Zwischen all den hochwertigen Serien, deren Geschichten sich über viele Staffeln ziehen, tut hin und wieder eine Mini-Serie gut. Sich sechs Folgen lang fesseln lassen, ein Ende serviert bekommen - und die Serie abhaken. Genau das bietet die BBC-Krimiserie „River“. John River ist Detective Inspector bei der Polizei in London, seine langjährige Kollegin Jackie Stevenson wurde vor kurzem auf offener Straße erschossen. Er trauert um seine Partnerin und setzt alles daran, ihren Mörder zu finden - obwohl seine Chefin ihn von dem Fall abgezogen hat. 

Hört sich nach einer Geschichte an, die man so oder ähnlich schon oft in Krimis gesehen hat, könnte man meinen. Doch hier war die Drehbuchautorin Abi Morgan (von ihr stammen zum Beispiel die Serie „The Hour“ und der Film „Die Eiserne Lady“) am Werk, und herausgekommen ist eine außergewöhnliche Art, diese Geschichte zu erzählen: Sie hat mit John River einen Charakter erschaffen, wie es keinen zweiten gibt. Dieser Mann ist zerbrechlich, verschlossen, hart, feindselig und zutiefst verletzt vom Leben. Und ein absoluter Außenseiter, dem das Einzige genommen wurde, das ihm Halt gab. Zusätzlich hat er eine besondere Begabung, die ihn zu einem Mordermittler mit einer sehr hohen Aufklärungsquote macht: Er kann sich in die Opfer einfühlen. Und zwar so sehr, dass er sie sieht und mit ihnen spricht. 

Stellan Skarsgård spielt diese Hauptfigur so überzeugend, dass River unter die Haut geht. Man fürchtet sich für ihn, vor ihm und mit ihm. Man trauert mit ihm und um ihn. Und man wünscht ihm nichts sehnlicher, als dass er endlich zu erkennen lernt, dass es Menschen gibt, die es gut mit ihm meinen.

„River“ ist bei Netflix verfügbar. Im Herbst 2015 lief sie in Großbritannien, Anfang Februar 2018 war sie bei Arte zu sehen.

Eine ausführlichere Kritik gibt’s bei „Sueddeutsche.de“ (2015 erschienen): "Wer ist hier tot?"