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Fundstücke

"Deshalb würde ich gerne die Fragen stellen und Sie antworten"

Charly Kowalczyk
Journalist

Ich bin in Singen am Hohentwiel geboren und lebe in Potsdam. Schreibe Radiofeature für den Deutschlandfunk und für die Sender der ARD. Bin Mitgründer des Bremer Hörkinos. Seit nun fast 19 Jahren stellen wir in Bremen ein Radiofeature der Öffentlichkeit vor.
www.bremer-hoerkino.de

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Charly KowalczykMittwoch, 22.06.2022

Union, FDP und AfD verlangen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. Der Druck wird spürbar größer auf die Ampel. Obwohl bis heute die Endlagerfrage nicht geklärt ist. Auch Bayern will die radioaktiven Abfälle nicht haben, dennoch sollen weitere Abfälle produziert werden. Eine Logik, die man erst mal verstehen muss. Kein Bundesland will das Endlager haben, dennoch soll bis 2031 der Standort für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle gefunden werden. Exportieren geht nämlich nicht, da die Europäische Union sich darauf geeinigt hat, dass jeder Mitgliedsstaat, der radioaktive Abfälle erzeugt, auch für die sichere Beseitigung oder dauerhafte sichere Lagerung dieser Abfälle verantwortlich ist. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie diese Frage gelöst werden wird.

Die Frage nach der Endlagerung hat Christoph Heinemann, Moderator des Deutschlandfunks, dem CSU-Chef Markus Söder gar nicht gestellt. Auch keine Frage zur Verantwortung von CDU/CSU zur Energieabhängigkeit von Russland. Aber seine Fragen reichten aus, um den Ministerpräsidenten in Rage zu bringen. Ein interessantes Interview. Auch wie man versucht, Antworten aus dem Weg zu gehen, wenn einem die Fragen nicht passen. Eine Kostprobe:

Heinemann: Omid Nouripour, Co-Chef der Grünen, bescheinigt Ihnen faktenfreie Vorschläge zur Nutzung der Atomkraft. Wenn die Laufzeiten verlängert werden sollen, welche Teufel stecken in welchen Details?

Söder: Zunächst mal wäre das jetzt auch massive Kritik an Christian Lindner. Man sieht ja nach dem Vorbericht, den Sie ja zusammengestellt haben, auch, dass innerhalb der Ampel hin und her gestritten wird.

Heinemann: Bleiben wir mal bei der Kritik an Ihnen.

Söder: Darf ich ausreden? – Der Vorschlag wäre ja dann genauso an den Kollegen Bundesfinanzminister gerichtet, was ja auch ein bisschen über den Zustand der Ampel zeigt.

Das zweite ist: Es sagen ja die Kernkraftbetreiber selber, natürlich könnten wir sie weiterlaufen lassen. Jetzt, heute muss entschieden werden, und zwar bald, soll die Kernkraft verlängert werden. Ich bin auch der Meinung, über den Winter geht das auf jeden Fall, muss es auf jeden Fall sein. Ich bin auch der festen Überzeugung, auch länger, bis diese Krise insgesamt gelöst ist.

So geht es im Interview weiter. Markus Söder will seine Botschaften loswerden. Eigentlich will er bestimmen, was man ihn fragt. Er weicht aus, wo er nur kann.

Interessant ist, dass der Chef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, die Debatte um die Laufzeitverlängerung aus verschiedenen Gründen skeptisch sieht. Man könne nicht einfach von irgendwoher die benötigten Brennstäbe für die Akw einkaufen, denn diese müssten genau zum Reaktortyp passen. Es gehe zudem nicht nur um die Höhe der Verfügbarkeit von Brennstäben, sondern auch um die „Frage der Sicherheitsarchitektur, der Sicherheitsüberprüfungen und wer übernimmt welche Risiken“. Der Verband der Kernenergie ist hingegen überzeugt, dass man die Hürden rechtzeitig überwinden könnte. Es gibt dazu also auch unterschiedliche Positionen in der Industrie. Markus Söder aber argumentiert nicht differenziert. Er schließt sich einfach der Position des Verbandes der Kernenergie an. Alles andere sei ideologisch, behauptet er.

Markus Söder ist vielleicht schlecht gelaunt an diesem Morgen. Das wäre zu verzeihen. Aber im Interview sollte es dann doch selbstverständlich sein, auf Fragen zu antworten.

Heinemann: Dankeschön immer wieder für den persönlichen Bezug, besonders wichtig. – Herr Söder, einen Punkt haben Sie bisher umschifft, nämlich die Prüfung von Kernkraftwerken erfordert, dass diese Kraftwerke runtergefahren werden. Was ist denn damit kurzfristig für die Stromgewinnung gewonnen?

Söder: Wie läuft denn die Prüfung von Kernkraftwerken ab? Wer macht denn die eigentlich nach Ihrer Auffassung?

Heinemann: Kurze Regelerinnerung: Die Hörerinnen und Hörer des Deutschlandfunks interessieren sich sehr für Ihre Antworten, aber nicht für meine. Deshalb würde ich gerne die Fragen stellen und Sie antworten.

Söder: Aber die Hörerinnen und Hörer wollen auch wissen, was der Hintergrund Ihrer Frage ist.

Heinemann: Bitte! Dann zeigen Sie uns den Hintergrund auf. Wie funktioniert das denn mit der Prüfung?

Söder: Sie argumentieren ja, dass das nicht möglich ist und dass das nicht geht und dass es nichts bringt.

Heinemann: Ich stelle Fragen!

Zum Glück gibt Christoph Heinemann nicht nach und fragt einfach weiter. Gut so.

 
"Deshalb würde ich gerne die Fragen stellen und Sie antworten"

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Kommentare 3
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor fast 2 Jahre

    Immerhin existiert das Gutachten tatsächlich, auf das er sich bezieht: https://www.zeit.de/ne...
    Auf Twitter kursiert gerade ein Ausschnitt aus einer aktuellen Maischberger-Sendung in der Ulrike Herrmann (taz) Friedrich Merz Aussagen zur Atomkraft kritisiert. Die Kritik lässt sich meiner Meinung nach zumindest in Teilen auch auf Söder übertragen: "Selbst wenn die AKWs laufen würden, hätte man das Gasproblem nicht gelöst. Und das ist sehr typisch für Friedrich Merz, er redet eine Menge, aber hat keine Ahnung von den Fakten, und das ist auf Dauer total gefährlich!"
    https://twitter.com/Nu...

  2. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor fast 2 Jahre

    Wenn solche Interviews häufiger vorkommen, dann werden Kabarettisten und Comedians arbeitslos bzw. nicht mehr benötigt.

  3. Susanne Franzmeyer
    Susanne Franzmeyer · vor fast 2 Jahre

    Ich habe den Beitrag zufällig im Radio gehört - nicht vollständig - und mir blieb die Kinnlade offen. Söders Reaktionen auf die Fragen waren so dermaßen unmöglich. Heinemann hat das großartig gemeistert, ist sachlich und bei der Sache geblieben. Danke für den Piq. Werde ich gleich noch einmal sehr aufmerksam in kompletter Länge nachhören.

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