Dies ist ein so starker Text. 

Mein sowieso sehr geschätzter Kollege Daniel Schulz, Redakteur bei der taz am Wochenende, hat - zusammen mit seiner Ex-Freundin Ariane - über seine ehemalige Beziehung geschrieben. Könnte man sagen: Oh Gott. Warum sollte ich das bitte lesen, schreiben doch alle darüber, nicht wahr?

Stimmt. Und stimmt auch komplett nicht. 

Daniel beschreibt, wie ihm, wie der Beziehung, der Sex verloren ging. Stückweise. Schleichend. Unwiederbringlich.

Er: Wenn zwei Menschen, die sich lieben, im Bett liegen, dann sollten gewisse Dinge passieren. Jedenfalls ab und an. Sie sollten sich berühren, sich küssen, die feinen Härchen des anderen spüren, die sich unter der Hand aufrichten. Sie sollten Sex haben. Wir sollten Sex haben. Wie lange ist das letzte Mal schon her? Manchmal fragte ich Ariane und nie hatten wir gleich gezählt. Ein Dreivierteljahr, sagte sie. Anderthalb Jahre, sagte ich, und ihre Augen bekamen kurz diesen Ausdruck, als hätte ich etwas erschossen, ein Reh vielleicht.

Daniel mag keinen Sex mehr haben. Hat keinen Bock mehr darauf. Ariane, sehr für Sex, leidet unfassbar darunter - und verliert nicht nur die Nähe, sondern auch immer mehr ihren geliebten Freund. 

Sie: Ich analysiere sonst alles, was schiefläuft mit Freunden. Aber dass mein Freund nicht mit mir schlafen will, ich jedoch dringend mit ihm, fast zwei Jahre lang – darüber konnte ich damals nicht reden. Ich hätte eher zugegeben, mir mein Studium erschwindelt zu haben oder zum Spaß Tiere zu quälen.

Daniel fragt sich: Muss man Sex haben - und, wenn ja, warum eigentlich? Und was, wenn es nicht mehr klappt? 

Beide wenden sich an einen Therapeuten. Irgendwann verspürt er schon Angst, wenn er abends ins Bett geht: Welche Ausrede habe ich? Wie schaffe ich es, ihr nicht das Herz zu brechen mit meiner Unlust?

Es ist sicher einer der intimsten, offensten und verletzlichsten Texte, die ich je gelesen habe. Es klingt immer so doof, wenn man am Schluss sagt: Ich war so berührt! Aber ich war so berührt, ich war regelrecht still. Eigentlich hätte ich weinen sollen.

Dies ist ein Text, den man wirklich lesen sollte, den man teilen muss, von dem man Kenntnis nehmen sollte: Er ist jetzt da. Reden wir darüber.

Danke, Daniel! 

Es ist so unfassbar traurig und großartig zugleich.