In diesem Kanal habe ich im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre Reportagen von weltberühmten Autoren gepiqd, die für die renommiertesten Publikationen überhaupt geschrieben haben. Die Fallhöhe ist dann natürlich groß, wenn ich sage: Diese Geschichte von einem rumänischen Blog gehört mit dazu. Der Blog heißt Casa Jurnalistului, dt.: Haus der Journalisten, und es lebt dort eine wechselnde Anzahl unabhängiger Journalisten. Sie kochen zusammen, sie feiern, sie redigieren und schreiben, es ist eine Mischung aus Gruppe 47, Hippie-Kommune und besetztem Haus, es gibt kein Geld, aber es gibt eine Ausbildung, die aus talentierten Anfängern Poeten und Anthropologen macht. Der Blog funktioniert entgegen aller Marktlogiken. Kommt eine neue Geschichte raus, und manchmal vergehen mehrere Monate zwischen zwei Storys, dann spricht das halbe Land darüber. 

Matei Bărbulescu hat an dieser Geschichte mehr als ein Jahr gearbeitet. Ursprünglich sollte es in der Reportage vor allem um das rumänische Gesundheitssystem gehen, in dem die Behandlung von Drogensucht praktisch nicht existiert. Gleichzeitig gab es mehrere Drogenepidemien, zuletzt vor allem Legal Highs, die nicht mal einzudämmen versucht worden sind. Als Matei fast fertig war mit recherchieren, rief ihn die Schwester des jungen Junkies an, den er für den Artikel lange durch seinen Alltag begleitet hatte. 

“Matei, my brother is dead…”

She stops for a second, she trembles as she breathes and continues: “They called me this morning from the police. I didn’t want to tell mom, didn’t wanna hurt her. Please, take care of her when she gets to the hospital. Call me up when she’s there.”

Aus der geplanten Reportage ist eine Familiengeschichte, ein Sittenportrait und eine politische Analyse geworden, selbst wenn man sich nicht für Rumänien interessiert, ist das extrem lesens- und sehenswert.