Wenn ich sonntagnachmittags in Bukarest den MDR-Livestream anschalte, mein FSV Zwickau-Trikot anziehe und mir das Drittligagerumpel meines Heimatvereins anschaue, falle ich mit jeder Spielminute in der Gunst meiner Freundin Valentina. Nicht, dass sie was gegen Fußball hat. "Aber du bist doch sonst nicht so", sagt sie. Sie meint das Jubeln und Fluchen. Ich hab es ihr schon ein paar Mal erklärt. Es geht doch hier nicht nur um ein Spiel. Hat nicht viel gebracht.

Zur Zeit läuft in Bukarest das Dokumentarfilmfestival One World. Dort hatte gestern der Film Brotherhood seine Europapremiere. Es geht um ein Amateurfußballteam, das es zu einiger Prominenz geschafft hat. Der Club hat den einzigen schwarzen Trainer in ganz Rumänien. In der Mannschaft spielen mehrere Roma, was leider ebenfalls eine Ausnahme ist. Der Torwart hat nur einen Arm. Der Vereinspräsident hat sein Haus verpfändet und ist bei den Schwiegereltern eingezogen, um den Acker zu kaufen, auf dem das Team spielt. Neben dem Spielfeld hält der Boss Hühner, die er seinen Spielern am Ende der Saison als Prämie mitgibt. Der Club nennt sich Fratia - Bruderschaft. 

“It’s not a story about football, it’s a story about life,” sagt James Montague, ein britischer Journalist, der 2014 für die New York Times die Geschichte des Clubs beschrieben hat und einen Kurzauftritt in der Doku hat.

Ich habe noch nie so viele Männer im Kino weinen sehen wie gestern. Und eine Menge strahlender Nachwuchskicker hat die anwesenden Protagonisten nach der Vorführung mit Fragen bombardiert.

Natürlich habe ich den Moment schamlos ausgenutzt, um Valentina direkt nach dem Film ein Versprechen abzuringen: 

"Wirst du jemals wieder anzweifeln, dass Fußball viel mehr als nur ein Spiel ist?"

"Nein, natürlich nicht."