Ein Veteran verdient seine Brötchen mit der Aufspürung entführter Kinder. Als er die kleine Nina aus den Händen eines Prostitutionsringes retten soll, beginnt eine Achterbahnfahrt der Selbstzerstörung. Die Plakate zu "A Beautiful Day" titelten reißerisch: "Taxi Driver des 21. Jahrhunderts". Dem Aufkleber wird Lynne Ramsays Art-House-Streifen nicht gerecht.

Bewaffnet mit Faust, Handfläche und einem Werkzeughammer begibt sich Hauptfigur Joe (Joaquin Phoenix) auf ihre rohe Odyssee – eine Melange aus Auftragsarbeit, Rachefeldzug, und Selbstfindung. Filmexperte Wolfgang M. Schmitt spricht im Talk von Rocket Beans TV von "der Dekonstruktion eines typischen Selbstjustizfilms.“ Denn neben der Vergeltung schneiden sichtbare Zeitfragmente Joes - wohl schwere - Kindheit und Militärlaufbahn immer wieder an. Schlau wird man als Zuschauer allein aus diesen Rückblenden nicht. Direkte Vergleiche mit „Taxi Driver“ (1976) verbieten sich aufgrund des Psychogramms jedoch sehr wohl. Ganz im Gegensatz zu Scorseses (rein gewalttätigem) Charakter Travis Bickle (Robert De Niro), deutet Lynne Ramsay den Zugang zu einem Seelenleben indes an.

Dass dieser Zugang dann aber bis zum Schluss versperrt bleibt, liegt nicht nur am Nihilismus des Protagonisten, sondern an Ramsays Bildmetaphern und einer Vertonung, die durch Mark und Bein fährt. Gemeinsam mit Joe stolpert man so von seinem zackigen Aufräumjob, zu verstörten Kinderaugen bis hin zum hübschen Wassertod. Das "Warum?“ versperrt sich dem Zuschauer dabei vehement. Phoenix provoziert mit seinem massiven Körper, und dem tränenden Blick Furcht und Mitleid. Dass es sich zwischen dieser Diskrepanz im Kinosessel nur schwer gemütlich machen lässt, wird klar, als Joe mit dem sterbenden Mörder seiner Liebsten Händchen haltend auf dem Küchenboden ein Liedchen trällert.

Wer einen Actioner in "Taken"-Manier erwartet, wird enttäuscht. Der Originaltitel "You Were Never Really Here" wäre der bessere Name gewesen. Wirklich schön ist an diesem Tag gewiss nichts.