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Deutschstunde – Eine Reportage aus einem chinesischen Reisebus

Hanna Hünniger
Journalistin und Buchautorin
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Hanna HünnigerMittwoch, 24.08.2016
Berlin-Tegel, acht Uhr früh, grauer Himmel. »Ist das Smog?«, fragt Frau Tian auf dem Rollfeld, sie trägt eine dünne, mit Kirschen gemusterte Jacke. Ihr Mann schaut nach oben. »Nein, nur schlechtes Wetter«, beruhige ich beide.

Neulich habe ich mir in einem dieser neuen Urlaubsanbieter mit ermäßigten Preisen („Denn auch die luxeriösesten Hotels wollen keine freien Zimmer“) diese und jene Rundreise angeschaut. „Silvester: Vier Tage Shanghai/Peking und die Metropolen Chinas“. An Tag zwei hieß es im Programm: „Besichtigung der chinesischen Mauer, danach Mittagessen in einem lokalen Restaurant“ (Wo sonst?). Das fand ich toll. Mir ist wirklich erst nach Lektüre des folgenden, verlinkten Textes in den Sinn gekommen, dass die chinesische Mauer vielleicht nicht vollumfänglich zwischen Frühstück und Mittagessen passen kann.

Das Angebot des Veranstalters habe ich total ernst genommen und war ehrlich gesagt sogar dankbar, dass ich nicht stundenlang auf die Mauer glotzen musste und dazu staunen. Andererseits machen wir uns über nichts am feistesten lustig, als über aus dem Reisebus heraus fotografierende Chinesen. Und das laut und auf die alle-Asiaten-sind-aus-China-Art lustig. Sie sind die Bevölkerung auf der Welt, bei der unverhohlener Rassismus noch möglich ist.

Die deutsch-chinesische Journalistin Xifan Yang hat eine chinesische Reisegruppe während einer Tour durch Deutschland begleitet. Es ist ein wirklich ulkiger Text über Deutschland. Sein Land sozusagen von außen betrachtet. Deutschen fällt es oft schwer, eine andere kulturelle Perspektive einzunehmen. Zum Beispiel mir. Hier ist sie, vorgetragen von einem in Deutschland lebenden, chinesischen Reiseleiter:

Herr Yang, der Reiseleiter, zieht einen Schnellhefter mit Vortragsmanuskripten hervor, auf denen er Stichpunkte zu Themen wie »Gesellschaft«, »Verkehr« und »Geschichte des Biers« notiert hat: »Es kann leicht passieren, dass ihr später keine Ahnung mehr habt, wo ihr überall gewesen seid«, sagt er und empfiehlt, in jeder Stadt zuerst einen Kanaldeckel mit eingraviertem Ortsnamen abzufotografieren – als Erinnerungshilfe.

Ein anderes Mal sinniert eine Touristin über die chinesischen Restaurants in Deutschland und fragt sich: „Was müssen die Deutschen von uns denken, wenn sie so etwas essen.“ Der Reiseleiter hingegen warnt eindringlich vor Übergriffen auf Touristen, sie seien ein beliebtes Opfer. In Frankreich sei es aber noch schlimmer. Auf einem Staatsbesuch in Peking habe Hollande sogar mehr Polizeischutz für chinesische Touristen am Eiffelturm zusichern müssen.

Und die Autorin dröselt den internationalen Boom mit chinesischen Touristen auf, beschreibt sehr unterhaltsam und zart ihre Reisegruppe und das wenige, was sie von Deutschland sehen. Traurig wird man bei dem Luxus-Menschenhandel aber auch, oder besser gesagt nachdenklich.

Meine zehn Mitstreiter haben am Ende abzüglich Mehrwertsteuer knapp 50 000 Euro ausgegeben haben – nur für Shopping. »Das ist noch gar nichts«, feixt der Reiseleiter, der schon größere Einkaufsorgien erlebt hat. Reihum glückliche Gesichter. Die Jüngeren tätscheln ihre Tüten, als seien sie auf Drogen. Nur Frau Tian, die Dame mit den Kirschen auf der Jacke, schaut etwas betrübt. Sie zeigt mir ihre neue Tasche von Coach und einen neuen Staubsauger-Roboter. Auf den Etiketts steht »Made in China«. 
Deutschstunde – Eine Reportage aus einem chinesischen Reisebus

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