https://www.piqd.de/pop-kultur.atomPop und KulturWir erkunden für euch neue Lieder und besuchen alte Helden. Hier sitzen eure Popkultur-Korrespondenten und Trendscouts. 2024-03-10T06:27:16+01:00https://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/der-verharmloste-antisemitismus-des-roger-waters2024-03-10T06:27:16+01:002024-03-10T06:27:16+01:00Der verharmloste Antisemitismus des Roger Waters<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Interessante Geschichte, die Sebastian Leber für den Berliner Tagesspiegel recherchiert und aufgeschrieben hat: Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters hat vor einem Jahr der Berliner Zeitung ein Interview gegeben. Das liest sich extrem harmlos und schien zu belegen, dass Waters gar nicht der Antisemit ist, als den ihn seine Kritiker sehen, sondern ein eher abwägender, besonnener Betrachter der Weltgeschichte. Wie sich aber jetzt durch einen Zufall oder ein Missgeschick herausgestellt habe, so Leber, habe sich Waters eigentlich ziemlich scharf geäußert und unter anderem das Existenzrecht Israels in Frage gestellt. Nur habe die Berliner Zeitung das Interview für die Druckfassung entschärft und die strittigen Punkte herausgenommen. Herausgekommen ist das, weil Waters selbst auf seiner Homepage eine ins Englische übersetzte Fassung des Interviews veröffentlicht hat - und da sind all diese Passagen noch mit drin. Die spannende Frage: Warum nur macht die Berliner Zeitung das? Sebastian Leber hat eine Erklärung: Denkbar wäre, dass es den Journalisten erst vor Drucklegung auffiel, wie wenig sie Waters widersprochen haben. Dass sie ihm offensichtliche Hetze durchgehen ließen, ohne ihn mit Fakten zu konfrontieren. Dass sie es leider hinnahmen, als Waters Israels Existenzrecht infrage stellte und den jüdischen Staat mit Nazi-Deutschland verglich. Denkbar wäre, dass sie aber nicht auf ihre Doppelseite mit dem prominenten Gesicht verzichten wollten. Und dass sie deshalb beschlossen, die wesentlichen Passagen einfach zu verheimlichen, um später nicht selbst in die Kritik zu geraten.So richtig ernst nehmen kann man die Berliner Zeitung, auch das wird in dem Artikel angesprochen, ja leider schon länger nicht mehr. Aus journalistischer Sicht aber ist die Waters-Geschichte ein neuer Tiefpunkt.
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/damo-suzuki-der-sanger-von-can-ist-verstorben2024-02-28T19:28:25+01:002024-02-28T19:28:25+01:00Damo Suzuki, der Sänger von Can ist verstorben<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Damo Suzuki ist am 9. Februar gestorben. Er war ein japanische Sänger, vor allem bekannt durch die deutsche Krautrock Band Can. Auf drei legendären Alben improvisierte er in seinem einzigartigen Stil über die Grooves der Band »Tago Mago« (1971), »Ege Bamyasi« (1972) und »Future Days« (1973). Auf der Facebook Seite von Can wurde geschrieben:It is with great sadness that we have to announce the passing of our wonderful friend Damo Suzuki, yesterday, Friday 9th February 2024. His boundless creative energy has touched so many over the whole world, not just with Can, but also with his all continents spanning Network Tour. Damo's kind soul and cheeky smile will be forever missed. He will be joining Michael, Jaki and Holger for a fantastic jam! Lots of love to his family and children. Wie erwähnt sind bereits drei der Bandmitglieder verstorben, Michael Karoli, Jaki Liebezeit und Holger Czukay. Die Band traf den japanischen Ausdrucks-Sänger im Jahr 1970 auf der Leopoldstrasse in München, wo dieser eine exzentrische Solo-Performance zum besten gab. Holger Czukay und Jaki Liebezeit sahen diese Performance und sprachen ihn an, und luden ihn ein, bei deren Konzert am selben Abend mit der Band aufzutreten, ohne irgendwelche Proben. Damo Suzuki war in München gestrandet, weil er dort bei der Aufführung von "Hair" einer der Darsteller war, wie er in einem Interview mit der SZ erzählte. Sein Auftreten mit der Band hatte etwas schamanenhaftes, nicht nur singt er, sondern macht Geräusche, flüstert, schreit, ...Dann verliess er die Band ganz plötzlich wieder 1973 weil er ein Zeuge Jehovas wurde. Ab 1985 trat er mit verschiedenen Bands gelegentlich auf. In den 80er Jahren wurde er mit Krebs diagnostiziert, der vor ca. 10 Jahren zurückkehrte.
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/haschen-hupf-mitten-in-den-shitstorm-engelkes-neue-haschenschule2024-02-21T12:26:29+01:002024-02-21T12:26:29+01:00Häschen hüpf - mitten in den Shitstorm: Engelkes neue Häschenschule<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Erst vor ein paar Wochen protestierten wütende Landwirte mitsamt ihrer mächtigen Landmaschinen und blockierten deutsche Städte - jetzt zürnen sie schon wieder, und zwar gegen ein Kinderbuch. Was zunächst klingt wie von der ZDF-Satiresendung heute show ausgedacht, ist ein ganz realer Skandal, wie er nicht besser in unsere Zeit passen könnte - und ein wenig an die "Winnetou"-Farce von vor zwei Jahren erinnert. Worum geht's? Moderatorin Anke Engelke hat im Auftrag des Verlags Thienemann-Esslinger das berühmte Kinderbuch "Die Häschenschule" von Albert Sixtus modernisiert. In Engelkes Version ist nicht mehr der Fuchs der Feind der Hasenfamilie, sondern der Mensch mit seinen Mähdreschern und dem Raubbau an der Natur. Diese Umdeutung erregt den Zorn von Landwirten, die sich falsch dargestellt fühlen - und ihren Unmut in allerlei Foren und auf Amazon in die Welt entladen. Aber es sind nicht nur Bauern, die mit Engelkes neuer Version der Häschenschule nicht einverstanden sind, auch viele besorgte Eltern verkünden, dass ihre Kinder dieses Buch nicht zu lesen bekämen. Am Häschen-Fall lassen sich exemplarisch verschiedene aktuelle Themen aufzeigen, z.B., ob es möglich und sinnvoll ist, (Literatur-) Klassiker zu modernisieren. Oder den Nutzen bzw. Schaden von Onlinekommunikation (kritischer Kommentar vs. Shitstorm), generell den rasanten Anstieg der Erregungskurve. Wo und wie positioniert man sich selbst - oder lässt man es ganz, weil es "nur" um ein Kinderbuch geht? Anke Engelke selbst nimmt den Shitstorm auf ihr Buch gelassen: "Den Menschen zum Buhmann zu machen, das musste ich für die Geschichte in Kauf nehmen", sagte sie kürzlich in einem Interview.
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christina mohrhttps://www.piqd.de/users/christina.mohrhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/geschichten-von-frauen-was-uns-musikerinnen-erzahlen2024-02-07T14:28:29+01:002024-02-07T14:28:29+01:00Geschichten von Frauen: was uns Musikerinnen erzählen<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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"Der Gott des Rock ’n’ Roll ist eine Frau" heißt es, wenn sehr reiche Stars ein paar Statuen mehr gewinnen. Grammys für talentierte Künstlerinnen sind per se nicht schlecht - aber was haben uns diese Frauen eigentlich zu erzählen? Wir müssen da gleich schon wieder über Tay-Tay reden, die erste Musikmilliardärin, die meistgestreamte Frau auf Spotify... Gleich.Zunächst aber zu einer deutlich unbekannteren Frau, einer Dichterin und Spoken-Word-Aktivistin: Moor Mother. Camae Ayewa hat ganz andere Kämpfe kämpfen müssen, als die gemütlich im ländlichen Pennsylvania aufgewachsene Ex-Countrysängerin (aka the "hardest working girl in show business"). Moor Mother ist so etwas wie das Aushängeschild einer progressiven US-Experimental/Rap/Jazz-Szene, eine POC mit einer sensationellen Stimme, und einer Dringlichkeit im Vortrag, die ihr keinen Grammy aber immerhin einen Deutschen Jazzpreis als "Künstlerin des Jahres" 2023 eingebracht hat. „To get away from the hell/That's always waiting“ – die allgegenwärtige Hölle, die Moor Mother in einem furiosen 20-Minuten-Stück ihrer Jazz-Band Irreversible Entanglements beschreibt, das könnten die Sozialwohnungen ihrer Kindheit sein. Es könnten auch die alltäglichen Vorfälle von Rassismus und Misogynie sein, denen sie ausgesetzt ist. Die einstige Hardcore-Interpretin sagt:Es ist nicht nur eine Geschichte und es ist nicht nur meine Geschichte. Es sind eine Milliarde Geschichten.
Und damit zu Taylor Swift. Wo Moor Mother vor allem ein Vorbild für POCs ist, ist die "neue Queen of Pop" ein Role Model für alle. Leonie Gubela hat in der taz (unten) nicht den ersten Fangirl-Longread geschrieben, aber vielleicht den lesenswertesten; reflektiert ihre eigene, Instagram-befeuerte Hingabe und den Zusammenhalt der Swiftie-Community (kein Kult, sondern ein "sicherer Hafen"). Gubela meint: "Es ist fast so, als würde mir Taylor Swift aus meinen alten Tagebüchern vorsingen." So weit, so bekannt, aber an diesen oft so aseptischen Pop können eben Milliarden andocken, was TS auch selbst erkannt hat: Da ist sehr viel mehr als meine eigene singuläre Storyline.Und das ist einer der Gründe für den immensen Erfolg: eine perfektere Projektionsfläche für Sehnsüchte hat es nie gegeben. Auch, weil Swift selbst eben nicht perfekt ist; Gubela beschreibt, dass die Künstlerin weder eine unglaubliche Stimme noch gute Tanz-Skills habe.Moor Mother und Taylor Swift sind beide auf ihre Art erfolgreich, weil sie Geschichten von Frauen erzählen. Die eine intellektuell, klassenkämpferisch, antirassistisch ("I want more artists to get into the blues, free jazz, and gospel music— not only is it Black American classical music, but it’s also a liberation technology"). Die andere relatable, scheinbar nahbar, mit Songs für jede Lebensphase.Zurück zur Musik: Im Mai spielen Irreversible Entanglements mit Moor Mother in der Elbphilharmonie - und es gibt noch Karten, für circa ein Fünftel des Preises eines Tay-Tay-Tickets.Wer nach einem milde RnB/Rap-lastigen Zugang zum Werk von Moor Mother sucht: bitte unbedingt Jazz Codes hören.
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Jan Paerschhttps://www.piqd.de/users/jan.paerschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/tiktok-und-die-musik-eskalation2024-02-04T18:47:43+01:002024-02-04T18:47:43+01:00TikTok und die Musik: Eskalation!<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Vom "TikTok-Krieg" ist schon die Rede: Es geht, natürlich, ums Geld. Die Kurzfilm-Platform TikTok ist eine der wichtigsten, vielleicht sogar die wichtigste Plattform, mit der im Augenblick Musikstars gesucht und gefunden werden. Mit geschätzt einer Milliarde Nutzer*innen kann man sich natürlich einiges erlauben. TikTok soll für die Musik, meistens Schnipsel aus Popsongs, die diese Nutzer*innen in ihren Filmen benutzen, deutlich weniger bezahlen als etwa andere Plattformen. Das will, so berichtet Maxine Schneider im hier gepiqden Artikel im Rolling Stone Magazin, das größte Musiklabel Universal nicht mehr hinnehmen: Die Musik von Taylor Swift, von Drake, von Adele, von Billie Eilish und vielen, vielen anderen kann jetzt bei TikTok nicht mehr in Videos eingebaut werden, die gesamte Musik von Universal wird zurückgezogen.Letztlich versucht TikTok, ein musikbasiertes Geschäft aufzubauen, ohne einen fairen Wert für die Musik zu zahlen“, wie die Plattenfirma den Konflikt in einem Statement zusammenfasste. Für Nutzer:innen der App bedeutet die Entwicklung konkret: Alle Lieder von Artists, die bei dem Label unter Vertrag stehen, sind verschwunden. Tracks von Taylor Swift, Lana Del Ray, Beyoncé und vielen weiteren lassen sich somit nicht mehr in Videos einbinden. Bei bereits bestehenden Inhalten mit Songs von Universal bleiben die Clips erhalten, werden aber künftig ohne die Musik abgespielt.Das ist ziemlich interessant und deshalb ist der Artikel auch ziemlich lesenswert. Denn Universal könnte sich damit natürlich ins eigene Bein schneiden: Wer auf TikTok nicht sichtbar bzw. hörbar ist, sabotiert die eigene Karriere. So jedenfalls argumentiert TikTok: Man fungiere schließlich auch wie eine riesige Werbemaschine. Ganz interessant ist auch ein anderer Aspekt: Universal und TikTok behaupten zwar übereinander eine ganze Menge, aber als Außenstehender kann man nicht überprüfen, ob das überhaupt stimmt. Denn über konkrete Zahlen (was wird pro Song oder pro Minute bezahlt, wie viel davon bekommen Künstler*innen, wie viel das Label etc.).Die Vergütungszahlen lassen sich nicht überprüfen. Es gibt keine frei zugänglichen Daten und beide Parteien schweigen zu dem Thema.Wie das Ganze aus- bzw. weitergeht, ist unklar. Auch, wie sich andere Musiklabels verhalten werden. Beide Seiten haben aber eigentlich ein großes Interesse an einer Einigung. Aber weil es dabei um viel Geld gehen dürfte, wird jetzt erstmal mit harten Bandagen gekämpft.
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/der-komponist-und-multi-media-kunstler-phill-niblock-ist-gestorben2024-01-30T01:42:51+01:002024-01-30T01:42:51+01:00Der Komponist und Multi-Media Künstler Phill Niblock ist gestorben<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Der Amerikaner Phill Niblock ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Er machte experimentelle Musik und Videokunst. Seine Musik zeichnet sich hauptsächlich durch sog. Drone music aus, d.h. hypnotische, langgezogene Töne, die sich wenig und sehr langsam verändern. Dies erzeugt einen Trance-ähnliche Zustand, in dem man das Gefühl für die Zeit verliert. Oft sind seine Videos mit diesen Klängen unterlegt. Die Filme zeigen Menschen bei manueller Arbeit wie bei der Ernte, Hände, die ein Fischernetz flicken, Hände die immer wieder, unermüdlich die gleiche Arbeit erledigen. Holz hacken, Erde umgraben, kochen, backen, gärtnern, hämmern, teilweise am Fliessband, oder es fühlt sich an wie Fliessband. Oft sind seine Videos stundenlang. Obwohl diese Art von Kunst nicht für jedermann ist, war Phill Niblock der Liebling der experimentellen New Yorker Underground Szene der '60er Jahre. Anfangs war er Fotograf und Jazz Fan, und fotografierte Künstler wie Duke Ellington, Sun Ra, John Cage und Yoko Ono. Später spielten in seinem Loft in Manhattan Leute wie John Cage, Arthur Russell, David Behrman und Thurston Moore von Sonic Youth. Niblock war kein gelernter Musiker oder Künstler, er war jedoch sehr inspiriert von Morton Feldman. “Es war eine unglaubliche Offenbarung, dass man ein Stück ohne Rhythmus und Melodie haben konnte, diese langgehaltenen Töne", sagte er der Paris Transatlantic laut der New York Times, "irgendwie war es wirklich eine Erlaubnis, so eine ähnliche Musik zu machen". Niblock war sehr fasziniert vom Minimalismus. Er arbeitete aber eher für sich alleine, und war nicht Teil der Avantgarde Filmemacher im New York der '60er. Er meinte, seine Filme galten nicht als "experimentell, weil er klare und konkrete Bilder bevorzugte."Hier kann man einen Eindruck seiner Filme bekommen, und hier ist das Stück "Hurdy Hurry", dass die Autorin beschreibt, mit Aufnahmen einer Hurdy Gurdy (mittelalterliches Instrument) von Jim O'Rourke, der neben seinen poppigen Stücken auch viel experimentelle Musik macht. Wenn man sich dieses Stück wirklich anhört, kann man verstehen, was Niblock meint, was er erreichen will: "“Time” is the operative word here—Niblock shaped not only sound but our concept of time itself. His long pieces subtly change and unfold without any conventional ideas of musical development. They challenge us to listen in new ways, to have patience for sound in all its infinite variations of tones, overtones, and microtones. “I’m very interested in this idea of extended time, and an ideal concert is one where people don’t know how long it was,” Niblock said. “They don’t have a sense of time passing.”Es wirkt wie ein besonderer Filter, das menschliche Dasein zu betrachten oder erleben.
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/pitchfork-nur-noch-ein-teil-von-gq-das-ende-des-popjournalismus2024-01-24T16:17:30+01:002024-01-24T16:17:30+01:00Pitchfork nur noch ein Teil von GQ - das Ende des Popjournalismus?<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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In der vergangenen Woche rauschte eine Welle des Bedauerns durch die pop-affinen Feuilletons: Das Online-Musikmagazin pitchfork.com wird künftig nur noch als Bestandteil des Männer-Mediums GQ existieren. Ob das eine kluge Entscheidung war, oder ob Pitchforks nerdige Leser:innenschaft künftig mit unzureichenden Info-Häppchen vorlieb nehmen muss, ist noch ungewiss. Ebenso, ob die Übernahme als Anfang vom Ende eines so kritischen wie begeisternden Kulturjournalismus zu sehen ist. Klar ist allerdings, dass diese Entwicklung nur eine Frage der Zeit war, wie es Autor Scott Nover in einem Artikel auf slate.com ausführlich darlegt. Bereits 2015 übernahm der Condé-Nast-Konzern pitchfork.com, die Redaktion zog ins One World Trade Center um. Inhaltlich war der Umzug nicht zu spüren, die Autorinnen und Autoren schrieben weiterhin gewohnt aus Insidersicht für Pop-Aficionados, die sich Offenheit für neue Trends, Bands, Genres bewahren wollten. Auf pitchfork.com las (und liest noch, wohlgemerkt - bisher ist die Seite unverändert) man kluge Texte über schräge Musik ebenso wie hottest news über große Stars. In der Rubrik "Features" gönnte man sich und den Leser:innen tiefe Einsichten ins angeblich oberflächliche Business und beleuchtete auch kurzlebige Phänomene intensiv. Inzwischen gilt Pitchfork als nicht rentabel genug, um als eigenständige Seite weitermachen zu können. Vogue-Chefin und Mitglied des Condé-Nast-Managements Anna Wintour oblag es, diese Information den Pitchfork-Mitarbeiter:innen mitzuteilen. Ein Großteil der Redaktion ist schon ausgezogen, die Zukunft der verbleibenden Kolleg:innen noch ungewiss.Was das Schicksal von Pitchfork für die Zukunft der Kulturbranche bedeutet, muss beobachtet werden - das Verschwinden von Musikmagazinen ist ja seit einiger Zeit zu beklagen, ebenso wie ein verändertes Verhalten der Pop-"Konsument:innen". (Interessant in diesem Zusammenhang ist die große Umfrage unter Pop-Journalist:innen des Online-Magazins kaput-mag.com.) Die taz zeigt sich indes nicht allzu pessimistisch, erkennt sie doch bei den Autorinnen und Autoren ein starkes Verantwortungsbewusstsein für ihre Themen. Ob das reichen wird?
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<a href="https://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/pitchfork-nur-noch-ein-teil-von-gq-das-ende-des-popjournalismus">[link]</a>
christina mohrhttps://www.piqd.de/users/christina.mohrhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/den-spotify-algorithmus-uberlisten-und-hinter-die-kulissen-gucken2024-01-22T14:53:25+01:002024-01-22T14:53:25+01:00Den Spotify-Algorithmus überlisten und hinter die Kulissen gucken!<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Spotify ist der größte Musikstreamingdienst. Auch wenn der Konzern selbst am liebsten gar nichts über sich verraten will, kommen immer wieder Einzelheiten über die Plattform und ihre Arbeitsweise ans Tageslicht. Kein Wunder: Spotify hat so viel Einfluss auf die Musik, auf das Hörverhalten, auf Musikerinnen und Musiker, das muss einfach beleuchtet werden!Hier empfohlen ein längerer Bericht von Manuel Schellhardt, den er für den Musikexpress geschrieben hat. Zwar geht es darin vordergründig um die Frage, wie man den Algorithmus von Spotify überlisten kann, um sich selbst bzw. seine Lieblingskünstlerinnen nach vorne zu bringen. Aber eigentlich steht die Frage im Mittelpunkt, wie Spotify eigentlich funktioniert. Wer kommt nach oben, wer bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei die unzähligen Playlists, die Userinnen und Spotify selbst zusammenstellen? Ist das alles fair? Hat man eine Chance gegen die ganz Großen der Branche? Wie sollte man sich verhalten?Wie bei jeder Social-Media-Plattform gilt auch auf Spotify die devise „engage your audience“. Behandelt eurer Spotify-Profil wie Facebook, X oder Instagram. Veröffentlicht regelmäßig neue Songs und wartet nicht allzu lang mit einem Alben – eine Platte alle zwei Jahre darf es schon sein. Nicht euer Genre bestimmt die Popularität, sondern die hohe Frequenz eurer Veröffentlichungen.Manuel Schellhardt hat das alles als eine Art "How to ..."-Anleitung formuliert und dabei auch das Beispiel der brasilianischen Musikerin Anitta genannt, die sich mehr oder weniger ganz nach oben geschummelt hat bzw. von den Fans nach oben geschummelt wurde. Aber die wenigsten von uns dürften sich wirklich darüber Gedanken machen, wie wir unsere Lieblingskünstlerinnen pushen können. Die anderen Fragen sind dagegen schon sehr interessant und schließen an an den Piqd-Artikel meiner Kollegin Dorothea Tachler, die die neuen Abrechnungsmodalitäten von Spotify erläutert und darin zu Recht darauf hinweist, wie musikverachtend der Streamingdienst letztlich agiert.
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/brutal-poetisch-zartlich-kafka-in-munchen2024-01-08T15:09:59+01:002024-01-08T15:09:59+01:00Brutal, poetisch, zärtlich - Kafka in München<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Jeder piq ist eine Empfehlung. Dieser piq ist eine Aneinanderreihung mehrerer Empfehlungen. In aller Kürze: 1. Ihr lest die wunderbare Kritik von Evelyn Vogel zur Kafka-Ausstellung in der Villa Stuck.2. Ihr kramt alte Kafka-Bücher aus eurer Schulzeit heraus und lest sie nochmal - zum Beispiel "In der Strafkolonie" oder "Amerika".3. Ihr begebt euch bis zum 11. Februar in die Münchner Villa Stuck. Das Münchner Museum ist sowieso immer einen Besuch wert - außen neoklassizistisch, innen Jugendstil. Seit Ende Oktober 2023 ist dort nun "eine der besten Ausstellungen der jüngeren Zeit in der Villa Stuck" zu sehen. Diesem Fazit von Evelyn Vogel kann ich nur zustimmen. Sie hätte das Ausstellungserlebnis zum 100. Todestag von Franz Kafka nicht besser auf den Punkt bringen können.Kuratorin Helena Pereña hat für die Ausstellung "Kafka: 1924" in der Villa Stuck mehrere Installationen zeitgenössischer Künstler aufbauen lassen, die gleichsam unter die Haut gehen. Sogar die von dem legendären Documenta-5-Leiter Harald Szeemann in Auftrag gegebene "Foltermaschine" ist da. Das wirkt wie eine perfekte künstlerische Umsetzung dessen, wofür Franz Kafka berühmt wurde: die Form seiner literarischen Einstiege, die Themen seiner ersten Sätze, die Leserinnen und Leser bis heute irritieren, schockieren und mitreißen.Vogel beschreibt in ihrer treffenden Kritik, wie "krass, intensiv, brutal, verwirrend, poetisch, zärtlich, vielfältig und aktuell" die Ausstellung ist. Zeichnungen, Fotografien, Video-Installationen, Comics, handsignierte Bücher - Werke von Louise Bourgeois, Andreas Gursky, Jeff Wall... vielfältig ist tatsächlich das beste Wort hierfür. Die Ausstellung wird dem komplexen Charakter Kafkas gerecht. Wer bislang wenig mit dem Begriff kafkaesk anfangen konnte, bekommt dafür schnell ein Gefühl. Etwa wenn man den schallisolierten Raum betritt, in dem das Künstlerduo Janett Cardiff und George Bures Miller ihre "Killing Machine" aufgebaut haben. Diese wartet nur darauf, dass jemand den roten Knopf drückt, damit das Ballett aus nadelbestückten Roboterarmen über einem einladend kuschelig ausgekleideten Zahnarztstuhl beginnt.
Ich habe den roten Knopf gedrückt, weil sich ein älteres Ehepaar nicht traute. Keinen Zentimeter habe ich mich während der Performance bewegt. Später fiel mir auf: Ich habe von der gesamten Ausstellung kein Foto gemacht. Es hätte genügend instagrammable Momente gegeben, doch ich war schlichtweg zu gebannt. Als Angehörige der Gen Z kann ich kaum ausdrücken, wie ungewöhnlich das ist.Egal ob man durch das Deutsch-Abitur eine große Abneigung oder gar Liebe zu Kafka entwickelt hat, egal ob man sich mit diesem Schriftsteller nie zuvor auseinandergesetzt hat: Die Ausstellung ist intelligent, kurzweilig und niedrigschwellig gestaltet. Damit sollte ein Großteil der Ausreden wegfallen, weshalb man nicht ins Museum gehen möchte.Eine Passage aus Evelyn Vogels Text möchte ich noch hervorheben, da es mir selber gar nicht aufgefallen ist: Zwar führt die Ausstellung von Kafkas Zeit bis in unsere Gegenwart und streift dabei hochaktuelle Themen wie Migration. Dennoch ist sie nicht chronologisch aufgebaut. Sie behandelt "wie beiläufig die wichtigen Themen des Autors" und schafft zugleich "eine erstaunliche, ja fast zwingende Beweislage zeitgenössischer künstlerischer Auseinandersetzung".
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Clara Westhoffhttps://www.piqd.de/users/clara.westhoffhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/atemberaubend-eine-neue-doku-uber-das-leben-von-joan-baez2024-01-02T10:22:07+01:002024-01-02T10:22:07+01:00Atemberaubend: eine neue Doku über das Leben von Joan Baez<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Über Äußerlichkeiten sollte man schweigen, aber: Joan Baez sieht einfach fantastisch aus in diesem Film (zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war sie fast 80). Das Publikum sieht sie schlafend in Hotelzimmern, hemdenbügelnd für ihre Bandkollegen, diskutierend mit ihrer Schwester und natürlich musizierend während ihrer Abschiedstournee 2019.Joan Baez – I am a Noise läuft nun in den Kinos, eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte Dokumentation über die Vita der sogenannten "Folk-Ikone". Dem Film ist ein Zitat von Gabriel García Márquez vorangestellt: Jeder Mensch hat drei Leben: ein öffentliches, ein privates und ein geheimes.Die private Seite der Frau, deren Karriere bereits 1958 auf dem Newport Folk Festival begann, wird in 113 Minuten "uneitel, mit Humor und schonungslos selbstreflexiv ausgelotet" (Der Standard). Netflix und Co. hätten sicher eine fünfteilige Serie aus der Materialfülle gemacht. Die Regisseurinnen hatten freie Hand, sich aus Baez' Archiv (Tagebücher, Audiokassetten mit aufgezeichneten Therapiesitzungen, Filmaufnahmen) zu bedienen. "Der Film ist, was er ist, weil ich genügend Vertrauen in diese Frauen hatte", sagt sie im gepiqten Interview.Die fantasievollen Bleistiftzeichnungen Baez' werden zum Leben erweckt, es gibt herrliche Fotos aus den Sixties; Dylan, Drogen und ihre unglückliche Rolle als Mutter kommen vor. Die Künstlerin sagt: "I'm not good at one-on-one relationships. I'm great at one to one thousand relationships".Und dann ist da noch das geheime Leben, das Joan Baez' Kindheit betrifft:Im dunkelsten Kapitel geht es nochmals um die eigene Familie, der Verdacht auf Missbrauch steht im Raum. Auch hier bemüht sich Baez um Wahrheit – um sich einzugestehen, dass sich diese nicht mehr rausfinden lässt."Ein Porträt wie eine Therapiesitzung" meint der NDR – mir hat dieser Ansatz gut gefallen, zeigt er doch gerade, dass Psychotherapie hilft, aber kein Allheilmittel ist. Obendrein ist auch die Ästhetik von "I am Noise" eindrucksvoll.Baez hat einen naheliegenden Weg gefunden, um mit ihren Dämonen umzugehen: When I am depressed I sing to myself to prove that life really isn't so bad.
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Jan Paerschhttps://www.piqd.de/users/jan.paerschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/die-besten-songs-von-2023-die-man-vielleicht-noch-nicht-gehort-hat2023-12-28T23:38:09+01:002023-12-28T23:38:09+01:00Die besten Songs von 2023, die man vielleicht noch nicht gehört hat<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Mal wieder ist es so weit, wir verabschieden ein Jahr und lassen es revue passieren, und so auch kann man sich fragen, was waren eigentlich die besten neuen Songs in 2023? Dank einiger Musikseiten kann man nachsehen, was man so verpasst hat. Der Guardian hat eine schöne Liste gemacht, mit Songs, die die Autoren ausgewählt haben, als beste Songs, die etwas untergegangen sind – aus verschiedenen Genres. Hier waren wirklich ein paar hübsche Überraschungen dabei, meist mit Musikvideo, z.B. Katsy Pline – "I Guess I’m Always Leaving". Auch das deutsch-stämmige Kaput Magazin hat hier eine schöne Playlist zusammengestellt, und wiederum ganz andere Titel gewählt. Wiederum vieles dabei, was mir neu war, z.B. den Titel „Nothing Left To Lose“ von Everything But the Girl mitsamt coolem Tanz-Video kannte ich noch nicht. Wer jetzt noch nicht genug hat, kann sich noch auf Pitchfork deren 100 beste Songs anhören. Auch hier sind einige Überraschungen dabei, z.B. hatte Slowdive ein neues Album, das zweite nach ihrem Comeback. Die britische Shoegaze-Band war Anfang der '90er Jahre erstmals erfolgreich. Viele sehr neue Performer, aber auch alte Bekannte wie Feist, Aphex Twin, Four Tet und Blonde Redhead, die erstmals seit 9 Jahren ein Album veröffentlichten. Auf jeden Fall erstaunlich, wieviel neue Musik in 2023 entstanden ist, und wie schnell das Jahr mal wieder herumgegangen ist ... auf ein gutes Neues!
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/musik-zum-runterkommen-part-ix-solo-piano2023-12-21T14:11:36+01:002023-12-21T14:11:36+01:00Musik zum Runterkommen (part IX) - Solo Piano<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Klaviermusik (okay, fast nur Jazz) ist mir nahe, deshalb gab's in der Vergangenheit den einen oder anderen diesbezüglichen piq (auch mit Xmas-Bezug). Hier kommen Empfehlungen für drei neue Solo-Piano-Einspielungen: gefühlvoll, introvertiert, aber nicht immer nur leicht verdaulich. Dafür gibt's ja die "Peaceful Piano" Playlist.
Espen Berg ist ein etablierter norwegischer Jazzmusiker, der nun innerhalb eines Jahres schon sein zweites Soloalbum vorlegt. Das erste war eher anstrengend, "The Hamar Concert" ist ein kleines Meisterwerk. Ich ertappe mich dabei, es immer häufiger aufzulegen und jedes Mal wieder über den Ideenreichtum in diesen komplett improvisierten Stücken zu staunen. Keith-Jarrett-Einflüsse sind unvermeidlich, da steckt Gospel und Blues drin, aber auch ein ganz eigener, wundervoll reduzierter Ansatz.Anders Fergus McCreadie. Der Mann aus Glasgow lässt nicht so viel Platz zwischen den Noten wie Berg; er schreibt ungemein melodische Songs, die mir häufig Tränen in die Augen getrieben haben ("Across Flatlands"). Grandios, wie er schottische Folklore subtil in seinen Jazz einfließen lässt. Nun gibt es eine erste Solo-EP, die McCreadies ruhige wie auch seine ungestüme Seite zeigt. "Eb Major" enthält so viele Töne, dass einem schwindelig werden kann.Er habe die Aufnahmen "aus einer inneren Notwendigkeit heraus gemacht", sagt Igor Levit in einem kurzen Video über sein neues Digital-Album "Lieder ohne Worte" (ab Ende Januar als CD). Die Erlöse gehen an zwei Organisationen, die Antisemitismus bekämpfen. Die Sammlung von Stücken von Felix Mendelssohn Bartholdy endet düster, mit einem Präludium des französischen Komponisten Charles-Valentin Alkan. Die Aufgabe eines Künstlers ist es, seine Zeit zu reflektieren", sagt Igor Levit. "Ich wünschte mir, es gäbe gerade eine andere Zeit zu reflektieren."
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Jan Paerschhttps://www.piqd.de/users/jan.paerschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/charts-irrsinn-zu-weihnachten2023-12-20T19:01:58+01:002023-12-20T19:01:58+01:00Charts-Irrsinn zu Weihnachten<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Die Charts, also die Ranglisten mit den erfolgreichsten Songs, größten Hits, meistverkauften Lieder oder wie immer man die definiert, haben eine lange Geschichte mit vielen kleinen und großen Geschichten hinter sich. Aber der aktuelle Blick verblüfft dann schon: Die gesamte Top-Ten der Single-Charts ist voll mit alten Liedern – und zwar mit Weihnachtsliedern: Mariah Carey, Wham!, Shakin' Stevens (wirklich?), Chris Rea und noch mehr. So etwas gab es früher nicht! Das hat natürlich damit zu tun, dass es bei den Charts nicht mehr um Verkäufe, sondern um Plays und Streams geht. Und Weihnachtslieder werden gerade wie blöd gestreamt, wahrscheinlich weniger von Einzelpersonen, sondern in den Shops und Restaurants. Chris Dalla Riva ist selbst Musiker, beschäftigt sich aber auch mit der Schnittstelle zwischen Musik und Datenaustausch, mit den digitalen Ursachen unseres kulturellen Wandels. Im hier gepiqden Artikel schreibt Riva sehr interessant (auf Englisch) über die Entwicklung der US-Charts, vor allem der Billboard-Charts, aber man kann das alles auch auf die deutschen Charts münzen. Sehr interessant, weil er beschreibt, wie die Charts schon immer ein Marketing-Instrument waren, wie sehr da getrickst wurde, wie sie am Anfang gar nicht für uns, die Kundschaft, gedacht waren, sondern für die, die mit Musik ihre Geschäfte trieben: Rather than knowing how many times a piece of music is purchased, streaming data allows us to know how many times it has been listened to. The historical equivalent would be if Billboard was tracking how many times you spun a song on your record player. This has led to a major data incongruity. It’s why popular artists today will often have every song from a new album on the Hot 100 at the same time. It’s also why Christmas music now tops the charts each December.Wie sehr Musik wirklich verkauft und gestreamt werden muss, um in die Charts zu kommen, wird interessanterweise nicht öffentlich mitgeteilt. Reichen ein paar hundert verkaufte Alben, ein paar hunderttausend Streams? Oder wie genau kommt man "da oben" rein? Früher, auch das steht in Rivas Artikel, reichte manchmal schon ein Anruf, um Alben auf dubiosen Wegen in die Top-Ten zu bekommen. Wie gesagt: Alles sehr interessant. Und vielleicht auch nicht schlecht, um Radiomoderationen oder überschwängliche Werbung ("die Nummer Eins!") mit ein bisschen Skepsis besser einordnen zu können. Schöne Feiertage!
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/es-ist-wieder-soweit-jahresbestenlisten-alluberall2023-12-19T15:39:35+01:002023-12-19T15:39:35+01:00Es ist wieder soweit: Jahresbestenlisten allüberall<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Kein Jahr ohne Bestenlisten - auch das in jeder Hinsicht herausfordernde, schwierige 2023 macht keine Ausnahme. Wie der elenden Weltlage zum Trotz erschienen großartige Alben, deren Strahlkraft weit über 2023 hinausreichen wird. Und zwar in allen Bereichen: Der Mainstream dürfte sich von den Rolling Stones, Depeche Mode und Kylie Minogue gut bedient fühlen, sogar eine "neue" Beatles-Single erschien in 2023, KI sei Dank. Freund:innen diffizilerer Musikentwürfe wurden ebenfalls reich beschenkt (hier selbst die Lieblingsplatten ergänzen: ...).Die hier gepiqte Liste dient als Platzhalter für die unzähligen Listen, Charts und meistgestreamten Hits. pitchfork.com urteilt natürlich very british & sophisticated, aber viele der aufgezählten Acts wie z.B. Sufjan Stevens, boygenius, Yo La Tengo, Mitski oder Jessy Ware dürften auch nicht ganz so nerdigen Hörer:innen in 2023 untergekommen sein. Viel Spaß beim Diskutieren, was eure Nummer eins wäre - und auf ein gutes, besseres 2024. Musikalisch hab ich keine Bedenken...
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christina mohrhttps://www.piqd.de/users/christina.mohrhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/wie-frauen-in-meisterwerken-zum-objekt-werden-kino-und-male-gaze2023-11-27T14:27:19+01:002023-11-27T14:27:19+01:00Wie Frauen in Meisterwerken zum Objekt werden - Kino und Male Gaze <img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Dies ist ein Streaming- und ein Kino-Tipp (bitte scrollen Sie!).Zunächst in die Arte-Mediathek: Die Regisseurin Nina Menkes sieht einen Zusammenhang zwischen der Bildsprache des Kinos und der Diskriminierung von Frauen. Ich habe vermutlich die Stirn gerunzelt, als ich das hörte – aber Menkes kann das belegen. Und wie. Mit zahlreichen bekannten Filmausschnitten zeigt ihre Doku Brainwashed – Sexismus im Kino (nur noch bis Samstag online!) wie Frauen im Kino angeschaut werden. Nämlich seit circa 100 Jahren auf die gleiche Art und Weise, völlig unabhängig von der Sexualisierung des Körpers. Es ist eine Bildsprache, die erheblich zur Unsicherheit von Frauen weltweit beiträgt. Das liegt an:
der Inszenierung von Subjekt (Mann)/Objekt (Frau)
Bildausschnitt
Kamerabewegung
Beleuchtung
Menkes hat so viele Beispiele dafür, dass einem Filmfan die Kinnlade runterklappt. Nur zwei: Frauen werden fast nie von oben gefilmt. Und oft werden nur einzelne Fragmente gezeigt. Selbst bekannte weibliche Regisseurinnen sind davor nicht gefeit. So beginnt Sophia Coppolas "Lost in Translation" mit einer Nahaufnahme von Scarlett Johannsons Slip. Selbst die aktuelle "Wonderwoman" werde noch so gefilmt wie eine postmoderne Barbie.Menkes geht es nicht um das Canceln von Kunst: man könne einen Film auch lieben und auf seine Problematik hinweisen. Wenig überraschend zeigen auch die Werke von allgemein als Regie-Genies anerkannten Männern wie Kubrick oder Hitchcock den "male gaze".Und was ist mit den Männerkörpern im Kino? Menkes zeigt: Typen werden halbnackt fast immer in Action gezeigt, oder beim Sport. Bei Frauen hat es mit Sex zu tun. So gut wie immer.Was kann man tun? Menkes zitiert Agnès Varda: "Der erste feministische Akt einer Frau ist hinzuschauen und zu sagen: Okay, du schaust mich an, aber ich schaue auch." Nur Frauen schauen und reden in einem bemerkenswerten neuen Film, der ausschließlich in und um eine Waldhütte spielt – eine estnische Rauchsauna. In "Smoke Sauna Sisterhood" erzählen Frauen von Abtreibung und Vergewaltigung. Sie teilen aber auch lustige Geschichten in ursprünglich bis zu sechs Stunden langen Sauna-Sitzungen, komprimiert auf 90 Kinominuten. Sieben Jahre hat die Dokumentarfilmerin Anna Hints an ihrem poetischen, ernsten, berührenden Film gearbeitet; Nackheit ist überall, aber es war Hints wichtig "keinen »male gaze«, also keinen sexualisierenden männlichen Blick zu haben", wie sie ND Aktuell erzählte.TTT spitzt zu: "Saunieren gegen das Patriarchat".Die ZEIT schreibt: Mit diesem Film verhält es sich genauso wie mit der Sauna. Man kommt anders heraus, als man hineingegangen ist.
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Jan Paerschhttps://www.piqd.de/users/jan.paerschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/spotify-s-neues-bezahlmodell-noch-musikerverachtender-als-bisher2023-11-21T11:45:17+01:002023-11-21T11:45:17+01:00Spotify's neues Bezahlmodell: noch Musikerverachtender als bisher<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Spotify ist schon lange bekannt dafür, kein gerechtes Bezahl-System für Musiker*innen zu haben, die auf dem Portal gehört werden, sondern eher denen mehr zu bezahlen, die öfter gehört werden, als unbekannteren Künstlern, die nicht so oft gehört werden. Ab nächstem Jahr soll das alles aber noch viel schlechter werden: von 2024 an soll Titeln, die weniger als 1000 Mal gehört wurden, gar nichts mehr ausgezahlt werden. Zum einen werden die Beträge auf diejenigen umverteilt, die mehr Klicks haben und schon mehr verdienen, zum anderen will Spotify sich so Millionenbeträge einsparen. Die Reichen werden reicher, auf Kosten der "Kleinen".Es war bis jetzt schon verschwindend gering, was unbekanntere Musiker bekamen. Was, wie der Name des Artikels besagt, Musiker-verachtend ist. Gar nichts mehr zu bezahlen, die Titel aber dennoch anzubieten, ist, wie der Artikel erkennt, eigentlich Diebstahl. Außerdem werden mit dem neuen Modell nur noch Mainstream Artists gefördert, was die Entwicklung der Kunst erstickt:Das neue Signal von Spotify ist, dass alle, die sich jenseits des Mainstreams bewegen, künstlerische Risiken eingehen oder eben noch ganz am Anfang stehen, wertlos sind. Der Musikmarkt und seine ohnehin prekären Bedingungen erreichen gerade einen neuen Tiefpunkt.Künstlerische Freiheit wird also nicht mehr unterstützt, und unbekannte Nachwuchskünstler haben es noch schwerer, die sowieso immer noch unter den Folgen der Pandemie leiden. Wie kann man Spotify dann boykottieren? Als Konsument kann man natürlich auf andere Plattformen zurückgreifen, wie iTunes, bzw. Apple Music: nicht nur zahlen diese die Musiker gerechter aus, sondern die Audioqualität ist besser. Nur wenige Künstler boykottieren Spotify, indem sie ihr Werk von der Plattform herunternehmen lassen, da sind z.B. Neil Young, Joni Mitchell, Nils Lofgren, Brené Brown und Crosby, Stills, & Nash. Aber unbekannteren Künstlern wird vermittelt, ihre Alben auf Spotify haben "zu müssen", damit diese "auch gehört werden", eben weil soviel Hörer es nutzen – es hilft vielleicht, dass sie dort gehört werden können, aber warum sollen diese nicht anteilig gerecht dafür ausgezahlt werden? Den meisten Konsumenten ist es mühselig, sich mit dieser Info auseinanderzusetzen, und sie behalten achselzuckend die App und nutzen sie weiterhin, aber mit mehr Bewusstsein und Tatkraft können wir gemeinsam was erreichen...
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/speed-detaillierte-oral-history-eines-blockbuster-klassikers2023-11-13T13:52:21+01:002023-11-13T13:52:21+01:00Speed: Detaillierte Oral History eines Blockbuster-Klassikers<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Die Oral History, also eine Nacherzählung von Ereignissen durch die unmittelbar Beteiligten, ist eine der Formen, die zum Medium Podcast passt wie Schokosoße zu Vanilleeis. Eine gute redaktionelle Rahmung und journalistische Prüfung vorausgesetzt, kann selten jemand eine Geschichte lebendiger erzählen, als die, die dabei waren. Und für nischige Themen, die wenig politischen Sprengstoff enthalten, gilt das noch einmal mehr.Der US-Filmjournalist Kris Tapley hat sich zum 30. Geburtstag des Actionfilms Speed, der Keanu Reeves und Sandra Bullock 1994 zu Stars machte, genau so ein nischiges Thema vorgenommen. In Speed wird ein Bus von einem Bombenbauer (Dennis Hopper) so manipiuliert, dass er nicht langsamer als 50 Meilen pro Stunde fahren darf, oder er explodiert. Tapley hat sich daher 50 Episoden gegeben für ein detailliertes Making Of des Klassikers, der es dennoch nie ganz ins Action-Pantheon geschafft hat. Dafür hat er wirklich mit jedem gesprochen. Von Regisseur Jan de Bont bis zur letzten Stuntfrau. Das Ergebnis ist faszinierend, gerade weil es so detailliert ist. Tapley klärt ein für allemal auf, wie das Drehbuch durch mehrere nicht im Abspann genannte Hände wanderte (darunter der spätere Buffy-Schöpfer und noch spätere Drecksack Joss Whedon) und wer welche Elemente hinzufügte. Er spricht mit allen Schauspieler:innen, die an Bord des Busses auf der Leinwand um ihr Leben bangen. Und er rekonstruiert den spektakulärsten Stunt des Films, in dem der Bus über ein Loch in einer Autobahnbrücke springt. Zwischendurch gibt es Episoden mit anderen Kritiker:innen, in denen allgemeinere Themen besprochen werden – von den Karrieren der Hauptdarsteller bis zur Evolution des Actionkinos. Wer in den 90ern am Leben war, Speed gesehen hat oder sich allgemein für's Filmemachen interessiert, ist bei 50 MPH auf jeden Fall gut aufgehoben.
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Alexander Matzkeithttps://www.piqd.de/users/alexander.matzkeithttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/schweigen-oder-positionieren-die-clubszene-in-zeiten-des-krieges2023-11-07T12:43:02+01:002023-11-07T12:43:02+01:00Schweigen oder Positionieren? Die Clubszene in Zeiten des Krieges.<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Es sind schlimme Zeiten, und es ist verständlich, dass Menschen versuchen, durch Kommentare auf social media oder die Teilnahme an Demonstrationen das Weltgeschehen zu sortieren. Selbst für Expert:innen ist es schwierig, die Angriffe der Hamas auf Israel und Israels militärische Gegenwehr angemessen zu erklären und einzuordnen, erst recht für Laien – weshalb das Vice Magazine vor einigen Wochen "3 Gründe, warum du die Klappe halten solltest" auf Instagram postete. Was scherzhaft klingt, beinhaltet durchaus berechtigte Hinweise. Schließlich begeben sich zurzeit nicht nur Otto und Helga Normal-User:in argumentativ auf dünnes Eis, auch Popstars wie Björk sollten besser kurz nachdenken, bevor sie tendenziöse und inhaltlich fragwürdige Postings absetzen (Björks umstrittenes Posting verlinke ich hier nicht, sucht bei Interesse bitte selbst). Feierte man in den 1980er und '90er Jahren Popmusiker:innen für politisches Engagement, wünscht man sich heute eher, Popstars mögen lieber neue Musik statt strittiger Statements veröffentlichen. Ebenso irritierend ist der mehr oder weniger unverhohlene Beistand der (vor allem, aber nicht nur) Berliner Clubszene für Palästina – bei gleichzeitigem Schweigen zur Situation israelischer Geiseln und den Gräueltaten der Hamas. So hat das Magazin Resident Advisor die Crowdfunding-Compilation "From The River To The Sea" initiiert, deren Einnahmen schlicht an "Palästina" gehen sollen. Ohne weitere Erklärungen. In Berlin selbst stellen sich nur einige wenige Clubbetreiber:innen wie z.B. vom about // blank entschieden an die Seite Israels – andere fordern mit Regenbogenflagge die Freiheit Palästinas (zu diesem Thema haben Julius Geiler im Tagesspiegel und Dennis Maischen in der Morgenpost geschrieben). Oder äußern sich gar nicht. Nicholas Potter geht in der taz und in der Jungle World dem Schweigen einerseits, den Aktionen der Clubszene andererseits nach und kommt zu dem deprimierenden Fazit, dass gerade die Rave-Szene sich bewusst gegen Israel stellt. Wie geht es weiter? Wird Ausgehen zum Akt der Bekenntnis? Wie sich die Dinge auch entwickeln werden: Ganz anders jedenfalls, als Madonna es einst mit "Confessions On A Dance Floor" im Sinn hatte.
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christina mohrhttps://www.piqd.de/users/christina.mohrhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/die-musik-der-anderen-ein-blick-auf-den-ddr-untergrund2023-11-05T16:45:01+01:002023-11-05T16:45:01+01:00Die Musik der Anderen: Ein Blick auf den DDR-Untergrund<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Vor 15 Jahren wurde die Plattform Bandcamp gegründet. Eine alternative Plattform für Musikerinnen und Musiker, die ihre Musik ohne die Hilfe von großen Labels verkaufen wollen. Das ging auch eine Zeit lang ziemlich gut, Bandcamp wurde immer wieder gelobt für das faire Bezahlmodell und die leichte Zugänglichkeit, für die Mischung aus Streaming und Verkauf. Und für die journalistische Aufarbeitung von musikalischen Schwerpunktthemen. All das scheint jetzt gefährdet, denn Bandcamp ist von einem Tech-Unternehmen aufgekauft worden, nur die Hälfte der Mitarbeiter wird übernommen. Noch aber gibt es die langen Feature-Artikel mit Musikbeispielen, die einem bestimmte Felder näher bringen und die sich die Plattform als Service geleistet hat. Gerade veröffentlicht und hier gepiqd ist ein (englischsprachiges) Feature über den musikalischen Untergrund der DDR. Erzählt wird die Geschichte der "Anderen Bands", zumindest von einem Teil davon, von ihrer subversiven Musik, von den Repressalien durch den Staat. Und für mich tatsächlich neu, von einem Konzert, das eigentlich niemals hätte stattfinden dürfen: Ein ungenehmigtes direkt im Palast der Republik.The brothers snuck their instruments and the rest of their band through a back entrance. Ornament und Verbrechen played for roughly 40 minutes in the middle of a foyer. No encore. This was entirely illegal. It was also so far outside the realm of reasonable possibility that no one asked questions. “It was in the eye of the storm,” says Robert Lippok now. “Nobody could imagine that there’s a band playing illegally in the Palast der Republik, the most looked-after building in the city.”Während man den Artikel liest, kann man die dazugehörige Musik hören, über die Bandcamp-Seite werden eine Reihe von Erst- und Wiederveröffentlichungen aus der Zeit vorgestellt. Rebellische Musik. Und vielleicht auch deshalb gerade so prominent von den Bandcamp-Journalisten gefeatured, als eine Art Zeichen, dass man die Übernahme und die Kündigungen nicht so einfach hinnehmen möchte. Dazu passt sicherlich auch, dass Bandcamp United, die gewerkschaftliche Mitarbeiter-Vertretung, gerade Klage gegen den neuen und den früheren Besitzer eingereicht hat.
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/this-band-is-tocotronic-podcast-uber-die-popularitat-der-nische2023-11-03T23:52:46+01:002023-11-03T23:52:46+01:00This Band is Tocotronic: Podcast über die Popularität der Nische<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Wer nach den Einflüssen alternativer deutscher Popkultur sucht, sollte weder nach Bochum zu Herbert Grönemeyer noch nach Berlin zu Element of Crime oder gar München zur Sportgruppe Stiller, geschweige denn nach Düsseldorf zu Marius Müller-Westernhagen. Wer wirklich in der Nische unserer zeitgenössischen Musik fündig werden möchte, muss an die Elbe der frühen Neunzigerjahre.Die hatten diesen Proberaum in diesem Flakbunker, wo ich dachte: Was ist das denn?! Das ist eine Großstadt und da stehen plötzlich Flakbunker aus dem zweiten Weltkrieg. (Dirk von Lowtzow)Die Hamburger Schule hatte dem Alternative-Sound bereits zuvor Klang und Farbe verliehen. Erst eine Band mit komischen Haaren, Jacken, Texten allerdings brachte sie zum Olymp popkultureller Einflussnahme auf alles, was danach kam: Tocotronic. Bestehend aus Dirk von Lowtzow, Jan Müller und Arne Zank, hat ihr Rock den Punk erst lustig, dann conscious, zuletzt politisch gemacht und damit genug Futter für einen Podcast der besonderen Art geliefert.Wir hatten eine Band mit dem wunderschönen Namen Punkarsch. Da hat Arne Schlagzeug gespielt und gesungen. Ich habe schon Bass gespielt. (Jan Müller)Nach 30 Jahren im Schulklassenkampf zwischen Nische und Nr.-1-Alben, erzählt This Band is Tocotronic die Entstehungsgeschichte einer Freundschaft auf dem Weg zu etwas, das man auf keinen Fall Kultband nennen sollte, aber irgendwie auch nicht völlig damit daneben läge. Im Auftrag von RBB und NDR erzählen sie, wie sie wurden, was sie sind und mit ihnen die deutsche Musiklandschaft insgesamt – allerdings nicht nur streng chronologisch, sondern atmosphärisch, emotional und sehr ergreifend.
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Jan Freitaghttps://www.piqd.de/users/jan.freitaghttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/buffy-sainte-marie-und-die-debatte-um-sogenannte-pretendians2023-10-29T11:37:02+01:002023-10-29T11:37:02+01:00Buffy Sainte-Marie und die Debatte um sogenannte "Pretendians"<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Die Sängerin Buffy Sainte-Marie gilt neben Leonard Cohen, Neil Young und Joni Mitchell als eine der bekanntesten Musik-Größen Kanadas. Für Menschen indigener Herkunft ist sie größer als alle drei zusammen. Seit den 60er-Jahren setzt sie sich als Musikerin und Aktivistin für die Rechte der First Nations ein. Sie war die erste indigene Künstlerin, die für einen Song mit einem Academy Award geehrt wurde. Für viele war sie die einzige indigene Identifikationsfigur, die auch in den großen Medien stattfand, und das sogar in Kindersendungen wie der Sesamstraße.Jetzt hat der kanadische Sender CBC in einer Recherche anhand drückender Beweise die Frage aufgeworfen, ob Buffy Sainte-Marie ihre indigene Herkunft nicht nur vorgetäuscht hat. Entgegen ihrer Behauptungen soll sie nicht adoptiert worden, sondern Tochter italienischstämmiger Migranten sein. Die Meldung sendet gerade eine Schockwelle durch die indigenen Gemeinschaften der USA und Kanada. Dort wird die Debatte um sogenannte "Pretendians" in den letzten Jahren immer unerbittlicher geführt. Immer wieder wurden Prominente und Wissenschaftler als Betrüger geoutet, die vorgaben, indigene Wurzeln zu haben, etwa der Schriftsteller Joseph Boyden oder der mittlerweile verstorbene Künstler Jimmie Durham. Und nun steht Sainte-Marie an diesem Pranger: Hat sie jahrzehntelang echten Indigenen Sichtbarkeit, Auszeichnungen und Fördergelder weggeschnappt und kulturelle Aneignung betrieben? Oder hat sie wie keine andere Person des öffentlichen Lebens für die Rechte der indigenen Community gekämpft und auf Probleme aufmerksam gemacht, die sonst unter den Teppich gekehrt worden wären? Was von außen wie Selbstzerfleischung wirkt, ist ein hochkomplexes Thema, wie dieser Artikel in der kanadischen Zeitung "The Globe and Mail" anreißt:There are few things more personal to a person and a people than their identity and culture. Many say identity is a community issue. Who has more authority to best judge who is in our family and who isn’t? (...) Others believe identity should include documentation. The more the better. A paper trail per se: birth certificates, adoption papers, status cards, etc. All things the dominant culture holds true and honest. Others believe such documentation is suspect. They’re merely manifestations of colonization which are to be feared and considered suspicious.Der Fall um Sainte-Marie wirft Fragen auf, die auch für uns bedeutsam sind, wenn auch in anderen Kontexten: Was macht Identität aus? Welche Folgen hat die Identitätspolitik auf den Zusammenhalt der Gesellschaft? An welchen Kriterien wird Identität und Zugehörigkeit festgemacht und wer hat die Deutungshoheit darüber? Sainte-Marie wurde bereits vor Jahren von den Piapot, der indigenen Gemeinschaft, der anzugehören sie behauptet, als vollwertiges Mitglied "adoptiert". "Wir werden ihr nicht den Rücken kehren", sagt Ira Lavallee, amtierender Chief der Piapot First Nation. "Unabhängig von ihrer Abstammung ist diese Adoption in unserer Kultur für uns legitim".
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Fabian Peltschhttps://www.piqd.de/users/fabian.peltschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/musik-zum-runterkommen-part-viii2023-10-26T13:47:02+02:002023-10-26T13:47:02+02:00Musik zum Runterkommen (part VIII)<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Es ist schwer mit den Pop-Künstlernamen. Aber – come on! – wer nennt sich denn Loverman? Etliche hatten diese mäßig kreative Idee, der jüngste ist der Belgier James de Graef. Sein Debüt heißt ähnlich innovativ "Lovesongs". Aber was für Songs das sind! Dunkle, schwelgerische, pathetische, aber nie überfrachtete, manche überraschend leichtfüßig (huch, eine Marimba!), andere streichersatt, und immer getragen von dieser wunderbar prononcierten Bariton-Stimme. Viel ist noch nicht über M. de Graef geschrieben worden. Einer denkt an Jacques Brel, ich höre da viel Leonard Cohen und den Gothic-Folk-Poeten Timber Timbre (der Chor im Refrain des unten gepiqten Songs!). Und "Candyman" hat beinahe die Qualität eines Nick Drake-Kleinods. Beeindruckend. Schön auch diese Solo-Livesession auf Youtube.Ganz was anderes: der Drummer Daniel Villarreal tourte mal mit Hardcore-Bands, verdiente Geld als Afro/Cumbia-DJ und als Sozialarbeiter. In Chicago gehört er zur Impro-Szene, bastelt Jahre an seinen Alben, das zweite ist gerade erschienen. "Lados B" atmet soviel jazzige Entspanntheit und Grooviness, man könnte es für ein x-beliebiges Wohlfühl-Funk-Projekt halten. Aber da ist mehr, Villareal shaket sich mit Congas, Muscheln und Glocken in Trance, begleitet von Assen wie Gitarrist Jeff Parker. Herrlich, das Cruising-Video zu "Sunset Cliffs". Sofort möchte man einen Kredit aufnehmen und sich ein Cabrio kaufen. Ein paar Sonnenstrahlen mehr...
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<a href="https://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/musik-zum-runterkommen-part-viii">[link]</a>
Jan Paerschhttps://www.piqd.de/users/jan.paerschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/nachruf-auf-die-amerikanische-komponistin-carla-bley2023-10-24T13:42:37+02:002023-10-24T13:42:37+02:00Nachruf auf die amerikanische Komponistin Carla Bley <img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Carla Bley ist im Alter von 87 Jahren am 17. Oktober gestorben. Die Künstlerin war bekannt für ihre authentische musikalische und politische Überzeugung, und ihren einzigartigen Sinn für Humor. Seit jeher hatte sie die konventionellen Grenzen des Jazz herausgefordert. Sie veränderte die Hörlandschaft für immer durch kreative Collagen, die kindliche Melodien mit minimalistischen, aber kraftvollen Klängen vereinen. 1936 als Tochter eines Kirchenorganisten in Kalifornien geboren, begann sie im Alter von 3 Jahren sich ans Klavier zu setzen, was auch ihr Hauptinstrument bleibt, wobei sie sich ausdrücklich nicht als Pianistin bezeichnet, sondern als Komponistin. Das Elternhaus ist ihr jedoch zu streng katholisch, und so ging sie 1953 nach New York, wo sie Ehemann Paul Bley im legendären "Birdland" kennenlernte, welcher sie anregte, zu komponieren. Ihre ersten Aufnahmen entstehen 1958 und sie spielt mit Größen wie Pharoah Sanders, Peter Brötzmann, Charlie Haden, etc. Sie beherrscht viele Genres von Tango bis Free Jazz und kreiert ihren eigenen Stil aus all den Einflüssen, mit denen sie aufgewachsen ist, aber hauptsächlich aus Rock, Jazz und Musiktheater. Sie selbst sagte, sie war stark von Kurt Weill, aber auch von Eric Satie beeinflusst. Sie schrieb sogar eine Jazz-Oper "Escalator Over The Hill", die 1971 als 3-er LP herauskommt. Insgesamt hinterlässt sie ein Riesenwerk von mindestens 35 LPs.Ihr zweiter Ehemann, der österreichische Musiker Michael Mantler, gehört der Jazz Composers Guild an, die sich für bessere Bedingungen für die Mitglieder einsetzt, in die sie 1965 als erste Frau eintritt. Die beiden spielen mit Musikern der New Yorker Avantgarde Szene wie Don Cherry, Roswell Rudd und Gato Barbieri zusammen, und gemeinsam haben sie ihre Tochter Karen. Außerdem verlegen sie eine eigene Zeitung.Später widmet sie sich ihrer Big Band:"Eine Bigband", meinte Carla Bley, "ist für mich die größte Herausforderung. Ich denke, bei dieser Form sollte ich auch bleiben. Außerdem gibt es in dem Genre kaum Konkurrenz. Nur wenige schreiben richtig gute Bigband-Musik." "Ich bin Komponistin", meinte sie einmal, "und möchte möglichst wenig der Eingebung eines Jazzmusikers überlassen."Hier in diesem NDR Artikel, gibt es einen wunderbaren 44-minütigen Film (1981) über sie, mit Konzertausschnitten, die sie für den NDR gegeben hat, der sie als charmante und verschrobene Bandleaderin zeigt – aber auch mit einzigartigen Aufnahmen im privaten Bereich, mit einem Interview, in dem ihr Humor zum Vorschein kommt. "Ich war sofort erfolgreich und toll, auch schon als drei-Jährige". Dennoch ist sie sich bewusst, dass ihre Musik nicht dem Mainstream Geschmack entspricht. Das Porträt gewährt einen Einblick in Carla Bleys Leben und Wirken in New York. Und es gibt einen weiteren Film von der 55-minütigen Konzertaufführung "La Leçon Française", mit der NDR Bigband und einem Knabenchor. Bis zum Schluss blieb sie ihrem kompromisslosen Ausdruck treu und verbleibt einzigartig – Danke Carla.
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/ski-aggu-oder-wie-eine-skibrille-die-popwelt-verwirrt2023-10-23T21:25:47+02:002023-10-23T21:25:47+02:00Ski Aggu oder wie eine Skibrille die Popwelt verwirrt<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Die Welt ist klein: Neulich habe ich durch einen Zufall erfahren, dass ich schon seit Jahren die Mutter von Ski Aggu kenne. Ski Aggu ist eine Kunstfigur, dahinter verbirgt sich ein junger Musiker aus Berlin, der denen, die mit seiner Musik nichts anfangen können, vor allem durch seine Skibrillen auffällt, die er bei offiziellen Auftritten trägt. Ein Berliner, der zum Beispiel in einer TV-Show eine Skibrille trägt ... wie bescheuert ist das denn, habe ich schon mehrere ältere Menschen sagen hören. Ich und das Diffus-Magazin, dessen Artikel über Ski Aggu ich hier gepiqd habe, sehen das anders. Für mich ist die Brille nur der Katalysator, der dafür gesorgt hat, dass Ski Aggu in den deutschen Albumcharts gerade auf Platz Eins geklettert ist. Ein Erkennungszeichen, das genau so funktioniert wie einst die Maske von Sido oder der Iro von Sascha Lobo. Anders als Lobo aber wird Ski Aggu ohne seine Brille nicht erkannt, er kann also ein relativ unbeschwertes Privatleben führen. Die Musik natürlich auch nichts für Freunde von gediegenem Pop oder "amtlichem" Rock, sondern mit viel Freude am Wort getexteter Rap, der unaufdringlich und irgendwie vielwissend auf meist überdreht-billige Techno- oder Trance-Beats gesetzt wird. Es geht um Sex und Party und Berlin und Drogen. Das Diffus-Magazin erklärt in seinem Artikel das Phänomen Ski Aggu für "Ü30"-Menschen. Zwar wird das vor allem anhand seines neuen Songs "Maximum Rizz" getan, aber der steht stellvertretend für viele von Ski Aggus Tracks und für den Musiker selbst:Rizz“ ist ein Slangbegriff aus Baltimore, wo aus „Charisma“ irgendwann „rizzma“ und schließlich „Rizz“ wurde, also die Fähigkeit, seinen Charme besonders gut beim Flirten auszuspielen. Popularisiert wurde der Ausdruck vom Twitch-Streamer Kai Cenat, inzwischen nutzt ihn aber die ganze Welt und eben auch die nächste Generation an Deutschrap-Nachwuchs.Wie lange Ski Aggu wohl durchhält mit seiner Musik, seiner Kunstfigur, seinem Erfolg? Werden wir sehen. Aber wer denkt, dass das nicht lange anhalten wird: Sidos Song "Mein Block" feiert in ein paar Monaten seinen 20. Geburtstag. Und Sido ist immer noch da. Das muss nichts heißen, kann es aber. Und Skibrillen kann man ja auch ablegen.
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/martin-scorsese-blickt-auf-sein-leben-und-schaffen-zuruck2023-10-17T13:59:21+02:002023-10-17T13:59:21+02:00Martin Scorsese blickt auf sein Leben und Schaffen zurück<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Diesen Donnerstag, am 19. Oktober, startet Martin Scorseses neuer Film Killers of the Flower Moon in den Kinos. Ein dreieinhalbstündiges Epos über Mord und Öl auf dem Land der Osage in den US-Südstaaten. Scorsese selbst wird dieses Jahr 81 Jahre alt und nach wie vor fühlt sich jeder neue Film von ihm (zuletzt The Irishman) irgendwie wichtig an. Da wurde es mal wieder Zeit für ein langes Magazin-Porträt. Diesmal von Zach Baron in der US-Ausgabe von "GQ".Der lange Text fühlt sich ebenso soul searching an wie viele von Scorseses jüngeren Filmen. Er beschreibt eindrücklich, in welcher Welt Scorsese lebt, wie er denkt und arbeitet. Weniger direkt am Set – tatsächlich wiederholt "Marty" sogar die Aussage, dass er Filmemachen an sich gar nicht leiden kann – als abseits davon, in seinen Büros und Studierzimmern. Gemeinsam mit Baron reflektiert Scorsese seinen Einfluss auf die Filmgeschichte und wiederholt seine Einschätzungen zum aktuellen Fließband-Blockbusterkino und zur Filmindustrie an sich, zu der er sich nie zugehörig gefühlt hat. Vor allem aber geht es in diesem Porträt um Alter und Tod. Um die Vorbereitung darauf, was es mit einem macht und um das, was man Vermächtnis nennen könnte.
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Alexander Matzkeithttps://www.piqd.de/users/alexander.matzkeithttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/agnetha-faltskogs-neues-soloalbum2023-10-13T11:04:31+02:002023-10-13T11:04:31+02:00Agnetha Fältskogs neues Soloalbum <img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Zurzeit fällt es schwer, sich auf anderes zu konzentrieren als auf die aktuelle Berichterstattung aus Israel und dem Gazastreifen – vor allem die Beschäftigung mit Pop, Kultur und Sport fühlt sich angesichts der Kriegsgräuel fast vermessen an. Trotz alledem oder gerade deswegen, je nach Gefühlslage, möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein im positiven Sinne anrührendes Interview mit Agnetha Fältskog lenken: Die "Blonde von Abba" hat ein neues Soloalbum veröffentlicht, "A+" heißt es erratisch-schlicht und auf ihre letzte Veröffentlichung von 2013 verweisend, die noch schlichter mit "A" betitelt war. Im Spätsommer erschien vorab die Single "Where Do We Go From Here?", im begleitenden Video ist eine Comic-Version von Agnetha zu sehen – ein selbstironischer und gleichzeitig pragmatischer move der Künstlerin, denn: “When you get older, you get a bit more limited as to what you want to do,” so Fältskog im Guardian-Interview. Doch altersbedingte Ein- oder Beschränkungen scheinen sich nicht allzu schwerwiegend auszuwirken: Mit den "Abbatar"-Hologramm-Konzerten im eigens erbauten Londoner Konzerthaus meldeten sich die Original-Abba-Mitglieder vor zwei Jahren eindrucksvoll zurück – ohne selbst auf der Bühne zu stehen. Eine revolutionäre Leistung, zweifelsohne. Doch Agnetha Fältskog fällt es schwer, sich selbst als "Ikone" zu sehen, geschweige denn, sich auf Lorbeeren auszuruhen, die Abba in den Siebziger- und Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts erreicht haben. Im Gespräch berichtet sie davon, wie schwierig es beispielsweise war, das Popstar- und Mutterdasein zu verbinden. Jahrelang hatte sie weder Zeit noch Gelegenheit zum Schreiben eigener Songs, doch die Musik stecke nach wie vor in ihr: “I think it’s because I didn’t have the time, really. When I started my solo career, I had it in me to write. But into the Abba years, I had two small children to take care of, and a lot of work with travelling, concerts and TV programmes. When we had some free time, I wanted to be with my children. I didn’t forget about music, I just did other things. But I have it in me.”Fältskog war schon eine Singer-/Songwriterin, bevor sie bei Abba einstieg, doch der große Rummel lag ihr nie. Nach dem Ende von Abba veröffentlichte sie zwar einige Alben, wollte sich allerdings der Popstar-Maschinerie nicht mehr aussetzen. Alexis Petridis' Artikel ist das einfühlsame Porträt einer Künstlerin, der es gelang, sich weitgehend zurückzuziehen – und dennoch eine der einprägsamsten Figuren des Pop zu bleiben.
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christina mohrhttps://www.piqd.de/users/christina.mohrhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/neues-album-von-arlo-parks-my-soft-machine2023-05-26T12:37:12+02:002023-05-26T12:37:12+02:00Neues Album von Arlo Parks "My Soft Machine"<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Arlo Parks kam Anfang 2021 gerade zur richtigen Zeit mit ihrem Debütalbum "Collapsed in Sunbeams": Als alle von der Pandemie gebeutelt waren, spendete ihre Musik Trost und Leichtigkeit, ohne dabei oberflächlich oder kitschig zu sein. Sie spricht bzw. singt auch über Themen wie Gefühle und psychische Probleme, ohne dabei unangenehm zu werden. Das Album hat großen Erfolg und wird für Preise nominiert wie "Album of the Year, Best New Artist and Best British Female Solo Artist at the 2021 Brit Awards" und gewinnt den 2021 Hyundai Mercury Prize für das beste Album. Außerdem sind Leute wie Billie Eilish und die Obamas bekennende Fans der Musikerin. Gerade mal 22 Jahre jung ist Arlo Parks und bringt nun das zweite Album "My Soft Machine" heraus. Die Sängerin wurde als Anaïs Oluwatoyin Estelle Marinho in London im Jahr 2000 geboren und ist nun nach L.A. umgezogen. Dort scheint sie an einem für sie guten Ort gelandet zu sein und kollaboriert schon mit z. B. Phoebe Bridgers, die auch auf der neuen Platte zu hören ist. Wieder verarbeitet sie persönliches und das Erwachsenwerden mit den neuen Stücken, und was alles damit zusammenhängt: "finding your place in the world", erste Liebe und Erfahrungen mit Community, sich geerdet fühlen und dann wieder verloren, sind diese neuen Lieder etwas "bittersweet" – "Healing is a process" sagt sie in diesem Interview. Darum soll auch das neue Album Trost spenden. Reine Freude auszudrücken, findet sie wiederum nicht so leicht, da sie, wenn sie diese spürt, einfach nur (er)lebt, aber dennoch inspiriert L.A. sie dazu, dies einzufangen, und die meisten der neuen Stücke hat sie dort geschrieben.
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/neues-und-tragisches-von-sufjan-stevens-meister-der-melancholie2023-09-28T11:43:06+02:002023-09-28T11:43:06+02:00Neues und Tragisches von Sufjan Stevens, Meister der Melancholie <img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Sufjan Stevens kündigt ein neues Album an, Javelin soll am 6. Oktober rauskommen. Es ist das erste traditionelle Solo Album seit 2020 The Ascension und außerdem das erste wahre Singer-Songwriter Album seit Carrie & Lowell. Ganz alleine machte er die Platte nicht, sondern lud auch Freunde ein, wie z. B. Bryce Dessner von The National, der akustische und elektrische Gitarre einspielte für den Song “Shit Talk.” Sufjan Stevens hat sich immer wieder in verschiedenen Genres probiert: von mal mehr elektronisch bis hin zu Konzerten mit großem Orchester. Zwei Stücke sind schon zu hören: "So You Are Tired" und "Will Anybody Ever Love Me?". Wie die Titel schon andeuten, sind es nachdenkliche und melancholische Lieder – ersteres geht über eine Trennung. Der Sänger kann momentan das neue Album aber gar nicht promoten und geht auch wegen anderer News durch die Schlagzeilen: er hat gesundheitliche Probleme und musste ins Krankenhaus weil er nicht mehr gehen konnte, und auch Taubheitsgefühle in den Armen, Händen und Beinen hatte. Nach vielen Tests wurde er mit der Autoimmunkrankheit Guillain-Barre Syndrom diagnostiziert. Es kann behandelt werden, ist aber trotzdem gefährlich, denn die Krankheit kann sich bis zu Lunge, Herz und Gehirn ausbreiten, was dringend verhindern werden musste, aber wohl erfolgreich verlief. Seit ein paar Wochen ist er in einer Reha-Klinik wo er mithilfe von Physiotherapie wieder das Gehen erlernt. Andere Patienten mit der Diagnose brauchen teilweise ein Jahr um wieder laufen zu können. Aber er scheint zuversichtlich zu sein, auf seiner Webseite schreibt er selbst Updates über seinen Zustand. Er sagt, obwohl die Krankheit schlimm ist, sei diese auch irgendwo ein Segen gewesen, denn die Umstände hätten seine Hoffnung in die Menschheit wiederhergestellt: alle Pfleger, Ärzte, Therapeuten wären ein tolles Beispiel an "love in action" gewesen. Es ist bewundernswert, wie wertschätzend und positiv seine Updates klingen, nach einem solchen Schicksalsschlag. Gute Genesung, Sufjan!
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/capital-b-eine-berliner-subkulturdoku-von-mauerfall-bis-ausverkauf2023-09-26T18:14:41+02:002023-09-26T18:14:41+02:00Capital B: Eine Berliner Subkulturdoku von Mauerfall bis Ausverkauf<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Oberflächlich betrachtet ist die Arte-Dokumentation Capital B eine Milieustudie aus dem aufgemauerten Berlin der Nachwendezeit, dessen libertäre, ja anarchistische Goldgräberstimmung ungeheure Energien entfesselt hat. Kräfte, die Techno, Kunst und Kultur seinerzeit ebenso beflügelt haben wie eine Hausbesetzungs- und Freiflächeneroberungsszene, die es sogleich mit der konservativen Konterrevolution zu tun kriegte.Untergründig aber erzählt Regisseur Fabian Opitz fünf virtuos montierte Folgen vom Widerspruch zwischen Kapital und Alltag, der die hoffnungsfrohe Hauptstadt zügig in Depression und Arroganz versinken lässt. Knapp fünf Stunden lang wohnt man somit einer Abwärtsspirale bei, die den dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus unter den Abrissbirnen der schwarz-roten Immobilienspekulation zu Staub zermalmt.Im Wechselschnitt mit konservativen Besitzstandbewahrern (es waren fast ausnahmslos Männer) machen all die gescheiterten Versuche, Berlin zum lebenswerteren Ort für alle zu machen, aber auch Spaß und Mut, es immer wieder aufs Neue zu versuchen. Denn nebenbei ist Capital B auch noch ein sensationelles Porträt der erwachenden Clubkultur, bevor Berghain, Loveparade und Klaus Wowereit sie zum Konsumgut geschrumpft haben.
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Jan Freitaghttps://www.piqd.de/users/jan.freitaghttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/aufraumen-mit-dem-mythos-der-90er2023-09-19T23:44:52+02:002023-09-19T23:44:52+02:00Aufräumen mit dem Mythos der 90er<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Auch schon wieder acht Monate her, dass hier an dieser Stelle das Buch "Kein morgen" von Werner Amann besprochen wurde. Ein Fotobuch, ergänzt mit Texten von Schriftsteller Leif Randt. Wer am Damals und an Techno oder Rave interessiert ist, für den ist das nach wie vor ein gutes Buch. Wer ein bisschen tiefer gehen möchte und sich fragt, warum die 90er eigentlich auf die immer gleiche Art gezeigt und gefeiert werden, für den ist das hier empfohlene Groove-Gespräch von Simon Popp und Leif Randt über "Kein morgen" vielleicht eine gute Ergänzung. Aber auch ohne "Kein morgen" zu kennen, finde ich interessant, was Leif Randt über das Entstehen des Buches und über seine eigenen Texte darin sagt: Werner sagte kurz vor Weihnachten beim Ausgehen zu mir, dass er eigentlich immer versucht hat, eine Science-Fiction der Gegenwart zu fotografieren, und vielleicht wirken seine Fotos aus den Neunzigern auch deshalb so aktuell. Er hat intuitiv diejenigen fotografiert, die ihrer Zeit vielleicht einen Tick voraus waren oder einen besonders starken Future-Spirit ausstrahlten. (...) Glücklicherweise fühlt sich elektronische Musik in den besten Moment weiterhin futuristisch an, retro-futuristisch vielleicht, denn die Musik ist jetzt schon lange da, aber ich bin froh, dass es sie gibt.Hat natürlich auch etwas Paradoxes: eine sich futuristisch gebende Subkultur, die "kein morgen" kennt. Aber auch darüber reden Randt und Popp. Lustigerweise heißt die Kolumne von groove.de, für die das Gespräch geführt wurde, "GESTERN MORGEN", nicht ohne Grund in Großbuchstaben geschrieben. Das Spiel mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: nach wie vor ergiebig!
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/roisin-murphy-wenn-sich-popstars-fragwurdig-aussern2023-08-30T13:03:59+02:002023-08-30T13:03:59+02:00Roisin Murphy: Wenn sich Popstars fragwürdig äußern<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Es ist schmerzhaft, wenn ein:e bewunderte:r Lieblingskünstler:in wegen zweifelhafter Aussagen oder gar Übergriffen auf Mitarbeitende in die Schlagzeilen gerät (wie z. B. unlängst Lizzo). Nun steht Roisin Murphy in der Kritik, und das auch noch ausgerechnet wenige Tage vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums "Hit Parade", das sie mit DJ Koze aufgenommen hat. Was ist passiert? Auf ihrem Facebook-Account äußerte sich die irische Dance-Ikone zu Pubertätshemmern (Hormonblockern), die Trans*-Jugendlichen verschrieben werden können, um biologische/körperliche Veränderungen in der Pubertät aufzuschieben oder einzudämmen. Murphy bezeichnete Trans*-Jugendliche als "little mixed up kids", die "beschützt" werden müssten; und verwehrte sich darüber hinaus gegen die Verwendung des Begriffs "TERF" (englische Abkürzung für Trans-Exclusionary Radical Feminism, auf Deutsch „Trans-ausschließender Radikalfeminismus“), der ihrer Ansicht nach Frauen diskreditieren würde. Als der – zu erwartende – Shitstorm auf sie einprasselte, relativierte Murphy auf X (einstmals Twitter) ihre Äußerungen und bat ihre Community um Entschuldigung. Denn Murphys Fangemeinde besteht zu großen Teilen aus queeren Clubber:innen, die ihrer bisher untadeligen Königin nun mindestens kritisch bis wütend gegenüberstehen. Schwierige Sache, ganz generell. Natürlich soll jede:r öffentlich über alles reden können (und auch gefragt werden dürfen, das nur nebenbei) – andererseits will man manches vielleicht doch nicht so genau wissen. Die Aufregung über Äußerungen von Prominenten verrät viel über eigene Erwartungshaltungen, wobei natürlich klar sein muss, dass Übergriffe jedweder Art indiskutabel sind. Persönlich wünsche ich mir insgeheim, dass Roisin Murphy besser geschwiegen hätte (warum musste sie zu Pubertätsblockern einen Kommentar abgeben?), auch wenn sie gewiss Recht damit hat, dass Pharmaunternehmen von den Identitätskrisen Jugendlicher profitieren. Aber das Thema Trans*-Identität ist zu komplex, um nebenbei in Social-Media-Postings abgehandelt zu werden. Auf Murphys Album bin ich dennoch gespannt, auch wenn die Vorfreude derzeit eine deutliche Delle aufweist.
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christina mohrhttps://www.piqd.de/users/christina.mohrhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/toro-y-moi-prasentieren-neue-ep-und-film-sandhills2023-08-28T12:29:35+02:002023-08-28T12:29:35+02:00Toro y Moi präsentieren neue EP und Film: "Sandhills"<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Toro y Moi überrascht nicht nur mit der neuen EP "Sandhills", sondern auch mit dem dazugehörigen Kurzfilm. Dieser dokumentiert seinen Besuch in seiner Heimat in South Carolina. Die Super-8 Aufnahmen unterstreichen die nostalgische Musik mit dem passenden visuellen Flair.Chaz Bear, der Sänger und Mastermind hinter Toro y Moi, nimmt sich immer wieder neue Genres vor, und beeindruckt mit gekonnten Alben produziert in Stilen wie Electro, Dance, Psychedelia, Ambient, Indie-Pop, Alternative Rock, R&B, HipHop und nun auf "Sandhills" mit dem schönstes Indie/Singer-Songwriter/Americana, doch wird er gerne unter dem Genre "Chillwave" eingeordnet. Und er erweitert das Medium Musik mit Film, beides ergibt eine Art Gesamtkunstwerk, wobei die Musik auch bestens für sich alleine stehen kann. Er arbeitete für diesen Film mit lokalen Künstlern und alten Bekannten wie seine ehemalige Fotografie-Lehrerin aus Schulzeiten sowie dem Filmemacher Steve Daniels. Dieser hatte bereits Musikvideos für Toro y Moi gemacht wie "Still Sound" (2011) und "Never Matter" (2013). Die Band existiert seit ca. 2009 und hat etwa 12 Alben veröffentlicht.Musik mit Film zu vermischen ist auch nicht ganz neu für die Band, im letzten Jahr veröffentlichte Toro y Moi den Film GOES BY SO FAST: A MAHAL FILM von Harry Israelson, mit dem Schauspieler und Comedian Eric Andre, hier zu sehen. Dieser ist mehr wie ein kurzer Spielfilm mit Dialog und Story, während "Sandhills" fast eine poetische Liebeserklärung an sein Heimat-Staat South Carolina ist. Der ansässige Künstler Ernest Lee machte das Album Cover, und selbst das Footballteam seiner alten Schule Ridge View Highschool ist dabei. Auf jeden Fall genau die richtige Musik, um diesen verregneten Sommer gebührend ausklingen zu lassen und schon vom nächsten Sommer zu träumen ...
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/endlich-ein-heiter-bis-wolkiger-podcast-uber-tod-und-trauer2023-08-25T22:44:04+02:002023-08-25T22:44:04+02:00Endlich: Ein heiter bis wolkiger Podcast über Tod und Trauer<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Wenn man schon einen Podcast übers Sterben piqd, ist es nur konsequent, den letzten zu nehmen, das Requiem gewissermaßen. Post mortem. Fünfeinhalb Jahre war "Endlich. Reden wir über den Tod" online. Fünfeinhalb Jahre haben sich Susann und Caro darin über den ultimativsten aller Abgänge unterhalten. Nach fünfeinhalb Jahren war allerdings Ende Mai Schluss.Wir sind zwar traurig, aber auch fein damit, jetzt Trauerarbeit in eigener Sache zu machen.Weshalb wir an dieser Stelle mal die Abschiedsfolge namens Abschiedsfolge posten, in der das Gesprächsformat live aus dem Kreuzberger Bestattungsunternehmen Fährhaus 67 Folgen mit oder ohne prominente Gesprächspartner*innen Revue passieren lässt und damit einmal mehr zeigt, wie unterhaltsam Tod, Trauer, Suizid, Vergehen, also alles vom letzten Geleit, trotz aller Tristesse diskutiert werden kann.
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Jan Freitaghttps://www.piqd.de/users/jan.freitaghttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/podcast-die-geschichte-der-rockmusik-in-500-songs2023-08-20T14:19:22+02:002023-08-20T14:19:22+02:00Podcast: Die Geschichte der Rockmusik in 500 Songs<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Wer Andrew Hickey eigentlich ist, habe ich nicht mal nachgeguckt. Es ist offensichtlich, dass er sich kurz nach der Abnabelung an eine Musikanlage angeschlossen hat und seitdem nie etwas anderes gemacht haben kann als alles aufzusaugen, was an und über "Rock Music" jemals veröffentlicht wurde. Mit seinem Podcast "500 Songs" versucht er, uns die Geschichte der "Rock Music" in 500 Episoden nachzuerzählen. Jede Episode ist etwas über eine Stunde lang und einem einzelnen Song gewidmet. Das hört sich ein bisschen, als würde Hickey in einer Dachkammer sitzen, die ausufernd recherchierten Biografien der Künstler sowie die Entstehungsgeschichten der Songs vorlesen, während er hin und wieder ein paar Platten auflegt, von denen er spricht. Das Vorlesen ist ehrlich gesagt nicht seine größte Stärke, manchmal wird es etwas monoton, aber die präsentierten Fakten und musikhistorischen Perlen machten es mir zumindest unmöglich, mich dem Bann dieses Podcasts zu entziehen. Stevie Wonder kann man zum Beispiel in dieser Episode als 12-jähriges Motown-Talent auf Tour Mundharmonika spielen hören, und seine ersten Live-Aufnahmen, bei denen unglaublicherweise Marvin Gaye Schlagzeug spielt. Mittlerweile ist Hickey bei Episode 167 angekommen und der Podcast selbst auf dem Weg, Kult zu werden. Es ist auf jeden Fall ein unglaublich schöner Weg, die Liebe zur Musik mal wieder ein bisschen zu pflegen und die eigenen Playlisten upzudaten.
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Christian Gesellmannhttps://www.piqd.de/users/christian.gesellmannhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/eine-neue-origin-story-fur-das-marvel-cinematic-universe2023-08-11T07:59:13+02:002023-08-11T07:59:13+02:00Eine neue Origin Story für das Marvel Cinematic Universe<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Das Marvel Cinematic Universe (MCU) ist wohl eine der bedeutendsten Entwicklungen in der Kinolandschaft der letzten 15 Jahre. Es hat, so die gerechtfertigte Überschrift dieses Artikels im New Yorker, die Filmindustrie in Hollywood "verschluckt". Jedes andere Studio hat versucht, den Erfolg der miteinander vernetzten Filme und Serien nachzuahmen. Keinem ist es so recht gelungen.Michael Schulmans lange Rekapitulation des Marvel-Erfolgs fasst vieles, was anderswo schon zu lesen war, noch einmal kompakt (naja, 42 Minuten Lesezeit) zusammen, insbesondere über die Ursprünge des Marvel-Verlags, die Lizenzbemühungen in den 80ern und 90ern und schließlich die Idee, selbst Filme risikofinanziert zu produzieren. All das gehört inzwischen zum Marvel-Mythos genau wie der letzte Teil des Artikels, der die vielen Probleme aufzeigt, mit denen Marvel inzwischen kämpft bzw. die es erzeugt. Von einer geplagten VFX-Industrie bis zu einer immer mittelmäßiger werdenden Qualität der Filme.Doch Schulman gräbt auch einige neue Behind-The-Scenes-Geschichten aus, vor allem um den bisher recht unbekannten David Maisel, den ersten Chairman von Marvel Studios, der behauptet, die ganze Idee des "Forever Franchise" gehe eigentlich auf ihn zurück. Angeblich war es auch seine Idee, dass Disney Marvel kaufen könnte, woraufhin er sich 2009 mit 50 Millionen Dollar Kapital aus dem Studio zurückzog. Allein für diesen neuen Blick auf die Rangeleien um die kreative Kontrolle von Marvel lohnt sich der Artikel. Er ist außerdem eine gute Vorbereitung für das im Herbst erscheinende Buch MCU: The Reign of Marvel Studios von Joanna Robinson und Dave Gonzalez.
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Alexander Matzkeithttps://www.piqd.de/users/alexander.matzkeithttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/neonazi-macht-buddy-talk-mit-migrantischen-influencern2023-08-10T09:13:06+02:002023-08-10T09:13:06+02:00Neonazi macht Buddy-Talk mit migrantischen Influencern<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Der Dortmunder Steven Feldmann ist Neonazi-Influencer auf YouTube. Besonders bekannt wurde der rechtsextreme Intensivtäter, der offen den Holocaust leugnet und sich mit NSU-Terroristen wie Ralf Wohlleben solidarisiert, durch Videos, in denen er sich ausgerechnet mit migrantischen YouTubern zusammensetzt, vor allem Rappern – und das auf ausdrückliche Einladung. Dem ehemaligen Drogen-Dealer und Food-Influencer Ahmed „Sharo“ Sharif ("Beast Kitchen") sagt er bei solch einer Gelegenheit direkt ins Gesicht, dass er alle Ausländer ausweisen will. "Auch mich?", fragt Sharo, der libanesische Wurzeln hat und dem auf YouTube 349.000 Menschen folgen. "Auch dich", antwortet der Nazi. Trotz, Zitat Sharo, "Stevens schwer zu ertragender Ideologie" gibt es Handschlag und Respektsbekundungen. Das Video wurde in sieben Monaten 880.000 Mal gestreamt. Auch andere wie die Rapper Bözemann, Manuellsen und Jihado, deren Kanäle sich ebenfalls an ein hauptsächlich junges und migrantisches Publikum richten, haben seitdem Buddy-Talk mit Feldmann gemacht. Liebevoll nennen sie ihn dort „Habibi Steven“. Es gilt offenbar als cool, mit einem "harten" Nazi, einer Art Endboss, "auf Augenhöhe" zu sprechen. Betont kritisch werden sie erst hinterher.Der Ex-Neonazi Axel Reitz, der in einem "STRG_F"-Beitrag von Funk zu Feldmanns ungewöhnlicher Popularität interviewt wird, erklärt, es gäbe zwischen diesen vermeintlich widersprüchlichen Welten eben doch einige gemeinsame Nenner: Eine Abneigung gegen den Staat, gegen die Bullen, gegen Homosexuelle und Juden. Ihr Selbstbild ist jeweils das von Kämpfern mit einer "unglaublich zur Schau getragenen Maskulinität", die sich von den Mainstream-Medien verleumdet glauben und auf Kanälen wie YouTube ihre eigene Öffentlichkeit schaffen. Auf Interviews mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen lassen sich die Neonazis nicht ein, selbst als die Funk-Reporter sie in ihrem Kiez in Dortmund zur Rede stellen wollen. Sharo spricht dagegen als einziger länger mit "STRG_F". Auf das gemeinsame Video angesprochen, in dem Feldmann ungefiltert seine braune Soße auskippen darf, erklärt er, dass er es mittlerweile bereue, dem Nazi eine Plattform gegeben zu haben. Noch mal würde er ihn nicht einladen, rechtfertigt aber, dass Steven eben weiß, "wie man auf der Straße spricht". Viele Zuschauer stimmen Feldmann dann auch in der Kommentarspalte "in einigen Punkten" zu, darunter offenbar auch Ausländer der ersten und zweiten Generation. Er sei "ein stabiler Typ" und das Gespräch "von gegenseitigem Respekt" geprägt gewesen, liest man da zum Beispiel. Das Motto des Kanals "Durch Essen Menschen verbinden", wurde ad absurdum geführt. Die Nazis dürften sich ins Fäustchen lachen. Der auf Rassismus und Rechtsextremismus spezialisierte Watchblog Belltower sieht sogar "eine unheilige Allianz" heraufdämmern. In Dortmund und in Bochum gehen Neonazis demnach bereits gemeinsam mit Migranten auf die Straße, um politische Feinde anzugreifen.Vielleicht auch aus Ermangelung an weiß-deutschem Rekrutierungs-Potential versuchen Neonazis mit migrantisch Rechtsextremen ein junges gewaltaffines Publikum anzusprechen. Und da passt es gut in die Strategie, dass Steven Feldmann derzeit wie ein Wanderpokal durch YouTube-Formate gereicht wird.
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Fabian Peltschhttps://www.piqd.de/users/fabian.peltschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/wer-hat-tupac-shakur-getotet-der-wahrheit-ein-stuck-naher2023-08-07T16:19:27+02:002023-08-07T16:19:27+02:00Wer hat Tupac Shakur getötet? Der Wahrheit ein Stück näher<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Der Mord am Rapper Tupac Shakur vor 27 Jahren gilt als ein großes Rätsel, das vielleicht niemals gelöst werden wird. Aber eine Razzia bei einem ehemaligen Drogendealer und Gangführer vor einigen Wochen könnte darauf hindeuten, dass die US-Polizei den Fall weiterverfolgt und einer Lösung näher kommt. William Shaw, Autor und Rap-Experte, hat im englischen Guardian die Geschichte um Tupac Shakur noch einmal aufgerollt und sich mit den in den Mord verwickelten Personen auseinandergesetzt. Am Ende seines detailreichen und sehr gut geschriebenen Artikels kennt man die Namen der zwei, drei oder vier möglichen Todesschützen. Spannende, relativ komplexe Geschichte!
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/sinead-o-connor-neue-sky-doku-nun-auch-in-der-mediathek2023-07-30T17:44:59+02:002023-07-30T17:44:59+02:00Sinéad O'Connor: Neue Sky-Doku nun auch in der Mediathek<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2021/03/05/5za0zr4mem_piqd_pop_junge_singt_laut_in_mikro_retro.png" />
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Der preisgekrönte Dokumentarfilm von Kathryn Ferguson über das Leben Sinéad O'Connors sollte Ende des Monats exklusiv auf Sky anlaufen. Der NDR zeigt den erstmals 2022 veröffentlichen Film anlässlich des Todes der irischen Sängerin nun ebenfalls in seiner Mediathek. In ihren, wie wir nun wissen, letzten längeren Interviews, erklärt O'Connor hier noch einmal eindringlich, wie ihr gleichermaßen konservatives Heimatland und Elternhaus sie prägten. Von der Mutter wird sie als Kind dazu gezwungen, zur Strafe ganze Nächte allein im Garten zu verbringen. Bis heute hasse sie die Dämmerung, sagt O'Connor. Auch sonst hört man viel Haarsträubendes, etwa wie ihre Plattenfirma sie zu einem Schwangerschaftsabbruch nötigen wollte, weil sie ja schon so viel in die Newcomerin investiert hätte. Auch die vielen Fernsehinterviews, in denen immer wieder ihr kahl geschorener Kopf zum Thema gemacht wird, verdeutlichen, wie missverstanden die Sängerin sich zeitlebens fühlen musste. Die Doku fokussiert sich fast vollständig auf O'Connors Zeit als sendungsbewusste 90er-Ikone. Die Abgründe, Abstürze, Schicksals- und Befreiungsschläge danach werden nur als Konsequenz öffentlicher Verleumdungskampagnen angedeutet. Musikerinnen wie Peaches, Kathleen Hanna und Chuck D von Public Enemy sowie viele Weggefährten ihrer Anfangstage kommen zu Wort. Ein schöner Nebeneffekt der bewegenden filmischen Verbeugung ist, dass man nie mehr vergisst, wie man Sinéad O'Connors Vornamen richtig ausspricht.
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Fabian Peltschhttps://www.piqd.de/users/fabian.peltschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/neue-musik-von-pj-harvey2023-07-27T13:59:04+02:002023-07-27T13:59:04+02:00Neue Musik von PJ Harvey<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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„I Inside the Old Year Dying“ heißt das neue Album von PJ Harvey und nicht nur sind die Stücke neu, sondern irgendwie auch ganz anders als bisher. Die britische Musikerin hatte eine Art Schaffenskrise erlebt: Das letzte Album kam 2016 heraus, und immer wieder hatte sie sich bis dahin neu erfunden, verschiedene Genres probiert und es dabei geschafft, immer eigen und unverwechselbar zu klingen. Letztes Jahr hatte sie einen Gedichtband veröffentlicht, "Orlam", von dem sie einige Gedichte nun quasi vertonte. An jenem Gedichtband hatte sie sechs Jahre lang gearbeitet, was mitunter so lange dauerte, weil sie ihn im Dialekt des Südwesten Englands schrieb, wo sie auf einer Farm in Dorset aufgewachsen war. Dennoch musste sie diese aussterbende Sprache wieder neu erlernen, fast wie eine Fremdsprache. Anscheinend hatte sie damit gehadert und war sich nicht sicher, ob sie jemals wieder Musik machen würde, hatte sie das Gefühl, schon alles ausprobiert zu haben. Doch dann erhielt sie kreativen Rat des Künstlers und Filmemachers Steve McQueen: Dieser empfahl ihr, alles zu vergessen, was das Konzept für ein Album angeht, und sich daran zu erinnern, was ihre Leidenschaft für Worte, Bilder und Musik ausmacht, und sich darauf zu konzentrieren und damit zu spielen. So spielte sie z. B. ihre Lieblingslieder anderer Künstler wie Bob Dylan oder Nina Simone, um sich wieder in dieses Gefühl hineinzuversetzen. Und es funktionierte. Sie kam wieder in den Fluss und das Gefühl, Musik zu machen für die Musik und nicht in das alte Hamsterrad Album – Tour – etc. zu steigen. In nur drei Wochen schrieb sie die Stücke und im Studio mit Langzeit-Produzenten John Parish und Flood geschah dann die letztendliche Magie. Mit den beiden hat sie bereits sieben Alben erschaffen. BBC Music hat die drei gemeinsam hier interviewt, und sie sprachen über den kreativen Prozess. Sie sagt, Gedichte und Lieder sind sehr unterschiedlich, zumindest in ihrem persönlichen Schaffensprozess. Obwohl man den Text nicht unbedingt gut versteht, ist das neue Album insgesamt sehr mystisch, irgendwie erwachsen und kindlich zugleich ...
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/solarpunk-positive-geschichten-fur-den-klimawandel2023-07-21T16:10:31+02:002023-07-21T16:10:31+02:00Solarpunk: Positive Geschichten für den Klimawandel<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2021/03/05/4cbkfp3vtw_piqd_pop_streicholzkoepfe_gel_rot.png" />
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Im Angesicht des Klimawandels scheint Optimismus nicht gerade angebracht. Ohne tiefgreifenden gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel sind die Klimaziele kaum mehr einzuhalten. Und woher soll der jetzt noch kommen? Greta Thunberg forderte 2019 auf dem Weltwirtschaftsforum: „I want you to panic.“ Doch ist die Angst wirklich der beste Motor, um das Ruder noch herumzureißen?Einen anderen Ansatz verfolgt die "Solarpunk"-Bewegung, indem sie Technologie und Nachhaltigkeit zu optimistischen Zukunftsvisionen vereint. Ein an Ghibli-Animationen erinnerndes Video zeigt, wie das aussehen könnte: Städte, die in die Natur eingebettet sind, statt sie plattzumachen. Kühe, die zwischen niedlich aussehenden Windturbinen und Solarpaneelen grasen. Roboter, die Äpfel pflücken. Vieles ist bonbon-bunt und kitschig. Andere Solar-Punk-Utopien auf YouTube wurden gleich ganz von künstlicher Intelligenz generiert. Solarpunks argumentieren, dass man positive Geschichten erschaffen müsse, um den Willen zum Weitermachen aufrechtzuerhalten. So gesehen ist Solarpunk eine Alternative zum dystopischen Cyberpunk, der unsere Vorstellungen der Welt von morgen als kalt, kaputt und voll tiefgreifender Klassenunterschiede geprägt hat. Die junge Journalistin Alexandra Hilpert hat für die taz aufgeschrieben, warum ihr die Solarpunk-Visionen mittlerweile sehr viel bedeuten:Sie wecken in mir nicht nur Hoffnung, sondern sogar Sehnsucht nach der Zukunft. Natürlich hat der Solarpunk längst auch einen theoretischen Unterbau. 2020 veröffentlichte der Blog "Regenerative Design" das sogenannte Solarpunk-Manifest, in dem post-hierarchische, post-kapitalistische und postkoloniale Ideen zusammenkommen. Auch fordern viele Solarpunks eine nicht romantisierende Renaissance indigenen Wissens, wie sie etwa auch der australische Autor Tyson Yunkaporta vertritt. Aktuell tauscht sich die Bewegung vor allem in Reddit-Foren aus. Der Begriff "Solarpunk" selbst macht schon seit 2008 die Runde. Und natürlich sind die Ideen in der Science-Fiction-Literatur und in Filmen seit jeher beliebt. Hilpert schreibt: Längst nicht alles davon sind neue Ideen, doch Solarpunk bündelt diese zu einer Bewegung, mit einem gemeinsamen Ziel.Eingang in die Mainstream-Popkultur fanden Solarpunk-Szenarien zuletzt zum Beispiel in Form des Königreichs Wakanda in Black Panther oder durch den 2022 veröffentlichten Disney-Film „Strange World“.
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Fabian Peltschhttps://www.piqd.de/users/fabian.peltschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/glad-to-be-gay-lesbische-und-schwule-indie-rockstars2023-07-20T11:49:06+02:002023-07-20T11:49:06+02:00Glad To Be Gay: Lesbische und schwule Indie-Rockstars<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Der Pride-Month (Juni) liegt schon ein paar Wochen zurück: In dieser Zeit fanden jede Menge Aktionen zwecks größerer Akzeptanz und Sichtbarkeit schwuler, lesbischer und queerer Menschen statt. Doch solche Feiertage/-wochen können niemals alle Probleme und Vorurteile ausräumen. So ist z. B. die Geschichte des Indie-Rocks oberflächlich betrachtet eine sehr weiße, männliche und vor allem heterosexuelle Angelegenheit – oder doch nicht? Schaut man genauer hin, findet man sehr viele Beispiele queerer Musiker:innen, deren Schwul- oder Lesbischsein lange Zeit verborgen oder zumindest nicht offen thematisiert wurde. Emma Madden hat für das Magazin Pitchfork die (natürlich nicht vollumfängliche) Geschichte(n) queerer Indie-Musiker:innen zusammengetragen, beginnend mit R.E.M.'s Michael Stipe und den B-52s, die ihre Gayness nicht ostentativ betonten, sondern selbstverständlich lebten: “It was unspoken but it was out there,” says Cindy Wilson, the B-52’s’ sole heterosexual member. “We were saying it without saying it.”Jüngere Bands wie Boygenius gehen wesentlich offener mit ihrer sexuellen Orientierung um, übernehmen Role-Model-Funktionen für ihre Fans – und geben zu Protokoll, dass sie von den liberaleren 2010er-Jahren profitieren: Indie rock, at least while Boygenius were experiencing it, has always had a little bit of queerness attached to it. As teenagers in the 2010s, Bridgers, Baker, and Dacus grew up during the mainstreaming of tweeish nerd culture; we’re talking moustaches, fake plastic glasses, bow ties.Man kann dem Artikel bzw. den Magazinmacher:innen den reißerischen Titel vorwerfen ("The Secret History ...") – als gäbe es Skandalöses und Verbotenes aufzudecken. Wichtiger ist jedoch die Erkenntnis, dass auch im vermeintlich straighten Indie Rock viele schwule und lesbische Künstler:innen unterwegs sind, die heutzutage nicht mehr als Außenseiter:innen betrachtet werden (sollten).
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christina mohrhttps://www.piqd.de/users/christina.mohrhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/das-erste-mal-social-media-20-jahre-myspace2023-07-17T18:03:44+02:002023-07-17T18:03:44+02:00Das erste Mal Social Media: 20 Jahre MySpace<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Eine sehr schöne Reihe mit insgesamt fünf Teilen, die die Musikjournalistin Laura Aha für den Deutschlandfunk Kultur gemacht hat! Es geht um die erste international erfolgreiche Social-Media-Plattform MySpace, die vor 20 Jahren erstmals online ging. 1. August 2003 – man darf nicht vergessen, damals gab es kein Facebook, kein Instagram, kein Twitter und natürlich auch kein TikTok. MySpace aber hatte von all diesen Plattformen ein bisschen was. Und war vor allem für die Verbreitung von Musik und Popkultur enorm wichtig. Laura Aha erzählt in den einzelnen Teilen, was genau MySpace so erfolgreich machte, warum so unterschiedliche Bands und MusikerInnen wie die Arctic Monkeys, Tokio Hotel, Adele und die Donots dort die Fans für sich begeistern konnten, warum es mit MySpace am Ende den Bach runterging. Eine schöne Zeitreise. Drei Fragen bleiben: Ist das wirklich schon 20 Jahre her? Ist das erst 20 Jahre her? Und was wurde aus Tom, einem der Gründer von MySpace, der einem bei der Registrierung automatisch als Freund zugeteilt wurde?
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/querbesuchte-festivals-thilo-mischke-in-larz-munchen-walhalla2023-07-11T09:02:31+02:002023-07-11T09:02:31+02:00Querbesuchte Festivals: Thilo Mischke in Lärz, München, Walhalla<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Festivals gibt es viele: klassische und progressive, rockige und reggae, große und kleine, laute und leise, versoffene und verdrogte. Aber welches ist für jeden Geschmack, jede Persönlichkeit, jedes Begehren das Beste? Thilo Mischke, hat drei Großveranstaltungen querbesucht. Alle drei sind – zugegeben – völlig unvergleichlich.Dennoch hat der ergebnisoffene Konfrontationsjournalist von ProSieben persönliche Präferenzen erstellt und zu objektivieren versucht – so weit das denn möglich ist, beim Vergleich des anarcho-partyistischen Multimusik-Gettogethers Fusion mit dem anarcho-bürgerlichen Volksmusikbesäufnis Oktoberfest und Rechtsrock voller Hass, Hass, Hass.Das Ergebnis dieser popkulturellen Fallstudie hat Thilo Mischke auf seine flapsig-naive Art in der Berliner Zeitung zusammengefasst und daraus ein pittoreskes Stöberstück über die Vielfalt der hiesigen Open-Air-Saison gemacht.
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Jan Freitaghttps://www.piqd.de/users/jan.freitaghttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/it-s-a-trend-fans-die-ihre-idole-mit-dingen-bewerfen2023-07-10T10:30:50+02:002023-07-10T10:30:50+02:00It's a trend: Fans, die ihre Idole mit Dingen bewerfen<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Schon kurz nach der pandemiebedingten Pause erzählten Musikerinnen und Musiker, Veranstalterinnen und Veranstalter seltsame Geschichten, die sich auf Konzerten abspielten: Die Menschen, also das Publikum, hatten während der Coronazeit offenbar verlernt, wie man sich angemessen verhält. Von respektlos rein- und rauslaufenden Massen, von rüden Zwischenrufen war die Rede. Jetzt, so berichtet es Mesfin Fekadu (auf Englisch) für den "Hollywood Reporter", ist das unangemessene Verhalten noch extremer geworden: Die Stars auf der Bühne werden mit Dingen beworfen. Zum Teil klingt es eher harmlos und nicht nach einem Angriff, zum Beispiel im Fall der Girlgroup-Sängerin Lisa von Blackpink: Sie wurde von einem Plüschbären getroffen. Aber im Fall von Drake und Bebe Rexha (beide von einem Handy getroffen), Lil Nas X (ein Sextoy abbekommen) und Kelsea Ballerini (ein Armband ins Gesicht bekommen) liest sich das schon heftiger. Und Harry Styles war sicherlich auch nicht begeistert, nachdem ihn jemand mit Skittles beworfen hat und ihn dabei am Auge traf. Was steckt hinter dem Trend, wie lässt sich das verhindern? In dem Artikel kommen Sicherheitsexperten und Veranstalter zu Wort. Sie verweisen darauf, dass es das zum Teil schon früher gegeben hat, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Und sie vermuten, dass bestimmte Social-Media-Plattformen eine Rolle spielen: "It’s on TikTok and you’re seeing people do really crazy, dangerous things for views."
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/das-reichhaltige-erbe-der-pointer-sisters2023-07-07T12:04:07+02:002023-07-07T12:04:07+02:00Das reichhaltige Erbe der Pointer Sisters<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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"I'm so excited!" Mit keinem anderen Song werden die Pointer Sisters – June, Ruth und Anita Pointer – so sehr verbunden. Doch ihre Karriere begann lange vor ihrem Hitalbum Break Out von 1983. Und "I'm so excited" ist erstaunlicherweise nicht ihr größter Hit, wenn man auf Chartplatzierungen schaut.Der Hit Parade Podcast von Slate und Chris Molanphy zeichnet eindrücklich nach, wie vielseitig sich die Schwestern im Verlauf ihrer langen Karriere gezeigt haben. Ihre ersten Erfolge hatten sie als Backup-Sängerinnen für diverse Soul Acts, als sie als eigene Künstlerinnen entdeckt wurden, waren sie zunächst selbst im Jazz- und Soul-Bereich unterwegs, versuchten sich aber auch in Richtung Doo Wop und landeten 1974 überraschend einen Country-Hit ("Fairytale"), für den sie auch einen Grammy erhielten.In den folgenden zehn Jahren waren die Pointers noch für einige Überraschungen gut, unter anderem ein Nummer-1-Hit 1975, Auftritte auf Soundtracks, eine frühere Version von "I'm so excited", die nicht erfolgreich war, zwei weitere Grammys und mehr. Auch die anschließende schwierige Phase der Band, inklusive des zu frühen Tods mehrerer Schwestern, spart Molanphy in seinen insgesamt anderthalb Stunden Karriereschau nicht aus. Und am Ende bleiben auf jeden Fall viele Ohrwürmer im Kopf.
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Alexander Matzkeithttps://www.piqd.de/users/alexander.matzkeithttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/king-of-kauz-eine-hymne-auf-carsten-meyer-alias-erobique2023-07-02T11:32:23+02:002023-07-02T11:32:23+02:00King Of Kauz: Eine Hymne auf Carsten Meyer alias Erobique<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Weil die Nachfrage so groß war, musste jüngst ein Zusatztermin für sein persönliches "Summer Open Air" in der Berliner Freilichtbühne Weißensee anberaumt werden. Obwohl Carsten Meyer alias Erobique in seiner rund 25-jährigen Karriere als Musiker eher im Hintergrund agierte und vor allem für andere schrieb, ist er eine der festesten Größen der jüngeren deutschen Popgeschichte. Ein Strippenzieher, Tausendsassa, Tonangeber, Filmmusiker, Alleinunterhalter, King of Kauz und Orgel-Ultra. Ein Quell für Legenden und live auf der Bühne immer: eine Bank.Anlässlich der Veröffentlichung seines erst zweiten Soloalbums hat Linus Volkmann für den Musikexpress eine Hymne auf den Walrossbartträger verfasst, in der auch einige Anekdoten rekapituliert werden, etwa die, wie Carsten Meyer einmal jemandem eine Kontaktlinse mit der Nase "austanzte". Auch die eher exzentrischen Interviews mit seiner Supergroup International Pony werden von dem ehemaligen Intro-Redakteur erwähnt. Auch ich kann von interessanten Situationen berichten. Erobique war damals beim Studentenradio mein erster Interviewpartner, der ganz offensichtlich auf Drogen war. "Nicht mal die streberhaften Aufschreiberplattformen Wikipedia und Discogs haben alles gelistet, was Erobique rausgehauen hat in den vergangenen beiden Jahrhunderten", schreibt Volkmann. Und schafft Abhilfe, indem er einige Meyer-Raritäten plus Video am Ende des Artikels listet – "Für spätere Generationen, für die diese Kolumne sicherlich irgendwann Schullektüre darstellen wird".
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Fabian Peltschhttps://www.piqd.de/users/fabian.peltschhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/warhammer-wird-40-die-faszination-des-grimdark2023-06-29T14:19:02+02:002023-06-29T14:19:02+02:00Warhammer wird 40 – die Faszination des "Grimdark"<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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"In the grim darkness of the far future ... there is only war!" So wurde das Tabletop-Miniaturenspiel Warhammer 40.000 lange Zeit beworben. Die Worte haben sich bei Fans so sehr eingebrannt, dass daraus ein eigener Begriff geworden ist: Grimdark, eine Variante von phantastischer Popkultur, in der alles mies ist und es nur ums Überleben geht. Warhammer, von der britischen Firma Games Workshop Anfang der 80er ersonnen, wird dieses Jahr 40, was Eric Molinsky vom Podcast Imaginary Worlds inspiriert hat, sich das Spiel genauer anzusehen.Eigentlich ist dieser piq eine Empfehlung von Imaginary Worlds allgemein. Wer sich für Phantastik jeder Couleur interessiert, für den ist Molinskys tief recherchierter, gut erzählter und schön produzierter Podcast eine gute Adresse. Molinsky holt einen alle zwei Wochen zu sehr unterschiedlichen Themen aus dem ganzen weiten Bereich der Phantastik und benachbarten Feldern ab, und seine Episoden sind immer von einer echten Erkenntnisleidenschaft geprägt. Es geht ihm darum, die wichtigsten Aspekte eines Phänomens oder einer Geschichte allgemein zugänglich zu erklären. In der Regel funktioniert das auch.Von Warhammer hatte ich vor dieser Folge zum Beispiel nur die vageste Ahnung. Molinsky gelingt es, sowohl zu vermitteln, was der Reiz des eigentlichen Miniaturen-Spiels ist ("Lawyers playing with Action Figures", wie ein Spieler zusammenfasst), dessen Geschichte zusammenzufassen und die kontroverse Rezeptionsgeschichte des Grimdark-Settings aufzuarbeiten. Kurzform: Einige Spieler ignorierten dessen parodistische Aspekte (gegen britischen Thatcherismus) und bekannten sich quasi offen zum Faschismus, wurden dafür aber von Games Workshop wie von der Mehrheit der Spieler geschasst. (Die Episode zu Terry Pratchett fand ich auch sehr gut.)
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Alexander Matzkeithttps://www.piqd.de/users/alexander.matzkeithttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/seiner-zeit-voraus-nick-drake2023-06-29T13:53:50+02:002023-06-29T13:53:50+02:00Seiner Zeit voraus: Nick Drake<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Der britische Sänger Nick Drake verzaubert jede neue Generation, sagt The Guardian. Ein neues Buch von Morton Jack über ihn und ein neues Album sollen mehr Einsicht darüber gewähren, wie der zurückgezogene Musiker tickte. Obwohl dieser bereits 1974 im zarten Alter von 26 anscheinend an einer Medikamentenüberdosis verstarb, trudeln immer noch manchmal Konzertanfragen für ihn ein. Meist seien diese von außerhalb Englands und von Fans, die den Künstler vermeinen, entdeckt zu haben. Weil seine Musik so aktuell klingt, dass man meint, er lebt noch. In den 00er-Jahren gab es eine Volkswagen-Werbung mit dem Song "Pink Moon", die diesen Song auf einmal sehr bekannt machte und Aufmerksamkeit auf den Sänger zog. Erstmals eine Biografie über ihn kam nun im Juni heraus "Nick Drake: The Life", und dem folgt im Juli ein Compilation-Album namens "The Endless Coloured Ways", auf dem seine Songs von aktuellen Bands re-interpretiert werden. In Nick Drakes Musik geht es um zeitlose Themen. Wie schafft Nick Drake es, so eine tiefe Verbindung mit den neuen Generationen herzustellen, wo er zu Lebzeiten kommerziell erfolglos war, fragt sich hier der Autor Tim Jonze. "Es ist, als ob Nick einem sagt, es sei in Ordnung, sich elendig zu fühlen." Er erinnert sich, wie er als 16-Jähriger schier überwältigt war, als er "Bryter Later" hörte und sich fühlte, als sei Nick Drake der einzige Mensch, der ihn versteht. Im Gespräch mit Cally Callomon und Gabriel Drake (Nick's Schwester), die sein Vermächtnis verwalten, findet er heraus, dass dies nicht ganz unbeabsichtigt war. Diese gehen sehr sparsam damit um, was an Nick Drakes Stücken noch verwendet werden darf, dass diese z. B. nicht in jedem Film platziert werden, und sie wollen verhindern, dass ein Film über sein Leben gedreht wird, weil ihn jeder anders gesehen hatte und dessen Bild über ihn enttäuscht werden würde. Callomon will seine Musik also sehr bedacht "vermarkten" und probierte einiges, wie eine Facebook Seite: “Aber nur, weil eine Technologie entwickelt wurde, bedeutet es nicht, dass diese richtig für unsere Hörerschaft ist". Sie wollen Nick gerecht werden: dieser wollte zwar berühmt werden, aber ihm gefielen die Mechanismen nicht, wie so etwas zustande kam. Es soll stilvoll bleiben, und subtil – wie seine Musik. Selbst einer Biografie wollten sie nicht wirklich stattgeben. Dieser Mangel an Informationen über ihn würden einen Teil der Anziehungskraft über ihn ausmachen – eine Handvoll Fotos, nur drei Alben zu Lebzeiten und kein (bekanntes) Videomaterial. Doch dies führt eben zu erfunden Mythen über diesen Sänger. “Wir wollten nie bewusst diese tragische, romantische Geschichte aufbauen, um seine Musik zu verkaufen," sagt Callomon mit Ausdruck. "Ein Grund für dieses Buch war, um von dem Mysterium Nick Drake als Person wegzukommen". Das Buch räumt sehr faktisch und detailliert Mythen auf, die nicht wahr waren, z. B. gibt es keine festen Indizien, dass er drogensüchtig war. Es beschreibt mehr sein Leben als die Tiefen seiner Seele, denn das, sagt Autor Morton Jack, sei ein sinnloses Unternehmen. Aber diese interessanten Fakten überbrücken vernebelte Ideen über die Person Nick Drake. Zum Beispiel nahm er sein Album "Pink Moon" auf, ohne dass sein Label etwas darüber wusste. Und auch seine Depression und Abhängigkeit von Antidepressiva wird angezeigt als etwas fast Unvermeidliches, seine Familie hatte alles versucht, ihm zu helfen. Ein homogenes Bild über ihn darzustellen erweist sich also als schwierig, denn selbst die engsten Freunde von Nick Drake sahen ihn alle unterschiedlich. Der Mann bleibt also ein Rätsel. Ein bisschen wie seine Musik und seine Texte, denn auch hier ist es schwierig herauszufinden, was er hier wirklich machte und meinte.
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Dorothea Tachlerhttps://www.piqd.de/users/dorothea.tachlerhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/chaos-und-zeitgeist-wie-der-punk-nach-hannover-kam2023-06-25T15:18:20+02:002023-06-25T15:18:20+02:00Chaos und Zeitgeist: Wie der Punk nach Hannover kam<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2019/11/13/34r0ftxa57_PopUndKultur_s.gif" />
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Schöner Artikel von Ulrich Gutmair in der taz: Er schreibt darin über das Buch "Wie der Punk nach Hannover kam", das vor Kurzem erschienen ist. Es geht, der Titel sagt es ja schon, um die Anfänge von Punk in Hannover (und in Deutschland überhaupt). Ulrich Gutmair ist genau der richtige Autor für dieses Stück, hat er doch selbst gerade sein Buch "Wir sind die Türken von morgen" vorgelegt, in dem es um diese popkulturell seltsame Zeit geht, in der aus Punk nach britischem Vorbild erst deutscher Punk, dann neue deutsche Welle, dann NDW wurde. Das Interessante am Buch "Wie der Punk nach Hannover kam": Die Artikel, Interviews und vor allem die Fotos zeigen, dass diese Punk-Szene deutlich vielseitiger war, als man aus heutiger Sicht vielleicht vermuten wird. Lederjacke und Iro sind nur ein kleiner Teil der damaligen Punk-Szene, es versammelten sich sehr viele unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Styles und unterschiedlichen Ideen und Vorstellungen unter diesem Label. Auch sehr interessant: Wie aufmüpfig und starrsinnig diese Punks damals waren, aber auch wie einfallsreich, um die Spießigkeit der Bundesrepublik Ende der 70er und Anfang der 80er zu überwinden oder zumindest aufs Korn zu nehmen. Ich selbst bin ein bisschen zu jung für die frühe Punkbewegung gewesen. Aber verdanke der "Vorarbeit" der Leute von damals viel. Mein Gespräch (für Deutschlandfunk Kultur) mit Annette Simons von "Bärchen und die Milchbubis", einer Band, die damals in Hannover gegründet wurde, versucht, die Ideen von damals nachzuvollziehen. Kann man hier hören.
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Martin Böttcherhttps://www.piqd.de/users/martin.boettcherhttps://wwwnew.piqd.de/pop-kultur/schuldvermutung-die-seltsame-solidaritat-der-rammstein-gemeinde2023-06-17T13:30:29+02:002023-06-17T13:30:29+02:00Schuldvermutung: Die seltsame Solidarität der Rammstein-Gemeinde<img type="image/png" src="https://cache.piqd.de/system/dragonfly/production/2021/03/05/4cbkfp3vtw_piqd_pop_streicholzkoepfe_gel_rot.png" />
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Wahre Fans sind leidenschaftsgetriebene Wesen – das ließ sich vor 60 Jahren bereits bei Konzerten der Beatles bestaunen, was jene von Rammstein nun auf eigene, sehr seltsame Weise wiederholen. Anstatt die Ermittlungen gegen Sänger Till Lindemann abzuwarten, dem sexueller Machtmissbrauch vorgeworfen wird, gehen sie in die Gegenoffensive.Ihre Bewaffnung? Geld. In den Charts nämlich rauschen drei ältere Alben von Rammstein Richtung Spitze aufwärts, während zwei ältere sogar erneut in die Hitparade eingestiegen sind. Fünf Platten in den Top-90 – damit betreibt die Gemeinde eine bizarre Art der Opfer-Täter-Umkehr und deutet unfreiwillig an, wie viel Wahrheit offenbar im zotigen Pubertätsmetal der Hardrock-Band steckte.
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Jan Freitaghttps://www.piqd.de/users/jan.freitag