Es gibt Welten, die völlig abgeschlossen voneinander existieren. Wir sehen sie nicht. Wir wissen nichts von ihnen. Wir kommen nie mit ihnen in Berührung. Jedenfalls meistens.

Heute möchte ich einen Text vorschlagen, der zwar nicht unbedingt literarische Kriterien im klassischen Sinne dieses Kanals erfüllt, dessen große Stärke aber jene ist, die auch den New Journalism berühmt machte: Verborgene Welten für die Leser zu öffnen.

In Justizkreisen wird bereits seit langem über das Thema Zeugenschutzprogramm und Kronzeugenregelung diskutiert. Beteiligte, die für ihre Aussagen separiert werden müssen. Die in Eskorte zum Gerichtssaal gebracht werden. Und bei denen selbst die Richter oft nicht wissen, was sie eigentlich außerhalb der Gerichtsgebäude tun.

Lena Niethammer ist es gelungen, einen solchen Protagonisten zum Reden zu bringen. Das allein ist schwer genug. Aber auch die Situation zwischen ihr, dem Protagonisten selbst und dem Landeskriminalamt, welches solche Zeugen schützt, zeigt auf, dass diese Recherche alles andere als einfach gewesen ist.

Da ich selbst sehr viel in diesem Bereich arbeite, möchte ich noch etwas hinzufügen: Dieser Text ist wichtig. Für alle. Denn der Schutz dieser Zeugen, die eine wichtige Aufgabe im Justizsystem erfüllen, ist brüchig. Und die Sorgen der Menschen, die sich im Schutzprogramm befinden, kennen wir kaum. Lena Niethammer bringt ein sehr wichtiges Thema auf die Agenda. Sie gibt diesen Leuten eine Stimme: die Stimme von Milan Martens. Dafür gebührt ihr Dank und Respekt.