Als REPORTAGEN-Autorin Juliane Schiemenz ihren Geruchssinn verliert, wegen einer Corona-Erkrankung, ist sie zunächst nur ziemlich verunsichert. Als sie nachts aber auch Alpträume bekommt, die mit dem Riechen zu tun haben, und als es einfach nicht besser werden will, sucht sie schließlich einen Spezialisten auf. 

Meine Erkrankung war Ende Oktober 2020 gewesen. November, Dezember, Januar, Februar, März, nun brach der April an und damit mein sechster Monat. Der Frühling brachte die Blüten. Wenn ich ganz nah herantrat, konnte ich sie manchmal riechen. Sie waren wie ein Konzert, in dem ich nicht mehr alle Stimmen hören konnte. Und doch war sie schön, diese kaputte Melodie.

Der Spezialist, Professor Thomas Hummel, erklärt ihr nicht nur die Hintergründe, er macht auch ein ausführliches Riechtraining mit Schiemenz. Ob es am Schluss klappt, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. 

Es wurde Herbst. Ich hielt mich an kleinen Erfolgen fest, empfand Dankbarkeit für alles, was ich sah, hörte, roch, schmeckte und fühlte. Die Rückkehr eines Geruchs trug paradoxerweise immer auch zu meiner Verunsicherung bei: Ich fragte mich, wie viel es noch gab, das mir verborgen blieb. Das Dufttraining frustrierte mich zunehmend. Jeder Tag begann mit dem Erinnertwerden daran, dass etwas verloren war, und endete mit Resignation darüber, dass es verloren blieb. Manchmal wollte ich die kleinen braunen Gläser einfach gegen die Wand schmeissen.

Herausgekommen ist eine wunderschöne (und auch traurige) Reise in die Welt der Gerüche. Sie ist so faszinierend, weil wir tatsächlich wenig über dieses Thema wissen. Und selbst der Wissenschaft scheinen einige Geheimnisse noch immer verborgen zu sein. 

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