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Medien und Gesellschaft

Wer kennt noch Marshall McLuhan?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlSonntag, 10.01.2021

Marshall McLuhan war mal ein Name, ein Ruf wie Donnerhall. Stand im Bücherschrank, sollte man gelesen haben, hat man auch (etwas). Aber mir war vieles zu allgemein, zu spekulativ, zu unscharf. Trotzdem oft anregende Sätze und Bilder. Der Artikel zeigt sehr schön, was er, mit unserem heutigen Wissen, konkret gemeint haben könnte. Aber wohl nicht hat?

Immer wieder stolpert der Leser zugleich über Sätze, die aufs Unheimlichste unsere Zeit und ihre Medien vorauszunehmen scheinen. Wenn wir von der «psychischen Leichenstarre» lesen, die sich der Menschen «gerade in Perioden neuer Technologie» bemächtige, denken wir gezwungenermassen an unsere pathologische Bildschirmfixierung (klein und gross). Aber umgekehrt gilt auch: Wenn McLuhan warnend schreibt, dass «die Art Involvierung, die unsere Sofort-Technologien voraussetzen, gerade die sozial Gesinntesten zu Konservativen macht», dann könnte er gut Menschen meinen, die sagen, sie hätten keinen Fernseher oder kein Smartphone und so klingen, als bildeten sie sich etwas darauf ein.

Eine psychische Leichenstarre sehe ich zwar nicht wirklich, aber die Bildschirmfixierung ist zumindest ein Anklang davon. 

Was von McLuhan wahrscheinlich immer im Gedächtnis bleibt, ist sicher zum einen der Satz, der Buchtitel: "The Medium is the Massage". Und zum anderen das Bild vom globalen Dorf (War and Peace in the Global Village). Medientechnologien verändern unsere Wahrnehmung der Welt. So wie die Gutenberggalaxis das Mittelalter beendete, sehen wir heute wie digitale Medien unsere Kognition umkrempeln, unsere Art zu Kommunizieren, miteinander umzugehen  und in Folge wohl auch unsere sozialen Organisationen, unsere Institutionen und wie sie schlußendlich die Demokratie als ganzes herausfordern.

Schwer zu sagen, wie sehr McLuhan wirklich die Visionen und Businesspläne der Silicon Valley Pioniere beeinflußt hat:

McLuhans Buch huldigt einem medialen Determinismus: Wir werden durch die Medien, durch die wir unsere Sinne und Körper erweitern, bestimmt. Wie die sich entwickeln, hängt aber umgekehrt nur sehr bedingt von unserem individuellen Handeln ab.

Und weiter:

«Der Inhalt eines Mediums ist das saftige Stück Steak, das der Einbrecher bei sich hat, um den Wachhund des Hirns abzulenken.» Noch so ein McLuhan-Satz. Der Mann formulierte eingängig, und er meinte das methodologisch: Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Medien ist nicht möglich, wenn man dem Inhalt zu viel Bedeutung beimisst. Aber es ist nicht schwer, auch eine wertende Note herauszuhören bei McLuhan, und Silicon Valley hat eben dafür ein besonderes Gehör. Was da kommuniziert oder transportiert wird, ist im Grunde egal. Der Inhalt ist bei den grossen Tech-Unternehmen Nebensache, schlimmer als Nebensache, nämlich: Illusion.

Ja, das klingt prophetisch. Aber ist es richtig? Das den Tech-Unternehmen selbst der Inhalt zur Nebensache wird, heißt doch nicht, das die Nutzer der Plattformen keine wertvolle Kommunikation führen. Das Medium ist in dem Sinne neutral, die Bürger füllen es aus. Ihr Handeln ist bedeutsam und damit wirksam. Ich sehe Facebook in dieser Beziehung nicht so negativ wie der Autor des Artikels:

Es geht um «Engagement» (also «Anteilnahme» vonseiten der User), und das ist, so hat Facebook irgendwann gemerkt, dann stärker ausgeprägt, wenn es um den Post eines direkten Bekannten, nicht um die Inhalte eines Medienunternehmens geht. Facebook heizt sein Medium buchstäblich auf. Das Medium ist, wie McLuhan sagt, auch «sozial die Nachricht».

Wie auch immer, ich werd mal wieder bei McLuhan nachlesen ....

Wer kennt noch Marshall McLuhan?

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Kommentare 3
  1. Anna Wittmann
    Anna Wittmann · vor mehr als 3 Jahre

    Danke für diesen spannenden Tipp! Ich habe McLuhan aus dem Studium (Medienwissenschaft) in lustig-augenrollender Erinnerung, weil wir mit ihm rauf und runter gequält wurden und aber nie wirklich durchgestiegen sind. Ich freue mich, mich wieder mit ihm zu beschäftigen. Heute verstehe ich hoffentlich mehr.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

      Ja, ich fand jetzt auch, einiges besser verstanden zu haben, was er gemeint haben könnte 🤔

  2. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor mehr als 3 Jahre

    Mir fiel es immer leichter, denn Hauptsatz auf Formate anzuwenden als auf ein ganzes Medium.

    Für mich sagt z.B. ein Talkshow-Format, in dem ein Moderator die Parteipositionen von Politkern abfragt, soviel mehr aus als die eigentlich formulierten, inhaltlichen Aussagen. Nämlich:

    * Moderator steht neutral über den Dingen.
    * Alle politischen Positionen sind gleichberechtigt.
    * Wer etwas einräumt, verliert.

    Manchmal ist es aber auch nicht das Format, sondern die Perspektive, die Message. Wenn im Hauptstadtjournalismus so oft aus der Perspektive "Politik ist ein taktisches Spiel" berichtet wird, dann behalten die Zuhörer/Zuschauer/Leser besonders diese Idee, dass Politik eben nur ein taktisches Spiel ist.

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