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Fundstücke

Frauen befreien sich nach der Flucht von ihren Männern

Charly Kowalczyk
Journalist

Ich bin in Singen am Hohentwiel geboren und lebe in Potsdam. Schreibe Radiofeature für den Deutschlandfunk und für die Sender der ARD. Bin Mitgründer des Bremer Hörkinos. Seit nun fast 19 Jahren stellen wir in Bremen ein Radiofeature der Öffentlichkeit vor.
www.bremer-hoerkino.de

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Charly KowalczykSonntag, 05.12.2021

Einen Krieg hinter sich zu lassen und in ein fremdes Land zu flüchten, ist an sich schon eine große Herausforderung. Für Frauen, für Männer und natürlich auch für ihre Kinder. Häufig kommen sie traumatisiert hier an. Für fast alle ist es schwierig, sich zurechtzufinden. Einen neuen Anfang wagen zu müssen. Im Deutschlandfunk-Feature erzählen geflüchtete Frauen, wie sie sich von ihren gewalttätigen Männern befreien. Und sie gehen sogar einen Schritt weiter: Sie trennen sich von ihren Männern, die sie davor jahrelang gequält hatten. Wie groß dieser Schritt ist, darüber sprechen drei Frauen mit der Autorin Maike Hildebrand.

Das Feature ist eindrucksvoll. Karg inszeniert. Auch das tut dem Stück gut. Die Autorin fragt behutsam. Selten direkt. Nie aufdringlich. Es ist Radio pur. 53 Minuten lang zuhören und dabei eintauchen in das Leben der geflüchteten Frauen, die jetzt Bürgerinnen Deutschlands sind. Sie haben es geschafft! Auch wenn es nicht leicht auszuhalten ist, was sie erzählen. Aber es ist auch ermutigend zu hören, wie viel Kraft sie haben. Wie sie bemerken, dass sie sich nicht mehr alles gefallen lassen müssen. Wie sie entdecken, dass sie unabhängig von ihren Männern sein können. So wie Salma Karim:

"Als ich hier ankam, habe ich gemerkt, dass die Bedingungen sehr gut sind. Die Kinder bekommen eine gute Bildung, ich kann zur Schule gehen und mich weiterbilden, ich kann eine Ausbildung machen und irgendetwas lernen. Aber er hat mir dann verboten, den Sprach-Kurs zu besuchen, eine Ausbildung anzufangen. Er hat mir vieles verboten, auf das ich sogar in Syrien nicht verzichten musste. Dort konnte ich alles mögliche machen, auch von meinen Eltern aus. Aber als ich hierher kam, war alles anders. Da war für mich der Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr so weitermachen wollte."

Auch für Motahareh Fazelli änderte sich einiges, als sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Deutschland angekommen ist. Sie musste alles allein regeln, sagt sie im Feature. Ohne Unterstützung ihres Mannes:

"Ich hatte viele Aufgabe wegen meine Sprache. Dass ich um die Schule kümmern musste oder Ämter, die Ämtersache erledigen musste und viel zu viel auch in unsere Haushalt. Wenn ich nach der Schule zuhause war, war überall chaotisch, sollte ich alles in Ordnung bringen, Essen vor die Kinder vorbereiten. Irgendwann konnte ich nicht mehr und ich hab wieder gesprochen. Dann bekomme ich solche Streit mit mein Ex-Mann. Und er hat immer gesagt, du hast nichts getan, du hast nichts gemacht, wieso beschwerst du dich? Er war immer mit Handy beschäftigt oder Bier trinken und so."

Irgendwann kam der Punkt, da wollte Motahareh Fazelli ein anderes, ein besseres Leben für sich. Sie wollte nicht mehr, dass ihr Mann sie schlägt, ihr verbietet, was ihr Lebensqualität versprach. Sie wollte Respekt von ihm einfordern. Doch ihr Wunsch nach eigener Bildung, nach Unabhängigkeit, nach eigenem Denken hatte für sie einen hohen Preis. Ihr Mann warf sie aus der Wohnung.

"Ich wusst nicht über diese Regeln in Deutschland. Wenn jemand von Haus raus ist und jemand bleibt, die Kinder gehört zu derjenige, der bleibt in der Wohnung. Ich glaube, ist so. Weil bis jetzt hatte mein Mann mit die Kinder in unsere alte Wohnung geblieben und ich musste eine Wohnung aussuchen.

Er musste die Kinder mir geben. Ich konnte die Kinder treffen, aber letztes Mal hatte er mich bis meine Wohnung verfolgt, und kommt hinter mir. In dieselbe Bus, dieselbe Straßenbahn. Und er hatte das früher auch zweimal so gemacht, aber er hatte immer sich versteckt. Aber dieses Mal hat er sich einfach gezeigt: ich verfolge dich. Und niemand konnte nichts machen. Er hat immer gesagt, wenn alles in Ruhe kommt, ich verbrenne deine Wohnung, ich töte dich. Ich hab so viel Angst bekommt, so viel Angst bekommt. Ich wusste gar nicht, was soll ich tun? Dann bin ich schnell in eine Dönerladen rein gegangen und ich hab hier gewartet: Vielleicht er geht nach Hause und geht zurück? Aber er kommt von Fenster, guckt mich, und nochmal kommt und guckt mich, und so böse, ja. Und eine Hand war in die Tasche. Ich hab gedacht, vielleicht er wollte jetzt etwas machen. Er hat mich wirklich so Angst gemacht, dass ich nicht nochmal zu meine Kind gehen wollte oder ich sage selber, dass ich meine Kinder wegen meine Sicherheit nicht treffen will."

Die gemeinste Methode der Männer, Druck auf ihre Frauen auszuüben, ist der Entzug der Kinder. Motahareh Fazelli bleibt dennoch mutig. So wie die zwei anderen Frauen auch. Aber es ist auch schwer. Selbst ihre eigene Familie in Afghanistan lehnt sie ab, weil sie sich von ihrem Mann trennt.

"Ich konnte nicht anrufen meine Mama, meine Schwester und mein Bruder. Wollte nicht, dass ich Scheidung machen, und jetzt meine ganze Familie wollte nicht mit mir sprechen, wollte mich nicht mehr sehen und so. Weil ich hab Scheidung gemacht und ja, als eine afghanische Frau macht man das nicht!"

Motahareh Fazelli kämpft darum, dass ihre Kinder in Zukunft wieder bei ihr leben. Auch vor Gericht. Sie hat einen neuen Freund, der zu ihr passt. Da kann man sich beim Zuhören gleich mitfreuen.

Frauen befreien sich nach der Flucht von ihren Männern

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