„Wallraffa“ – „wallraffen“ – nennt man es im Schwedischen, wenn ein Journalist unter falscher Identität recherchiert. Patrik Hermansson – 25 Jahre alt, schwul, Mitglied der antirassistischen Organisation „Hope not Hate“ – nahm unter dem Vorwand, eine Abschlussarbeit über die Unterdrückung rechtsgerichteter politischer Meinungen zu schreiben, Kontakt mit der britischen Alt-Right auf. Dank der guten Geschichte, seines klassisch „arischen“ Aussehens und des Enthusiasmus der Rechtsradikalen für alles Nordische wurde er freundlich aufgenommen und bereitwillig integriert. 

Ein Jahr lang nahm er an Diskussionsrunden und Kongressen, Grillabenden und Demonstrationen teil, eine winzige Kamera im Knopfloch. Er trank mit den Neonazis Met aus Kuhhörnern, grinste freundschaftlich, wenn sie darüber fantasierten, alle Juden auszulöschen und hielt sogar eine Rede – darüber, wie wichtig es sei, sich vor Infiltration durch die Linke zu schützen. Was er dabei herausgefunden hat, ist furchtbar, aber nicht überraschend. Am meisten Zündstoff bietet ein gut dokumentiertes Gespräch Hermanssons mit Jason Reza Jorjani, einem Gründungsmitglied der AltRight Corporation (einer Organisation, die Rechtsradikale aus aller Welt miteinander vernetzt), in dem Jorjani mit seinen Kontakten zur Trump-Regierung prahlt.

Hermanssons Engagement endete kurz nach den Fackelzügen von Charlottesville, nach dem Anschlag, bei dem die Demonstrantin Heather Heyer ums Leben kam und den er aus nächster Nähe miterlebte. Ihm ist eine fundierte Onlinereportage gelungen, die sich stellenweise wie ein tieftrauriger Spionagethriller liest.