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Fundstücke

Die Quantentheorie des Sports

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannFreitag, 27.05.2016

Ich habe viele Jahre lang im Verein Fußball gespielt, teilweise an fünf Tagen die Woche Training und Spiele absolviert, an noch mehr Tagen über Fußball geredet, Fußballbücher gelesen und Fußball geschaut; meist mit meinen Fußballfreunden, aber auch mit Menschen, die sich gar nicht für Fußball interessieren, was ich in aller Bildhaftigkeit des Begriffs für nicht hinnehmbar hielt, ob der Größe und der Ästhetik dieses Sports, seiner pontifikalischen Potenzen (und seiner metaphorischen Qualitäten); ich habe - in der Bettwäsche meines Heimatvereins wälzend - vom Tore schießen geträumt und von gewonnenen Zweikämpfen, war also, wenn ich das im Nachhinein betrachte, ein absoluter Nerd und wenn ich heute bei Fußballspielen Ultras auf dem Zaun ihres Blocks im Stadion stehen sehe, wie sie schreiend und mit freiem Oberkörper an den Drahtgittern wackeln, denke ich manchmal, dass die Liebe zu diesem Sport vielleicht das irrationalste und religiöseste Gefühl ist, das ich jemals empfunden habe und komme mir gleichzeitig erhaben und erniedrigt vor.  

Das gleiche Gefühl überkommt mich auch, wenn ich mit Profisportlern spreche: Einerseits ist da der Respekt vor deren Leistung, in einer Sache zu den besten der Welt zu gehören und dafür reich und anerkannt geworden zu sein - andererseits das arrogante Gefühl der Überlegenheit, wenn man mit jemandem spricht, dessen Leben daraus besteht, ein Spiel unfassbar Ernst zu nehmen. 

Wenn man sich mit den Kugelstoß-Weltmeistern David Storl und Christina Schwanitz schon mal an einem Nachmittag eine champagnerkühlergroße Schüssel Hackfleich geteilt hat, kann man das vielleicht am besten nachvollziehen. 

Am besten beschreiben kann das Profisportler-Paradox aber natürlich David Foster Wallace, weil David Foster Wallace von Brooke Shields Augenbrauen über kochende Hummer bis zur Routine von Reinemachfrauen auf Kreuzfahrtschiffen alles am besten, am witzigsten, am traurigsten und informativsten beschreiben kann. Da er selbst ein begeisterter Tennisspieler war, tut er das in "The String Theory" am Beispiel dieses Sports. Danach weiß man alles über Tennis. Und das ist selbst dann interessant, wenn man sich überhaupt nicht für Tennis interessiert. Wie die Doppeldeutigkeit des Originaltitels bereits unbescheiden andeutet, ist der 1996 erstmals veröffentlichte Text sowas wie die Quantentheorie des Profisports und seiner Widersprüche:

"We'll pay large sums to watch a truly great athlete; we'll reward him with celebrity and adulation and will even go so far as to buy products and services he endorses. But it's better for us not to know the kinds of sacrifices the professional-grade athlete has made to get so very good at one particular thing. Oh, we'll invoke lush clichés about the lonely heroism of Olympic athletes, the pain and analgesia of football, the early rising and hours of practice and restricted diets, the preflight celibacy, et cetera. But the actual facts of the sacrifices repel us when we see them: basketball geniuses who cannot read, sprinters who dope themselves, defensive tackles who shoot up with bovine hormones until they collapse or explode. We prefer not to consider closely the shockingly vapid and primitive comments uttered by athletes in postcontest interviews or to consider what impoverishments in one's mental life would allow people actually to think the way great athletes seem to think."

Die Quantentheorie des Sports

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