Eine große Spielwelt und die obsessive Liebe zum Detail allein machen wahrlich noch kein gutes Spiel. Aber je vielfältiger eine virtuelle Welt, umso mehr Möglichkeiten gibt es, sich auf einen einzelnen Aspekt zu konzentrieren und das Spiel aus dieser speziellen Perspektive zu betrachten. Ein wunderschönes Beispiel dafür ist der verlinkte Text, der auf der Website der National Audubon Society, einer amerikanischen Vogelschutzorganisation, erschienen ist. Darin begibt sich der Birder Nicholas Lund mit dem In-Game-Fernglas auf Vogelbeobachtung im Westernspiel Red Dead Redemption 2, das mit einer Vielzahl von Vogelarten lockt, von Lachmöwe über Silberreiher bis hin zum Kondor.

Lund beschränkt sich aber nicht auf die Beschreibung seiner Sichtungen, sondern ordnet das Naturverständnis des Spiels auch inhaltlich ein. Schließlich spielt die Handlung in einer Ära, in der Artenschutz noch kein Thema war und Vögel, wie die Natur insgesamt, vorrangig als Ressource betrachtet wurden. Der industrielle Vormarsch Ende des 19. Jahrhunderts und seine bevorstehenden Auswirkungen auf Mensch und Natur werden für den Vogelbeobachter zum zentralen Thema des Spiels:

„A sense of foreboding follows me around the lush world, knowledge that humans were at work destroying it all. Much of that destruction is represented in-game, from the factory smokestacks of Saint Denis to the Owanjila Dam, but I could also feel it extended into real life. I couldn’t help but envision the dirt paths becoming busy highways, and each green meadow converted into a housing development. RDR2 presents an idealized version of the natural world, but the loss feels very real.“

Schön ist an Lunds Artikel nicht nur sein Blick auf das Spiel, sondern auch die Aufmachung: So enthält der Text neben vielen passenden Screenshots eine „Field List“ aller Vögel in RDR2 sowie der Regionen, in denen sie zu finden sind. In der linken Spalte finden sich zudem die „Birds in This Story“ mit Zeichnung und Klangbeispiel.