„Patriot“ ist eine Spionage-Serie, die eigentlich keine Spionage-Serie ist. Denn hier werden die Elemente des Genres auseinandergenommen, leicht bis stark verändert und in anderer Reihenfolge zusammengesetzt. Das hat Erfinder und Showrunner Steven Conrad mit seinem Team so meisterhaft gemacht, dass eine Serie dabei herausgekommen ist, die spannend, traurig, lustig, wehmütig und verrückt ist. 

Es geht um den Agenten John Tavner alias John Lakeman (großartig: Michael Dorman), der ein grübelnder Typ ist und Schuldgefühle wegen seiner Aufträge hat, die er dadurch zu verarbeiten versucht, dass er Folk-Songs darüber schreibt. Um das Atomprogramm des Iran zu stoppen, bekommt John einen komplizierten Auftrag, für den er sich als Ingenieur in eine US-Firma einschmuggeln muss. Von da an geht viel schief, werden Tränen vergossen, Hunde gestohlen, Messerkämpfe ausgefochten, Enten gejagt, viele Lügen erzählt, luxemburgische Polizeibeamtinnen ausgetrickst - und auch Menschen getötet. 

Mal ist diese Amazon-Serie so nah an ihren ungewöhnlichen Figuren und deren Gefühlen, dass man sie von klein auf zu kennen scheint und die Geschichte in den Hintergrund tritt. Mal passiert so viel so schnell, dass man vor dem Bildschirm nicht blinzeln will, um nix zu verpassen. Dann wieder werden in aller Ruhe und Ausführlichkeit scheinbar Nebensächlichkeiten erzählt, die man dennoch aufsaugt. Und immer ist da eine besondere Stimmung zwischen Melancholie und Hoffnung, die von der Hauptfigur ausgehend die ganze Serie erfasst.

Staffel 1 und 2 von „Patriot“ sind bei Amazon Prime verfügbar.

• Mehr zu S1 gibt’s in der „FAZ“-Rezension. Noch treffender finde ich allerdings die „New York Times"-Kritik.
  
• Eine deutsche Kritik zu S2 habe ich nicht gefunden, ich kann den englischen Text bei „Uproxx“ empfehlen.
  
• Wer mehr über die Hintergründe wissen will: Showrunner Steven Conrad spricht im Podcast „Writer’s Panel“ ausführlich über die Serie. iTunes - Spotify - RSS
  
• Den Soundtrack gibt's bei Amazon Music.