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Freudenschüsse durchs geschlossene Fenster

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannDonnerstag, 20.04.2017

Seit fast zehn Jahren beschäftige ich mich nun mit dem Kosovo, zunächst als Student, dann als Reisender, schließlich als Journalist. Von den Männern (und es sind ausschließlich Männer), die das kleine Land mit der großen Diaspora rund um die Jahrzehnte des Krieges am meisten geprägten haben, ist mir dieser am rätselhaftesten geblieben: Ramush Haradinaj. Er war einer der bekanntesten Kämpfer der Guerilla-Armee UCK und 2004 wurde der Mann, der einst als Dachdecker in der Schweiz arbeitete und nebenbei Waffen schmuggelte, Premierminister seines Landes. 

Er wurde auch der erste amtierende Staatschef, der wegen Kriegsverbrechen in Den Haag angeklagt wurde. Paradox genug, dass ihm hochrangige Vertreter der gleichen Diplomatie, die ihn vor Gericht stellte, die besten Wünsche bei einem Abschiedsessen in Pristina überbrachte. Heute ist er eine lebende Legende und Oppositionspolitiker und auch im mittlerweile vierten Versuch gelang es nicht, ihn der brutalen Verbrechen zu überführen, die ihm vorgeworfen werden. Zuletzt wurde er im Januar in Frankreich festgenommen. Trotzdem nicht unmöglich, dass er in ein paar Jahren mal wieder Staatschef wird und dann vielleicht auch im Bundeskanzleramt Hände schüttelt. 

Diese Reportage von William Langewiesche ist nicht nur das beste Portrait dieses absolut surrealen Mannes, sondern einer der ganz, ganz seltenen Artikel, die überhaupt zum Verständnis des Kosovo und seiner teilweise immer noch mittelalterlichen Gesellschaftsstruktur beitragen - sowie zum Verständnis der internationalen Gerichtsbarkeit und warum sie im Kosovo versagen muss. Und warum die Haradinajs wie Fürsten leben, die in Gesellschaft vor Freude auch gern mal im eigenen Haus mit Pistolen in die Sofakissen und Fensterscheiben schießen - aber gleichzeitig kühle Strategen, Architekten eines Krieges, der eine Befreiung war, sind. 

"The prosecutions reflected a global divide. Compared with the antiseptic killing done by the best modern armies—often by machines and from a distance—killing is dreadfully dirty when done by peasants like those of the K.L.A. (...)

The Hague stands for the other extreme. It is an emasculated place, the most lawyerly on earth, and the Silicon Valley of social correctives. "

Was ich hingegen nicht verstehe ist, wie Langewiesche es versäumen konnte zu erwähnen, wie viele der Zeugen, die gegen Haradinaj aussagen sollten, während des Prozesses ums Leben kamen. Groteskerweise ist das für diesen Artikel noch nicht mal essentiell. Wenn du in Deinem ganzen Leben nur einen Artikel über den Kosovo liest, lies diesen.

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