar und 99 Fragen an Markus Söder. Die Frisur sitzt (ZEIT Magazin)
  • Schnell & klug: SPD kauft CSU Slogan Domain und teilt aus (SZ)
  • Der Streit ums Kreuz (SZ/ Blendle)
  • Ein neuer Mann an der Bayerischen Spitze: Markus Söder, der "Umstrittene" (FR)
  • Markus Söder oder der Mann, der Wählerwünsche wittern kann (ZEIT Online)

Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum mir Roman Deiningers Reportage so lange im Kopf geblieben ist. Das liegt an Passagen wie diesen:

Die Blaskapelle prustet los, Söder marschiert ins Zelt, Servus hier, Grüß Gott da. Man sagt ja, sein Gang sei so breit wie der von Cristiano Ronaldo, das stimmt aber nicht; im Vergleich mit Söder ist dieser Ronaldo ein Pimpf, dem ein bisschen die Körperspannung fehlt.

Politik ist Kommunikation, heute mehr als je zuvor. Aber wenn alle kommunizieren würden wie Markus Söder: Was bliebe da von der Politik übrig?

Es gibt diese Regel, eine Übung in Demut: Das Amt kommt zum Mann. Söder sagt mit jedem Atemzug: Bitte keine Mühe, bin schon unterwegs.

Seehofer und Söder liefern sich seit Jahren ein Duell wie Tom und Jerry, nur dass beide Tom sind, ständig zünden sie sich gegenseitig den Schwanz an. Vielleicht sind sich der Alte und der Junge einfach zu ähnlich, Spieler alle beide, und Seehofer soll auch so seine Theorie haben, wer einst die Bild über sein uneheliches Kind in Kenntnis setzte. Gerade ist taktische Feuerpause bei Tom und Tom, aber Söder weiß: Es darf kein Weg an ihm vorbeiführen. Denn wenn es einen gibt, wird Seehofer ihn finden.

Und mein Lieblingsabsatz:

Anfang Februar. Der politische Handwerksmeister Söder stampft durch die Pfützen des Berchinger Rossmarkts, er erteilt gleich eine kleine Lektion. Er sucht sich den stattlichsten Hengst von allen, er greift ihn am Halfter, Titan soll mit aufs Foto. Titan, verdächtig rotes Geschirr, beißt dem Minister in den Ärmel. Jeder andere würde das mit dem Bild jetzt lassen, der gemeingefährliche Sozi-Gaul, die Kälte. Söder packt noch mal zu, rustikal, Titan fügt sich fohlenmäßig. Er kriegt sein Foto, er kriegt sein Foto ja immer. Daheim in Nürnberg erzählen sie diese Geschichte: Der junge Wahlkämpfer Söder rief bei einem Kleingartenverein an, er habe da von einem Grillfest gehört. Ob er da nicht das Fass anstechen könne? Die Kleingärtner meinten, das sei ein nettes Angebot, aber man habe beim Grillfest kein Fass. Söder sagte, er werde das Fass mitbringen.

Hat sich Söder seitdem geändert? Ich habe das Gefühl, dass er nicht mehr ganz so brutal kommuniziert. Keine Bavaria One mehr? Und keine lasziven Steg-Fotos mehr. Und Ansonsten? Ich denke nicht.

Deiningers Reportage wurde 2017 für den Theodor-Wolff-Preis nominiert, dort ist sie vollständig verfügbar, weshalb ich dorthin verlinkt habe. Zum SZ-Plus Beitrag geht es hier.

Söderalarm – eine Reportage aus Finanzminister-Zeiten

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 4 Jahre

    Wenn wir uns jetzt an die aktuelle palast-Inszenierung von Merkel bei söder erinnern...

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