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Medien und Gesellschaft

Wer soll diesen Text lesen? Oder, warum Journalisten so gern über Journalismus schreiben.

Magdalena Taube
Redakteurin
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Magdalena TaubeFreitag, 13.10.2017

Mein Kollege Bernd Oswald hat heute diesen Text gepiqd. Ich war auch kurz davor und jetzt mache ich es ja auch. Aber ich empfehle diesen Text nicht, sondern im Gegenteil: Lesen Sie ihn nicht! Ja, er ist gut geschrieben, und ja Lokaljournalismus ist wichtig und ja, in meiner Filterblase wird er herumgereicht.

Aber ganz ehrlich: Wer soll diesen Text lesen? Es ist ein Essay, der die Arbeit von Lokaljournalisten beschreibt und heraushebt, wie wichtig diese ist und wie schwer es geworden ist. Es wird nicht gejammert, aber unentwegt Schultergeklopft. Und irgendwie klingt es auch ein bisschen abgehoben, wenn der Autor schreibt:

"Wie macht man eigentlich eine gute Zeitung?", hat mich kürzlich jemand gefragt. "Mit dem Rücken zur Wand und dem Gesicht zum Publikum", habe ich spontan geantwortet.

Schon toll, diese Journalisten, denen spontan druckreife Zitate einfallen! Es ist so ein typischer Journalisten-Schreiben-über-Journalismus-Text, der vielleicht für die Schreibschule taugt oder einen Förderantragstext. Ein Text, mit anderen Worten, geschrieben für andere Journalisten. 

Doch wo ist der Mut und wo sind die Ideen? Soweit ich weiß, wird Zeit Online nicht nur von Journalisten gelesen. Doch wie könnte man Zeit-LeserInnen mitreißen und für Lokaljournalismus begeistern? Mehr Meta-Journalismus-Texte helfen bei der Lösung des Problems jedenfalls nicht.

Wer soll diesen Text lesen? Oder, warum Journalisten so gern über Journalismus schreiben.

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Kommentare 15
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

    Ich denke, man sollte bei der Beurteilung dieses Text beachten, dass er Teil des Projektes #D17 ist. Dabei sollen Reporter aus der deutschen Provinz berichten. Ich weiß zwar nicht, wie dieser Text entstanden ist, aber ich spekuliere mal: Da sitzt die Redaktion zusammen und überlegt, aus welchem Landkreis man noch was bräuchte. Jemanden fällt das Wendland ein (Gorleben, ehemaliges Zonenrandgebiet, hübsche Rundlingsdörfer, viel alternative Szene). Und jemand anders erinnert sich an den Namen Benjamin Piel (junger Kollege, der doch den Theodor-Wolff-Preis gewonnen hat mit einer Geschichte über Sexualbegleiter von Behinderten). Und dann fällt einem noch die Meedia-Mitteilung ein, dass die Elbe-Jeetzel-Zeitung die - was die Verbreitung angeht - erfolgreichste deutsche Tageszeitung ist. Also raus der Auftrag: Soll Piel doch einmal erzählen, wie man in einer ländlichen Region so erfolgreich Journalismus machen kann. - Nebenbei: Liest man seinen Text, könnte man denken, dass die EJZ ein gut besetzter Laden mit vielen Reportern, die unablässig dolle Geschichten aus Lüchow, Clenze und Hitzacker anschleppen. Die Wirklichkeit ist dann doch unscheinbarer.

    1. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

      also sorry Kollege Liesemer, aber das ist jetzt schon vollkommen aus der Luft gegriffen oder? Hast Du auch nur ein Indiz für das, was Du schreibst? Warst Du bei der Redaktionskonferenz dabei?

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

      @Bernd Oswald Natürlich ist das, was ich da geschrieben habe, aus der Luft gegriffen, ich habe oben doch auch geschrieben "also ich spekuliere mal" - gut, habe ich vielleicht etwas sehr ausgemalt. Ich weiß zwar nicht, wie der Text zustande gekommen ist, aber ich gehe doch davon aus, dass es sich um einen von der Redaktion in Auftrag gegebenen Text handelt. Es passt dafür einfach zu gut in das Projekt. Deshalb finde ich ihn übrigens auch von Dir besser - oder sagen wir: fairer - beurteilt.

    3. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

      @Dirk Liesemer vielen Dank für die Konkretisierung.

    4. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

      @Bernd Oswald Ansonsten kenne ich die Elbe-Jeetzel-Zeitung übrigens ganz gut ... meine journalistische Laufbahn hat bei dem Blatt mal begonnen, was dort aber sicher niemand mehr weiß.

  2. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor mehr als 6 Jahre

    Kann deine Kritik nachvollziehen. Aber hätte es dafür nicht auch ein Kommentar unter Bernds piq getan? Ich finde dies unpiq-Idee irgendwie unlogisch. Wenn ich nicht will, dass Leute einen Text lese, dann empfehle ich ihn einfach nicht, oder?

    1. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

      genau das habe ich mir auch gedacht...

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 6 Jahre

      ...in dem Fall war der piq schon fertig und ich habe ihn "genehmigt". Wäre normaler Weise ein Fall für einen Kommentar gewesen. Die unpiqd-Idee funktioniert trotz deines richtigen Einwands dann, wenn man annehmen kann, dass ein schlechter Text so prominent platziert ist, oder offensichtlich viel Zustimmung erhält und der Meinung vieler entspricht, dass es eben "politisch" relevant ist, darauf zu reagieren. Außerdem lassen sich ggf. an einem Text eben auch ein Problem oder ein Missstand darstellen, wenn er nicht gut ist.

    3. Fabian Goldmann
      Fabian Goldmann · vor mehr als 6 Jahre

      @Marcus von Jordan @Marcus Hm nee, ich sehe das anders.
      1. Ich glaube nicht, dass es diese prominenten schlechten Texte in relevanter Anzahl überhaupt gibt. Mir fallen jedenfalls keine ein. Der nzz-Text ist nicht prominent. Und wer sich nicht für Lokaljournalismus interessiert, liest den LJ-Essay sowie nicht, auch ohne Warnung.
      2. Selbst wenn es ab und zu Texte gibt, die so prominent sind, dass man davon ausgehen kann, dass der Leser schon ohne piqd von ihnen erfahren hat, wird er gerade dann nicht extra noch auf piqd nachschauen, ob er ihn lesen darf.
      3. Auch von Fact-Checking-piqs halte ich nicht so viel. Nach meiner subjektiven Wahrnehmung sind Fact-Checking-Texte selbst das journalistische Genre mit der höchsten Fehlerquote. Das wird mit 2000Z-Begrenzung nicht besser. Dann besser entweder einen guten Fact-Check zum schlecht-prominenten Text von außerhalb empfehlen oder gleich einen guten Text zum Thema.

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 6 Jahre

      @Fabian Goldmann hallo Fabian -
      1. was ist eine relevante Anzahl? Der NZZ Text ist nicht prominent, war aber von einer Userin vorgeschlagen und kann sehr gut als pars pro toto für eine ganze Schublade von Kommunikation gelten - Olafs fachliche, sachliche Besprechung ist doch offensichtlich ein Mehrwert oder? Ich hätte sie gerne zeitnah unter den Text in der NZZ gepostet.
      2. darum geht es doch nicht, wer einen Text lesen darf - es geht mir doch, auch offensichtlich, um die Verantwortung für die andere Meinung. Darum auch mal woanders zu schauen, wie geschrieben und gedacht wird, zu begreifen warum und ggf. zu erklären, was daran falsch ist. Nicht mit jedem piq, nicht andauernd, aber ab und zu.
      3. Fact-Check habe ich keine rechte Meinung, was den Einsatz bei piqd angeht. Ich teile aber dein Misstrauen.

    5. Bernd Oswald
      Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

      @Marcus von Jordan was ist denn bitte ein "schlechter Text"? Das ist ja hochgradig subjektiv. Argumente gegen den Piel-Text habe ich noch keine gehört. Die reine Tatsache, dass Journalisten über Journalismus schreiben, ist jedenfalls keines.

    6. Magdalena Taube
      Magdalena Taube · vor mehr als 6 Jahre

      @Bernd Oswald Ich würde auch gar nicht sagen, dass der Piel-Text ein schlechter Text ist. Es geht ja bei dem Gate-Gate-Keeping, dass wir bei Piqd betreiben doch immer um die Relevanz-Frage. Und wir entscheiden immer subjektiv, ob wir einen Text empfehlen oder nicht empfehlen. Und wir bringen Argumente, warum die LeserInnen aus dem ganzen großen Internet genau diesen einen Text nun lesen sollen. Warum das nicht mal umdrehen? Man sieht vielleicht einen Text umherschwirren in den Sozialen Medien und weiß als Leser nicht so genau, soll ich, oder soll ich nicht. Und auch hier könnte Piqd helfen, Wegeweiser sien. Was denkt ihr?

    7. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 6 Jahre

      @Bernd Oswald Bernd - hier ist die Diskussion aus einem anderen Kanal reingeschwappt - die Idee des "unpiqd" - also die Frage, ob es nicht im Sinne von Debatte und Diversität sinnvoll sein kann, wenn ein/e KuratorIn ab und an einen Text bespricht, weil sie ihn besonders schlecht findet und sich an der Argumentation dazu interessante Erkenntniseffekte ableiten können für beide - die die es gut finden und die, die eben dagegenstehen.
      Dazu mehr in Bälde.
      Darum gings:https://www.piqd.de/fl...

    8. Magdalena Taube
      Magdalena Taube · vor mehr als 6 Jahre

      Hallo ihr drei! Danke für das Feedback! Ich war selbst nicht so glücklich, wie es gelaufen ist mit der ersten nicht-empfehlung. Doch wenn wir piqd nicht nur als rosinenpicken verstehen, sondern auch als Hilfe, sich in der Infoflut zu orientieren, dann kann man auch mal experimentieren. Unpiqd muss ja nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Aber genau wie die Lokaljournos müssen ja auch wir piqer ständig an uns arbeiten und überlegen, wie wir das Format weiterentwickeln können. Von daher, bin ich froh, dass ich es gemacht habe, auch wenn in der form nicht wieder.

  3. Marcus Ertle
    Marcus Ertle · vor mehr als 6 Jahre

    Ja, wir sind schon egozentrisch, das ist wahrscheinlich die Kompensation dafür, dass wir dauernd über andere schreiben müssen und oft doch denken, dass wir viel interessanter wären....argh...

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