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Sich leicht angeekelt von sich selbst verabschieden – eine Trockenübung im Stadtbad

Elisabeth Dietz
Redakteurin, Community Manager

An Literatur interessiert mich besonders, wie Mentalitäten und soziale Mechanismen sichtbar werden. Für das BÜCHERmagazin schreibe ich vor allem über Comics, Phantastik und digitale Literatur. Ich mag Konflikte, Tentakel und sprachliche Schönheit.

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Elisabeth DietzFreitag, 04.12.2015

Ich habe hier in fünf Jahren nie mit jeman­dem gespro­chen. Die erha­bene Gleichgültigkeit der Hauptstadt exis­tiert hier in kon­zen­trier­ter Form. Die Linien auf dem Boden des Schwimmbeckens neh­men einem jede Entscheidung ab. Hin, zurück, ein Zug, dann der nächste, immer der nächste. Vor mir ver­schwom­men die Körper der ande­ren, bleich und braun, fett, fal­tig, kno­chig, haa­rig, mus­ku­lös. Sobald ich vor­bei bin, hören sie auf zu exis­tie­ren. An Tagen, an denen das Becken fast leer ist, stür­zen sich Fliegen in die Wellen, kle­ben einen Wimpernschlag lang am Wasser und lösen sich wie­der. Das kickt sie, die Fliegen. Der Ort ist gut und nie zu gut für mich. Verlöre ich nicht sämt­li­che Auftraggeber, wenn ich nicht ab und zu etwas schriebe, würde ich nie nach Hause gehen. Verließe ich nicht in einer Woche dau­er­haft die Stadt, ich käme jahr­zehn­te­lang immer wie­der. Ich hab hier nie­man­dem Erinnerungen gemacht. Der Alte, der vor mir schwimmt, dreht Richtung Leiter ab und steigt auf die zweite Stufe. Er dreht sich lang­sam um und sieht mich, an, Chlorwasser trieft aus sei­nem Bauchhaar, und ohne den Augenkontakt zu unter­bre­chen, spuckt er ins Wasser.

Das Format heißt "Fehl am Platz". Die Idee: Einer unserer Reporter sucht einen Ort auf, für den er die falschen Ideale, die falsche Hautfarbe, die falsche Schamgrenze besitzt. Für den einen ist das die NPD-Mitgliederversammlung, für den anderen das Masturbationsseminar, für den nächsten ein Restaurant, in dem man mit Messer und Gabel gleichzeitig essen muss. Das Format enthält Spuren von Sadismus. Und es ist indiskret. Der Autor gibt unweigerlich zu viel von sich preis.  Für den Probelauf haben wir uns zunutze gemacht, dass es Menschen gibt, die fast überall fehl am Platz sind.

Sich leicht angeekelt von sich selbst verabschieden – eine Trockenübung im Stadtbad

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Kommentare 5
  1. Marcus Ertle
    Marcus Ertle · vor mehr als 8 Jahre

    Well Done Eli!

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 8 Jahre

    Passend zum unpassenden Ort, schießt mir gleich das Wasser in die Augen - so schön ist das geschrieben.

    1. Elisabeth Dietz
      Elisabeth Dietz · vor mehr als 8 Jahre

      … Danke.

  3. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 8 Jahre

    Grandios! was für ein wunderschöner, unerfreulicher Text!

    1. Elisabeth Dietz
      Elisabeth Dietz · vor mehr als 8 Jahre

      Das ist eine ausgesprochen erfreuliche Antwort.

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