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Medien und Gesellschaft

Wie viel Wertorientierung braucht der Journalismus?

Bernd Oswald
Autor, Trainer und Trendscout für digitalen Journalismus

Digital Resident aus Leidenschaft. Aber ohne dabei betriebsblind zu sein. Seit 2000 bewege ich mich als Journalist und als Trainer an den digitalen Schnittpunkten von Politik, Medien und Gesellschaft. Nützliche Links habe ich schon immer gerne geteilt.

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Bernd OswaldMontag, 16.07.2018

Wie sollen Journalisten mit den - oft populistischen - Provokationen von Politikern wie Donald Trump, Marine LePen, Alexander Gauland oder Horst Seehofer umgehen? Sollen sie darüber berichten oder nicht? Wenn doch, in welcher Form? Und aus welcher Grundhaltung heraus? Sollen sie neutral bleiben oder ist dann ein "wertorientierter Journalismus", wie ihn WDR-Journalist Georg Restle fordert, erlaubt oder sogar angezeigt? Wirtschaftswoche-Redakteur Dieter Schnaas lehnt das Konzept des wertorientierten Journalismus in seinem Essay rundheraus ab. Den brauche es gar nicht, wenn Journalisten ihre Arbeit gründlicher machen würden:

Politiker wie Gauland und Seehofer zu fragen, wieder und wieder, scharf und penetrant (wie man es früher von Michel Friedman kannte): Was meinen Sie mit "Denkmal der Schande"? Wieso finden Sie, der Holocaust sei ein "Vogelschiss" der Geschichte? Was finden Sie lustig an 69 Abgeschobenen zu Ihrem 69. Geburtstag? Es bräuchte weiß Gott keinen "werteorientierten Journalismus", wenn nur jedes Interview mit Gauland und Seehofer in den nächsten zwei Jahren exakt mit diesen oder ähnlichen Fragen begänne.

Kurz gefasst empfiehlt Schnaas den Journalisten:

Zurück zu den Fakten. Nichts beschönigen. Nichts aufrechnen. Nichts weglassen. Nichts relativieren. Zurück zu den Argumenten. Einordnen. Vergleichen. Kommentieren. Diskutieren. Mehr Fragen, weniger Antworten – und möglichst keine Ausrufezeichen.

Weniger Ausrufezeichen - einverstanden. Aber Journalisten sollten sich nicht aufs Fragestellen beschränken. Wer Leute wie Gauland, LePen und Trump einfach antworten lässt, macht sich zum Transmissionsriemen ihrer populistischen Botschaften. 

Wie viel Wertorientierung braucht der Journalismus?

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Kommentare 16
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 6 Jahre

    Ein sehr guter Text, der den Finger in die richtige Wunde legt. Ich bin mir sicher, dass es "die Antwort" nicht geben kann. Es wird immer wieder Situation und Themen geben, in denen Journalisten sich lächerlich machen, ohne klar durchscheinende Werteorientierung (siehe das Zeit-Titel zur Flüchtlingsrettung).
    Ich glaube aber auch, dass es Journalisten viel häufiger darum gehen sollte - wie hier im Auszug benannt - mehr Fragen zu stellen und weniger zu urteilen. Ich sehe da weniger Gefahr einer Instrumentalisierung als durch die berechenbare Empörung, die wir immer wieder erleben. Im Gegenteil: Ich bin davon überzeugt, dass die eigentliche journalistische Leistung die ist, durch konsequentes Nachfragen verständlich zu machen, wie wenig durchdacht und offensichtlich manipulativ die Äußerungen vieler PolitikerInnen sind.

    1. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor fast 6 Jahre

      Was das konsequente Nachfragen betrifft, sehe ich es ganz genau so. Das findet imho derzeit zu wenig statt. Und dann spielt es natürlich auch eine Rolle, was man mit den Ergebnissen des Nachfragens macht: Veröffentlicht man das in Interviewform, eventuell sogar live? Das wäre die transparenteste Lösung, liefert Populisten aber eben auch wieder eine Bühne. Das Entlarven von Populisten ist ein sehr schwieriges Unterfangen, das haben wir hier auf piqd auch schon diskutiert. Oder frage ich kritisch nach und veröffentliche das Ergebnis dann als Hintergrundstück - dazu würde ich eher tendieren. Auch auf die Gefahr hin, dass sich die Populisten dann beschweren, so hätten sie das alles ja gar nicht gesagt.

  2. Marcus Ertle
    Marcus Ertle · vor fast 6 Jahre

    Ich denke, besonders wichtig ist es, dass Journalisten nicht zu Aktivisten werden. Das ist der schmale Grat.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      Deshalb werde ich bei Begriffen wie "wertorientierter Journalismus" sehr hellhörig. Vor allem wenn man - siehe Restle Tweet - dann auch noch meint, von "Neutralitätswahn" sprechen zu müssen.

    2. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Liesemer Ich finde auch, dass Restles Formulierung vom "Neutralitätswahn" zumindest ungeschickt ist. Sie polarisiert auf unnötige Art. Die Neutralität sollte schon der Normalfall sein, also eben kein Wahn. Wenn überhaupt werteorientierter Journalismus, dann muss der Journalist das offenlegen und gut begründen.

    3. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor fast 6 Jahre

      absolut d'accord. Ich finde allerdings, dass der Grat da nicht schmal, sondern breit ist. Journalismus ist Dienst an der Allgemeinheit, Aktivismus ist Dienst für eine Sache bzw. für jemanden, der bestimmte (meist politische und/oder ökonomische) Interessen verfolgt. Den Grat zwischen Aktivismus und PR finde ich schmaler.

    4. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Bernd Oswald Steht Restles Text überhaupt online?

    5. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Liesemer ja, hier: http://print.wdr.de/20... Kann man auch runterladen.

    6. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor fast 6 Jahre

      @Bernd Oswald sogar nur die Doppelseite, wenn man will, sehr nutzerfreundlich vom WDR

    7. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Bernd Oswald Naja, auf meinem Laptop komme ich damit nicht klar, muss ich mir später auf einem großen Bildschirm anschauen.

    8. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Liesemer Restle analysiert die Lage des Journalismus in seinem Essay sehr treffend. Zum Beispiel schreibt er: "Wir sollten unsere eigene Erkenntnis- und
      Urteilsfähigkeit schärfen und nicht unbedacht
      das Wording und Framing anderer
      übernehmen." Und erst dann, im letzten Absatz, kommt er zur Wertorientierung, die plakativ in der Überschrift steht, ohne sie genauer auszuführen: "Und ja, wir sollten wieder
      mutiger und entschiedener werden: nicht
      als Zyniker, sondern als Humanisten. Ein
      werteorientierter Journalismus also, statt
      blinder Neutralität."

    9. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Bernd Oswald Ja, das ist ein Problem an seinem Text, dass er am Ende einen Begriff einführt, den er nicht weiter erklärt. Allerdings finde ich auch seinen Begriff von Neutralität sehr simpel.

    10. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Liesemer Ansonsten stimme ich zu, dass er die Lage des Journalismus treffend beschreibt ...

    11. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Bernd Oswald Übrigens eine interessante Statistik zur Parteienpräferenz von Politikjournalisten (allerdings fehlt jede Aussage dazu, wie viele Leute teilgenommen haben) http://www.statistiker...

    12. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor fast 6 Jahre

      @Dirk Liesemer im Kleingedruckten unter der ersten Grafik ist von 743 Politikjournalisten die Rede. Dass Journalisten eine politische Meinung haben dürfen, ist ja voll ok. Sie sind ja auch Bürger. Wenn Sie sie als Journalisten äußern, sollten sie das aber klar kenntlich machen.

    13. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 6 Jahre

      @Bernd Oswald Ja klar ...

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