Ich kann mit Marketing eigentlich nichts anfangen. Mir missfällt die Idee andere Leute zu manipulieren, um Begehrlichkeiten zu wecken oder um mehr Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen. Andererseits fasziniert mich Manipulation; ich liebe Zaubertricks, ich würde gerne mehr von Rhetorik verstehen, ständig überlege ich, wie ich Leserinnen dazu bekomme, meine piqs anzuklicken und hochzuvoten.

Der entscheidende Punkt, um zwischen verachtenswerter und sympathischer Manipulation zu unterscheiden, dürften wohl Transparenz, Respekt und Augenhöhe sein. Oder eben wohlüberlegte Selbstdarstellung, die auf Manipulation verzichtet und Raum für Meinungsbildung lässt.

Die Augustiner Brauerei in München verzichtet nach eigener Aussage auf Werbung („Wir würden niemals einen Fußballverein sponsern“), aber definitiv nicht auf wohlüberlegte und sorgfältig kontrollierte Selbstdarstellung. So wird nach wie vor im Zentrum Münchens gebraut, das alte Flaschendesign und Logo beibehalten und kein überstürztes Wachstum angestrebt. Außerdem betreibt Augustiner Bräu noch eine sogenannte Tennenmälzerei, mälzt also die Gerste selbst auf Kellerböden, statt industriell. Allerdings scheint es Augustiner hier bei der positiven Selbstdarstellung nicht so genau mit der Wahrheit zu nehmen. Sowohl im hier gepiqden, kostenpflichtigen FAZ-Text, als auch in einem sieben Jahre alten SZ-Portrait heißt es fast wortgleich:

Es ist wohl die letzte Anlage dieser Art in Europa.

Abgesehen davon finde ich das Augustiner Portrait in der FAZ und die geschickte Selbstdarstellung von Augustiner aber enorm lehrreich. Gute Produkte sprechen für sich selbst, aber noch besser sprechen sie für sich selbst, wenn um sie herum geschickt emotional und historisch aufgeladene, heimatverbundene, bodenstände Legenden und Geschichten gestrickt werden, die dann Bilder im Kopf des Konsumenten, statt auf dem Bildschirm vor dem Kopf entstehen lässt. 

Diese Art der Marketing-Manipulation lasse ich gerne über mich ergehen, aber Werbung ist’s nichtsdestotrotz.