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Pop und Kultur

Unter Nazis, 1943 – Leopold Tyrmands Schelmenroman "Filip"

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
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Jan PaerschDienstag, 22.06.2021

Sommer 1943: Der dreiundzwanzigjährige Filip, knapp aus sowjetischer Gefangenschaft entkommen und mit falscher Identität nach Deutschland geflohen, arbeitet als vermeintlich französischer Fremdarbeiter in einem Frankfurter Luxushotel. Seine Absicht: den Krieg "im Auge des Orkans" zu überleben.

Er war polnischer Jude, und aus irgendeinem Grund hielt er es für eine gute Idee, während des Holocausts in Deutschland unterzutauchen – getarnt als französischer Kellner. Ein unglaubliches Buch!

Das sagte der 2018 verstorbene Andrew Ranicki (Sohn von Marcel Reich-Ranicki) nicht über die Figur Filip, sondern über den Autor des Romans "Filip", Leopold Tyrmand. Der brachte das autobiographische Buch über sein Kellnerleben im Nobelhotel 1961 in Polen heraus, wo es kaum wahrgenommen wurde – Tyrmand galt damals bereits als regimekritisch und wanderte kurz darauf in die USA aus.

Und jetzt erst, 60 Jahre später, liegt das Buch in der famosen Übersetzung von Peter Oliver Loew vor. Ich habe erst ein Drittel geschafft, aber die literarische Qualität, die Intelligenz und die Komik begeistern mich schon jetzt. Auch das Feuilleton ist angetan:  "eine großartige Überraschung und bereichernde Entdeckung", meint der DLF, unten gepiqd. Die SZ führt aus:
"Filip" wird vom Verlag als Schelmenroman angepriesen, tatsächlich ist es die Geschichte einer Selbstbehauptung. (...) Die Kellner versuchen, kleine Siege über die verhassten Parteibonzen und Offiziere, Gauleitergattinen und Industriellen zu erringen, die im Parkhotel absteigen.

Filip ist kein Widerstandskämpfer in Frankfurt. Er hat die typischen Probleme eines Twentysomethings, denkt an Frauen, Essen, Alkohol und Zigaretten. Natürlich spricht das Wissen des Überlebenden Tyrmand aus der Figur, die die wunderbaren Alltagsbeobachtungen des Autoren teilt:

Sie konnten mich nicht ausstehen, weil ich jung war, unversehrt, weil ich überleben und siegen würde, weil ich keine Müdigkeit in mir trug, die noch kein Zweifel ist, aber die sie schon erbarmungslos zu Boden drückte, zu den Luftschutzbunkern, zu einer Scheibe dunklen Gerstenbrots, die mit einer dünnen Schicht fettarmem Käse und einem Becher Getreidekaffee das ersetzen würden, was sich einst Frühstück nannte.

Immer wieder hat Tyrmand universale Weisheiten für uns. Eine lautet: zur "Jeunesse dorée" kann man nur bis zu einem gewissen Alter gehören:
Alkohol, Mädchen, Fußballspiele, Swingmusik, scharfe Witze, Kino und nicht endend wollende Pokerpartien, die ganze Welt um Geld und Lebensmittelmarken bescheißen - was für eine Freude! Aber eben nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt.
Unter Nazis, 1943 – Leopold Tyrmands Schelmenroman "Filip"

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