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Ich bin Journalist und schreibe über Kultur- und Hochschulthemen. Studiert habe ich amerikanische Kultur, Medien und Politik in Hamburg und Washington, DC. Heute wohne ich mit meiner Familie in Hamburg-Altona – in einem Haus mit "187"-Tag, um die Ecke vom Bikram-Yoga, circa mitten in den Widersprüchen.
Zum Abschied feierte Barack Obama eine HipHop-Party im Weißen Haus. Aus den Boxen dröhnten Songs von Drake (ein verwackeltes Handyvideo zeigt, wie der Präsident zu Hotline Bling tanzte), auf der Gästeliste standen Common, The Roots, De La Soul.
Und Ta-Nehisi Coates. Der Journalist und Autor des Buches Zwischen mir und der Welt beginnt mit der Schilderung dieser Party seinen Essay über den ersten schwarzen Präsidenten.
"Eine HipHop-Party im Weißen Haus": Wie unwahrscheinlich muss diese Vorstellung vor acht Jahren geklungen haben! Damals, als Obama noch ein Kandidat war, erwies sich Rap als problematisch für ihn. Als Jay-Z bei einer Wahlveranstaltung lief, gab es anschließend Ärger (wegen des Wortes "bitch"). Und als Ludacris unaufgefordert eine Wahlempfehlung rappte (hier das Video), kriegten sich die Leute von Fox News kaum mehr ein (abermals spielte das Wort "bitch" eine Rolle).
Obama setzte als Kandidat im Folgenden auf einen Musiker, der sich auch für Hillary Clinton bewährt hatte: John Mellencamp (ich habe damals hier darüber geschrieben). Dessen Geklampfe ist harmlos. Und vor allem: sehr weiß.
Wenn man der Argumentation von Ta-Nehisi Coates folgt, war das größte Risiko an HipHop, dass diese Musik mit zornigen Schwarzen assoziiert wird. "Paint the White House black, I'm sure that's got them terrified", rappte Ludacris.
Obama, der unter Weißen aufwuchs, wollte jedoch niemandem Angst machen durch (berechtigten) Zorn. Im Gegenteil:
Only Obama, a black man who emerged from the best of white America, and thus could sincerely trust white America, could be so certain that he could achieve broad national appeal.
Dabei unterschätzte Obama laut Coates den (unberechtigten) Zorn der Weißen, der nicht zuletzt von einem gewissen Donald Trump befeuert werden sollte.
Was den Rassismus angeht, ist Ta-Nehisi Coates pessimistisch. Und sein starker, langer Essay stimmt nicht hoffnungsvoll.
Eine HipHop-Party im Weißen Haus: Bald wird diese Vorstellung wieder sehr unwahrscheinlich klingen.
Zu gut:)