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Pop und Kultur

Die Spex ist tot. Deutschen Musikerinnen hat sie eh nie viel gebracht

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch lebt und arbeitet in Peking und Berlin und schreibt regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, China Table, RADII, Fluter und die Berliner Morgenpost. Er interessiert sich vor allem für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees.

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Fabian PeltschFreitag, 28.12.2018

Seit gestern ist die letzte Spex-Ausgabe im Handel. Die meisten Nachrufe erschienen bereits, zuletzt Anfang Dezember ein mitreißend sentimentaler Abgesang von Diedrich Diederichsen, der von 1985 bis 1990 Chefredakteur war. Als idealistische Gate-Keeper bzw. "vergebens um Ordnung bemühte Hausmeister des Wahnsinns" habe man sich um alles gekümmert, was als "Flaschenpost" auf die Redaktionsschreibtische geschwemmt kam:  

Das war unser Leben. Zarte, spekulative Seufzer, viel zu empathische Nachspürereien, die hinter Objekten herschnüffelten, die vielleicht in einer Auflage von zehn Exemplaren in Europa zirkulierten

Dass bei der Spex oft eine eher einseitige Empathie herrschte, dokumentieren Kerstin und Sandra Grether in einem kritischen Nachruf, der zuerst in "Texte zur Kunst" erschien und nun auf Spiegel Online gekürzt wiederveröffentlicht wurde. In der 38-jährigen Geschichte seien nur sieben Mal weibliche Musikerinnen aus Deutschland auf dem Cover gewesen, schreiben die beiden Autorinnen, die u. a. mit der Band Doctorella selbst die deutsche Indie-Szene mitprägten.   

Kerstin Grether, die zwischen 1994 und 1997 Spex-Kulturredakteurin war, sagt, sie sei mit deutschen Künstlerinnen konstant gegen Wände gerannt. Feminismus hätten die von New Wave geprägten Blattmacher "mit grünem Öko-Spießertum" assoziiert. Wahre Diversität sei dabei auf der Strecke geblieben, und mit ihr "eine stetig wachsende lokale Szene aus Indierock-Acts von Frauen, Queers und trans* Frauen". Das sehe man auch daran, dass die Geschichte der Zeitschrift heute vor allem anhand von deutschsingenden männlichen Indie-Bands nacherzählt werde - "bis man nicht mehr wusste, haben Tocotronic die SPEX erfunden, oder die SPEX Blumfeld".

Mancher wird diesen persönlichen Text als unnötiges Nachtreten lesen. Dass die "über vier Jahrzehnte einflussreichste Musikzeitschrift des Landes" (Diederichsen) die Musikerinnen des Landes eher ausklammerte, sollte in der postumen Verklärung aber tatsächlich eine Rolle spielen.   


Die Spex ist tot. Deutschen Musikerinnen hat sie eh nie viel gebracht

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Kommentare 3
  1. Tino Hanekamp
    Tino Hanekamp · vor 5 Jahren

    Die (im weitesen Sinne) Rockwelt war aber bis vor Kurzem auch einfach noch ne 'men's world', aber das ändert sich ja zum Glück gerade massiv, sicher auch Dank der Grethers und ihren Mitstreiterinnen. Man muss aber auch sagen, dass es eben einfach nicht so viele (Spex-)relevante weibliche deutsche Bands und Musikerinnen gab. Die "die Rap-Pionierin Cora E." hätte sicher auf's Cover gehört, aber die Geschichte der Spex wird auch deswegen anhand der Tocos und Blumfeld und den Goldenen Zitronen erzählt, weil sie eben die (Spex-)spannendsten deutschsprachigen Bands waren, was soll man machen? Aber: Nie wieder darf einer Künstlerin mit den Worten "Die hat so eine Pferdemädchenfresse, das ertrage ich nicht." das Cover verweigert werden! (Sollte es dann noch Cover geben ...)

    Hier ein sehr treffender Nachruf auf das Blatt:

    http://www.spiegel.de/...

    1. Kommentar entfernt
      Kommentar entfernt · vor 5 Jahren

      Dieser Kommentar wurde gelöscht.

    2. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor 5 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) An die Lassie Singers musste ich auch sofort denken - und dann fiel mir nix mehr ein. Und man hat ja nun wirklich nicht die Spex gebraucht, um als Band bekannt zu werden. Aber klar, Musikjournalismus war (und ist) ne Männerwirtschaft, und vielleicht ist das ja sogar ein Teil seines Problems.

    3. Fabian Peltsch
      Fabian Peltsch · vor 5 Jahren

      Dass es eben einfach nicht ganz so viele (Spex-)relevante weibliche deutsche Bands und Musikerinnen gab, stimmt sicher. Ich kann mir trotzdem gut vorstellen, dass eine Spex, in der Frauen auf Augenhöhe weibliche Perspektiven hätten einbringen dürfen, auch weibliche Bands ähnlich kanonisiert hätte wie Tocotronic oder Blumfeld, denkbar wären zB die Lassie Singers. Oder andere Bands, die unter diesen Umständen eben einfach nicht entdeckt und gehypt wurden.

      Dass eine Frau bei einer Zeitschrift nicht aufs Cover durfte, weil sie mit Kurzhaarschnitt "nicht mehr gut" aussehe, habe ich selbst vor nicht allzu langer Zeit noch erlebt.

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