Soldaten mit Maschinengewehren durchsuchen deinen Bus auf dem Weg zur Schule. Soldaten mit Maschinengewehren sperren wegen einer Bombendrohung eine Brücke, die auf deinem Schulweg liegt. Einmal im Jahr ziehen Menschen durch deine Nachbarschaft, die dich und deine Familie abgrundtief hassen. Ein Terrorist auf der Flucht bittet deine Familie um Hilfe. Und dabei bist du doch eigentlich eine nordirische Teenagerin und hast viel wichtigere Probleme. Denn das Leben als Teenagerin ist hart.

In diesem Spannungsfeld - Nordirlandkonflikt in den 90er Jahren einerseits, Pubertät andererseits - spielt die britische Comedy-Serie „Derry Girls“, die für den britischen Sender Channel 4 produziert wurde. Sie ist überraschend lustig, bitter, ehrlich und ein bisschen herzerwärmend zugleich. Alle Figuren - das Mädchen Erin, ihre Freundinnen, ihre Eltern, ihr Großvater und die Eltern der Freundinnen - sind schräg und auf den ersten Blick in unterschiedlichem Maße unsympathisch. Doch man schließt sie schnell ins Herz und versteht auch, warum sie so sind, wie sie sind. Es geht rau zu in dieser Welt, die nicht nur vom Nordirlandkonflikt geprägt ist, sondern auch von der katholischen Kirche. Und das, was die Mädchen erleben, ist anfangs harmlos, steigert sich aber meist ins Absurde. Die Erfinderin und Autorin der Serie, Lisa McGee, ist selbst in Derry aufgewachsen. Sie weiß also sehr gut, wie es ist, eine Teenagerin in Nordirland zu sein. Das merkt man der Serie an.

Die erste Staffel von „Derry Girls“ ist bei Netflix verfügbar.

Eine deutschsprachige Kritik zu „Derry Girls“ habe ich nicht gefunden, ich kann aber den Text des „Guardian“ dazu empfehlen. Einen guten Eindruck vermittelt außerdem diese Buzzfeed-Liste zur Serie.