Journalist ist ein Traumberuf, hieß es jahrzehntelang. Journalistenschulen konnten unter Hunderten von Bewerbern 15 oder 20 SchülerInnen auswählen. Auch Zeitungen, Radio- und Fernsehsender hatten für die Besetzung ihrer Volontariate eine große Auswahl. Ich bin selbst als Journalistenausbilder für Journalistenschulen oder Redaktionen tätig und höre seit einigen Jahren, dass die Anzahl der Bewerber sinkt - und damit verbunden auch die fachliche Qualität von Journalistenschülern, zumindest auf einen ganzen Jahrgang gesehen. Diese persönliche Wahrnehmung ist nun durch eine gemeinsame Studie der Universitäten von Oxford und Mainz sowie der Telekom-Stiftung bestätigt worden. Die Forscher befragten 18 Chefredakteure und zehn Leiter bekannter Journalistenschulen in Deutschland, Schweden und Großbritannien, unter anderem, ob es noch genug an der Branche interessierten Nachwuchs gibt und ob Vielfalt ein Thema bei der Kandidatenauswahl ist. Die wichtigsten Erkenntnisse:

• das Ringen um Talente ist eine der drei größten Herausforderungen für heutige Redaktionen.
• Regional­‐und Lokalzeitungen außerhalb der Großstädte spüren den Mangel an geeignetem Nachwuchs stark.
• den großen Redaktionen in den Städten fehlen Journalisten, die vom Land stammen und die Landbevölkerung verstehen.
  
• in Redaktionen fehlt die Perspektive sozial schwächerer Schichten.
• junge Journalistinnen und Journalisten, die die Perspektive von Migranten bzw. ethnischen Minderheiten mitbringen sind sehr gefragt.
  

Neben dieser Bestandsaufnahme geben die Wissenschaftler den Medienunternehmen auch einige Tipps auf den Weg, wie sie künftig an gutes Personal kommen, zum Beispiel aktive Rekrutierung sowie veränderte Einstellungsverfahren. Interessant ist die Studie (Original hier) für alle Journalistenausbilder und Journalismus-Interessenten.