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Medien und Gesellschaft

Wurde, wird die Welt immer schlimmer und warum glauben das viele?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlDonnerstag, 25.03.2021

Seit der Kapitalismus sich entwickelt wird er immer wieder für das Unglück, ja für den kommenden Untergang der Welt verantwortlich gemacht. Dieses Bild hält sich hartnäckig, ja kritische Punkte, die es natürlich gibt werden immer bedrohlicher gezeichnet. Entlastende bzw. entgegenstehende Tendenzen tendenziell verschwiegen. Das so entstehende Weltbild ist eine gefährliche Halbwahrheit. Die "verschwiegene" Seite der Medaille:

Im Jahre 1820 lebten 94 Prozent der Menschheit in Armut, heute sind es acht Prozent. Allein in den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl halbiert. Mit mehr Wohlstand sanken die Geburtenraten, Menschen zogen in die Städte, die nur ein Prozent der Landfläche ausmachen. Sie konnten Geld in Bildung, Sanitäranlagen und Medizin investieren. 1820 konnten zwölf von 100 Menschen lesen, heute sind es 85.

Oder auch die Entwicklungstrends bei Umwelt, Gesundheit oder Krieg:

Der Anteil derer, die Zugang zu sauberem Wasser haben, ist in den vergangenen 30 Jahren von 58 Prozent auf rund 75 Prozent gestiegen, gleichzeitig sterben immer weniger Menschen an Luftverschmutzung. Die Kindersterblichkeit ist von erschreckend hohen 43 Prozent auf vier Prozent gefallen, die Lebenserwartung hat sich innerhalb von 100 Jahren in Deutschland nahezu verdoppelt. Die Erde wird grüner, die Blattfläche hat um fünf Prozent zugenommen, was allen Amazonas-Wäldern entspricht. Auch Hunger, Kinderarbeit und die Zahl der Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen sind deutlich gesunken. Und das alles bei einem rasanten Anstieg der Weltbevölkerung.

Warum kennen alle Greenpeace, aber die wenigsten eine Onlineplattform wie Human Progress? Oder warum stirbt Wikiprogress? Welche Rolle spielen die Medien bei diesen unausgeglichenen Weltschilderungen? WELT-Autor Axel Bojanowski spricht auf "übermedien" vom Kampf "Gut gegen Böse" in einer homogenisierten Berichterstattung,

von der „Noble Cause Corruption“ – Journalisten würden nur über Trends berichten, die in ihr Weltbild passen. Exemplarisch: Obwohl Medien von „beispiellosen Bränden“ schrieben, waren die Brände in Kalifornien vor der Ankunft der Europäer um ein Zigfaches größer. In Australien wüteten noch in den 1960er- und 1970er-Jahren Brände, die um das Sechsfache größer waren, und insgesamt ist die verbrannte Fläche weltweit laut Nasa seit 2000 sogar um 25 Prozent gesunken.

Fragen über Fragen .....



Wurde, wird die Welt immer schlimmer und warum glauben das viele?

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Kommentare 10
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 3 Jahren

    Das Problem ist, dass Einschätzungen, die die WELT betreffen, oft irreführend sind. Selbst bei Problemen, die die Welt betreffen wie die Klimakatastrophe, sind die Folgen ungleich verteilt.

    Ein Buch wie die "Abstiegsgesellschaft" über Deutschland wäre früher kein Erfolg geworden, weil die Wirklichkeit den Stoff nicht hergab.

    Trotz Diktatur wäre ein solcher Titel für China ein grotester Irrtum.

  2. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor 3 Jahren

    Lieber Thomas, ich habe auf deine Link-Empfehlung Human Progress geklickt, weil ich neugierig geworden bin und – alte Angewohnheit von mir – das Impressum geöffnet. War dir bewusst, dass hinter der Website das Cato Institute steckt? Hier eine Beschreibung von LobbyPedia zu diesem Institut https://lobbypedia.de/... Ich zitiere: "Das 1974 von Charles G. Koch, Murray Rothbard und Edward H. Crane gegründete Cato Institute mit Sitz in Washington, D.C., ist eine einflussreiche libertäre Denkfabrik, die für einen Minimalstaat, freie Marktwirtschaft, individuelle Freiheit und Frieden eintritt."

    Die piqd-Empfehlung habe ich jetzt nicht gelesen, aber ich denke, man muss bei Narrativen von "verschwiegenen Seiten ... etc" lieber einmal mehr als einmal zu wenig kritisch hingucken ...

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

      Liebe Silke, danke für den Hinweis. Nein ich habe das nicht gewußt. Aber selbst wenn, warum hätte ich das nicht posten sollen? Ich muß doch nicht zuerst auf die Einschätzung von Organisationen wie lobbypedia schauen, die von sich selbst meinen, sie hätten einen ungetrübten Blick, nur weil sie nicht von Unternehmen oder Parteien mit finanziert werden. Wessen Blick in aller Welt ist denn nicht getrübt?

      Ich halte Liberalismus oder libertäre Ansichten nicht für des Teufels. Auch wenn ich nicht für einen Minimalstaat bin. Andererseits, ich habe lange genug in einem Maximalstaat gelebt um zu wissen wie schwierig und komplex das mit dem Staat so ist. Und über Marktwirtschaft, individuelle Freiheit und Frieden sollten wir durchaus kritisch diskutieren.

      Was meinst Du mit "verschwiegenen Seiten"?

    2. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor 3 Jahren

      @Thomas Wahl Lieber Thomas, ich habe gestern in Eile kommentiert und das Ergebnis war vllt stellenweise missverständlich ... Jetzt habe ich Zeit gehabt, deinen empfohlenen Text zu lesen und versuche es nochmal etwas ausführlicher.

      In meinem Kommentar ging es mir vor allem um den Betreiber der Website Human Progress. Ich halte es für wichtig, offenzulegen, dass ein Think Tank, der sich klar einer Agenda verschreibt, die auf möglichst ungezügeltes und unreguliertes Wirtschaftswachstum abzielt und Klimaleugnung mitfinanziert bzw. vorantreibt, hinter der Website steckt (Infos dazu gibt's auch bei Wikipedia und der 1. Satz unterscheidet sich nicht wesentlich von dem bei Lobbypedia https://de.wikipedia.o...). Das hat der Welt-Autor nicht gemacht. Bei Greenpeace weiß man, dass es kein neutrales journalistisches Angebot ist, bei Human Progress sollte man es auch wissen können.

      Ich wollte dir den Fehler, den der autor gemacht hat, nicht vorwerfen, sondern meine Frage war aufrichtig: "War dir bewusst ...?". Ich weiß ja selbst, wie schnell es geht, dass man solche Dinge übersieht, weil die Zeit oft auch knapp ist.

      Noch ferner lag mir, dich für den Post an sich zu kritisieren. Ich finde, dass der Text einige sehr wichtige Punkte enthält, die unbedingt zur Debatte gehören (trotzdem habe ich persönlich auch einiges an Kritik an der Argumentationsführung, aber das führt hier vllt zu weit). Der Punkt, dass Schwarz-Weiß-Denken wahrscheinlich nicht die Lösung ist, sondern dass es einen Mix aus ganz unterschiedlichen Ansätzen braucht – das kommt mir persönlich auch oft zu kurz.

      Als besondere Schwierigkeit dieser Art von Texten empfinde ich aber, dass sie oft zu viel wollen. Man könnte zig Bücher zu einzelnen Aspekten des Artikels schreiben. Deshalb ist es auch völlig legitim, dass vieles da nur verkürzt Platz findet. Trotzdem werde ich bei solchen Texten sehr aufmerksam, weil ich schon oft die Erfahrung gemacht habe, dass sie Narrative einschmuggeln, die eben genau von solchen Think Tanks wie dem Cato Institute vorangetrieben werden. Auch, weil es zu wenig Platz gibt für Differenzierung.

      Soll heißen: Dieser Text leidet selbst an Verkürzungen, die er eigentlich kritisiert.

      Du schreibst in deinem piq selbst von der "verschwiegenen Seite der Medaille". Formulierungen dieser Art rufen beim mir einen Reflex auf, weil ich das erst mal nicht glaube. Ich glaube nicht, dass hinter unterberichteten Aspekten immer eine Agenda steckt oder eine "böse Absicht". Ich frage mich dann immer: Ist das wirklich unterberichtet? Und: Warum möchte jemand, dass ich glaube, dass etwas unterberichtet ist?

      Bezogen auf den Welt-Text: Nichts von dem, was darin steht, empfinde ich als unterberichtet. Ich kann allerdings nicht beurteilen, wie die Lehrpläne bei diesen Themen aussehen. Darüber informiert mich der Text auch nicht, obwohl er doch kritisiert, dass Schüler:innen zu einseitig informiert würden. Ich lese seinen Text eher als Kritik am Journalismus, der zu einseitig informieren würde.

      Meiner Erfahrung nach steckt hinter dieser Kritik meist nicht viel. Erstens ist die Vielfalt an Medienangeboten heute so groß wie nie und wenn man zweitens davon ausgeht, dass die deutschen Regierungen höchstens über ähnliche Mechansimen Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen versuchen wie es Unternehmen und Aktivist:innen tun (nämlich über PR), dann lese ich aus dem Text eher eine schlecht belegte Kritik an einem "zu linken" Journalismus.

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

      @Silke Jäger Danke, nun verstehe ich deine Anmerkungen besser. Ja, der Text ist sicher verkürzt, wie notgedrungen eigentlich fast jeder Artikel in Medien.

      Allerdings, es ist doch wirklich kein Geheimnis, wer hinter "Human Progress" steht. Man kann das hier nachlesen - https://www.humanprogr... . Auch wenn ich nicht selbst nachgesehen habe. Von Klimaleugnung habe ich allerdings im Hauptteil nichts gefunden.

      Das in der politischen Auseinandersetzung mit Zuschreibungen wie Klimaleugner etc. gearbeitet wird, ist auch klar. Oder die Theorie an die Verschwörung der Mont Pèlerin Society. Wenn das so platt als Begründung herangezogen wird, da schrillen bei mir alle Alarmglocken. Mir geht es da wie dir - oft ist nicht viel mehr dahinter als Ideologie und Feindbild.

      Ja, es ist sicher ein Problem, das viele unserer Einschätzungen (neben Erfahrungen und "Wissen") auch durch Empfindungen, Ressentiments bestimmt werden. Die Vielfalt des Berichteten ist heute fast unendlich. Aber was davon wird wirklich breit rezipiert? Die oben so genannte "verschwiegene" Wahrheit jedenfalls kaum. Das sie hier und da geäußert wird macht es nur teilweise besser. Ein wirklich komplexer Blick auf den Kapitalismus und die Welt muß umfassend sein. Sonst ist es Ideologie ....

      Das ein Großteil unserer Journalisten in den bestimmenden Medien links tickt, erscheint mir jedenfalls nicht zu bezweifeln. Und als alter Dissident hab ich da (glaub ich) einen guten Riecher für den überall durchscheinenden Vulgärmarxismus. Und natürlich steckt dahinter meist keine schlechte Absicht. Die Menschen glauben, dass sie die Guten sind und deshalb sicher Gutes tun. Von der (Sehn)Sucht nach Einfluß/Macht, Rechtbehalten und Bedeutung mal abgesehen. Das alles würde ich allerdings auch den Liberalen und Libertären zugestehen. Wobei wir hier ein Problem haben: Eine Gesellschaft, in der sich jede Seite als die gute und die Gegenseite als das Böse sieht, lebt gefährlich. Zumal es ja auch wirkliche Bösewichte gibt. Aber nur Verschwörungstheoretiker glauben, dass hinter jedem sozialen Problem unmittelbar eine (böse/egoistische) Absicht steht.

      Sinngemäß hab ich kürzlich irgendwo gelesen: in einer "normalen" Gesellschaft tun die Guten Gutes und die Bösen Böses. Wenn aber die Guten felsenfest überzeugt sind, den einzig ungetrübten Blick auf die Wahrheit, die Welt zu haben und allein verantwortlich, moralisch ermächtigt für die Rettung zu sein, dann passiert auch von dieser Seite sehr schnell, sehr viel Böses.

    4. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor 3 Jahren

      @Thomas Wahl Naja, dass sich die Mehrheit der Journalistïnnen eher links einordnet (ist das überhaupt belegt?) in einem Land, das mit jeweils vergleichsweise kurzen Unterbrechungen von konservativen Parteien regiert wird, ist vielleicht gar kein so großes Wunder oder Problem. Schließlich soll Journalismus Missstände aufdecken und Hintergründe erklären. Die mediale Kritik am Konservatismus ließe sich jedenfalls auch so erklären ...
      Man müsste mal ausprobieren, wie sich der Journalismus verändert, wenn eher sozialdemokratische Ideen in der Regierung dominieren ...

    5. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 3 Jahren

      @Silke Jäger Hallo Silke, dass Journalisten eher links ticken, ist ziemlich gut belegt und auch nicht verwunderlich - siehe hier: https://de.ejo-online....

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

      @Silke Jäger Also, dass nur "Linke" Missstände aufdecken, halte ich für einen Mythos und eine linke Selbstzuschreibung. Und dass der Linkstrend im Journalismus erklärbar ist, bedeutet nicht, dass er gut für die Demokratie und das Land ist. Etwas weniger Gesinnungsethik und mehr Verantwortungsethik würde uns m.E. gut tun.

      Auch glaube ich nicht, dass bisher nicht die sozialdemokratischen Ideen in der Regierung dominieren. Viel mehr davon wird teuer, glaub ich.

    7. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor 3 Jahren

      @Thomas Wahl Dass nur Linke Missstände aufdecken, wollte ich nicht sagen. Ich denke aber, dass kritischer Journalismus wahrscheinlich automatisch eine Gegenposition zur dominierenden Politikrichtung einnimmt.

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 3 Jahren

      @Silke Jäger Ok, kritischen Journalismus gibt es ja auch. Aber ich denke, er sollte eher "der Wahrheit" verpflichtet sein und nicht einer Gegenposition an sich. Gegenposition ist ja kein Selbstzweck. Das man damit oft eine Gegenposition einnimmt, bei einer landet ist sicher richtig. Es kann aber auch (und muß ggf. auch) eine Gegenposition zur Opposition sein. Wobei vielleicht "Gegenposition" oft ein zu starker Begriff ist? Aufklärung, sagen was ist etc. ist ja nicht zwangsläufig eine Gegenposition oder gar Feindschaft. Und was wahr und richtig ist erweist sich leider immer erst hinterher. Schwierig .....

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