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Pop und Kultur

"Ohne Katastrophe nicht denkbar gewesen": Große Doku über den Love-Parade-Prozess

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch lebt und arbeitet in Peking und Berlin und schreibt regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, China Table, RADII, Fluter und die Berliner Morgenpost. Er interessiert sich vor allem für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees.

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Fabian PeltschFreitag, 24.07.2020

Es war eines der größten Strafverfahren der Bundesrepublik: Rund 60 Nebenkläger, 40 Anwälte und mehr als 100 Zeugen waren geladen, mehr als 1.000 Stunden Filmmaterial, 1.000 Aktenordner und eine Hauptakte mit 60.000 Seiten wurden durchgearbeitet, um herauszufinden, wer verantwortlich dafür ist, dass bei dem Duisburger Loveparade-Remake vor heute genau zehn Jahren 21 Menschen starben und 600 verletzt wurden. 

Der Regisseur Dominik Wessely hat das Strafverfahren verfolgt und chronologisch aufbereitet. Seine Doku ist nun unter anderem auf Arte zu sehen. Weil während der Verhandlung im Gerichtssaal nicht gefilmt werden durfte, werden Prozessverläufe nachgesprochen. Hauptrollen spielen Nebenkläger wie das spanische Ehepaar Núria Caminal und Francisco Zapater. Sie haben ihre 22-jährige Tochter Clara verloren, die bei der Duisburger Love-Parade den Abschluss ihres Erasmus-Semesters feiern wollte. In Deutschland versuchen sie mit Dolmetschern, die komplizierte Lage vor Gericht zu überblicken. Manfred Bauknecht, einer der Feiernden, der dem Tod nur knapp entging, besucht zusammen mit dem Regisseur die Unglücksstelle. Seine Handy-Aufnahmen von damals zeigen das Ausmaß der Katastrophe an der total überlaufenen "Rampe Ost", wo von einem Moment auf den anderen plötzlich "ganz ganz viel aus dem Ruder läuft". Die Bilder sind zu Recht gepixelt, mit den "Holt-mich-hier-raus"-Schreien der Umstehenden aber trotzdem schwer erträglich. "Diese Menschen sind lebend mit mir hereingelaufen und lagen danach tot auf diesem Schlachtfeld rum", sagt der sichtlich gealterte, ernst gewordene junge Mann und blickt ins Leere.  

Der Gutachter Professor Dr. Jürgen Gerlach sagt: Ohne Katastrophe hätte man eine Veranstaltung dieser Größe auf diesem ungeeigneten, eingegrenzten Gelände gar nicht umsetzen können. Anhand von Simulationen zeigt er, wie verschiedene andere Szenarien ebenfalls zu einem hochgefährlichen Rückstau geführt hätten. Trotzdem endet der Prozess nach zweieinhalb Jahren und 184 Verhandlungstagen ohne Urteil. Keine der zehn Personen, die wegen fahrlässiger Tötung angeklagt waren – sechs Mitarbeiter der Stadt und vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent – konnte wirklich als schuldig ausgemacht werden. Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland und Lopavent-Chef Rainer Schaller waren nur als Zeugen geladen.

Oberstaatsanwalt Uwe Mühlhoff spricht am Ende der 128 Minuten von einer "organisierten Verantwortungslosigkeit", von einer "Multikausalität" mit einer Vielzahl von Beteiligten. "Den einen Bösewicht" habe es nicht gegeben, sagt der Vorsitzende Richter Mario Plein. Auf die spanischen Hinterbliebenen wirkt es, als sei Deutschland erst an der Organisation einer Massenveranstaltung gescheitert, und dann an der erfolgreichen Umsetzung eines Mammutprozesses. Sie wollen weiterkämpfen, vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrecht.
"Ohne Katastrophe nicht denkbar gewesen": Große Doku über den Love-Parade-Prozess

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