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Der Getriebene: Portrait eines Pädophilen im Kampf gegen sich selbst

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannSonntag, 21.01.2018

Pädophilie gilt als nicht heilbar. Es gibt keine wirkliche Erklärung dafür, wie die Störung entsteht. Die meisten Pädophilen wurden, im Gegensatz zum Klischee, auch nicht sexuell missbraucht. Heike Faller hat einen Mann, im Text Jonas genannt, dabei begleitet, wie er versucht, mit seiner Störung umzugehen.

Mit 12 bemerkte (Jonas), dass ihm kleinere Jungen gefallen. Als er 17 wurde, waren die Objekte seines Begehrens nicht mitgewachsen. Er begann zu begreifen: dass er festgelegt war. Auf eine Sexualität, mit der er andere schwer verletzen würde, wenn er sie ausleben würde. Schon damals war ihm klar, dass er seine Fantasien nie in die Tat umsetzten würde – Kinderpornografie erlaubte er sich als Ersatzhandlung. (...) Er fand sie erregend, weil er pädophil ist, und abstoßend, weil er Empathie besitzt. Morgens wachte er oft um fünf auf und spähte durch die Jalousien; er hat gelesen, dass Hausdurchsuchungen immer am frühen Morgen stattfinden. Kein Mensch erfuhr von seinen Ängsten. Er wusste ja, wie die Welt über Männer wie ihn denkt. So wie er selbst über sich dachte: krank. pervers. Die Schlimmsten, die es gibt.
Etwa ein Prozent aller Männer sind pädophil. Faller beschreibt entlang der Geschichte des selbstmordgefährdeten Jonas auch, wie sich der therapeutische Umgang mit Pädophilen gewandelt hat:
Schon seit Beginn des letzten Jahrhunderts gibt es tiefenpsychologische Ansätze in der Behandlung dieser Störung. In den sechziger Jahren kamen Aversionsmethoden auf, bei denen Betroffene mit Elektroschocks oder Brechreiz auslösenden Medikamenten umkonditioniert werden sollten. Das funktionierte auch, allerdings nicht langfristig. Seit Ende der siebziger Jahre herrscht ein weniger optimistisches Bild von der Veränderbarkeit der sexuellen Präferenz. (...) Das Mittel der Wahl sind inzwischen Verhaltenstherapien, bei denen es um Kontrolle statt um Heilung geht. Zusätzlich werden seit den sechziger Jahren testosteronsenkende Medikamente eingesetzt, seit 1970 gibt es in Deutschland außerdem ein Gesetz, das die freiwillige chirurgische Entfernung der Hoden erlaubt.

Letztlich habe sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass, was nicht heilbar ist, zwar nicht geheilt - aber dennoch erfolgversprechend behandelt werden kann: 

Im Grunde (basiert das neue Programm der Berliner Charité, C.G.) auf der Idee, dass man nur etwas beeinflussen könne, was man als Teil seines Selbst akzeptiert habe. Nur dann habe man Zugriff auf die Gefühle, könne Gefahrensituationen erkennen und sein Verhalten ändern. In der Therapie sollen die Männer üben, ihre sexuelle Präferenz als Teil ihrer Person anzuerkennen. Sie sitzen im Kreis und sprechen über Situationen in ihrem Leben, in denen Kinder eine Rolle spielen. Sie diskutieren Momente, in denen sie ihre eigenen Wünsche einem Kind unterstellen. Sie schreiben Briefe aus der Perspektive eines potenziellen Opfers und verfassen einen Schutzplan mit persönlichen Warnsignalen, die zu einem Missbrauch führen könnten. Und sie üben in Rollenspielen, Menschen außerhalb der Therapie ins Vertrauen zu ziehen. Soziale Unterstützung gilt als wichtiger Schutz vor Rückfällen. 

Faller zeichnet in präzisen, eleganten Sätzen ein sachliches, zugleich herzzerreißendes Portrait eines Pädophilen im Kampf gegen sich selbst. Die Reportage wurde 2013 mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet.

Der Getriebene: Portrait eines Pädophilen im Kampf gegen sich selbst

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