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Medien und Gesellschaft

Wer allzu oft von "alten weißen Männern" spricht, macht es sich zu einfach

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzDonnerstag, 23.08.2018

Ich weiß, dass "alte weiße Männer" eine zutreffende Beschreibung von, nun ja, alten weißen Männern ist.

Ich weiß, dass sich viele alte weiße Männer gar nicht beleidigt fühlen, wenn sie als "alte weiße Männer" bezeichnet werden. (Till Raether, zum Beispiel)

Ich weiß, dass der andere Teil der alten weißen Männer, also jener, der sich beleidigt fühlt, eigentlich keinen Grund dazu hat, wenn sie einmal spüren, wie es ist, auf äußere Merkmale reduziert zu werden, während andere Bevölkerungsgruppen das täglich erleben.

Trotzdem bin ich Sibylle Berg dankbar für diesen Text. Es gibt wenige Themen, bei denen es schwerer ist, sachlich und frei von Aggression zu diskutieren, als Feminismus und Rassismus. Umso wichtiger finde ich es, Polemik und Pauschalisierung durch radikale Differenzierung zu ersetzen.

Sibylle Berg drückt es so aus:

Eine der nervigen Spießigkeiten jener, die sich im Recht glauben, und das tun eigentlich alle Menschen, ist die Verallgemeinerung und die Abwertung von Menschengruppen, zu denen sie sich nicht zugehörig wähnen. Der "alte weiße Mann" ist Sammelbegriff für das Böse der Welt geworden. Als gäbe es keine alten schwarzen Diktatoren, junge weiße Faschisten, dumpfe weiße Frauen.

"Alte weiße Männer" mag objektiv betrachtet noch so sehr zutreffen - für einen Teil der Beteiligten ist es ein Kampfbegriff.

Alte weiße Männer sind Leonard Cohen gewesen und Stephen Hawking, sie sind die Väter und Brüder, die müde gewordenen Rockstars und Künstler, die Gescheiterten, die Reizenden, die Erfreulichen, die Seenotretter und Ärzte, die Kindergärtner und Kranken, die Feuerwehrmänner und Schauspieler. Man kann doch nicht für eine Gleichberechtigung sein und verbal einen großen Teil der Bevölkerung davon ausnehmen.


Wer allzu oft von "alten weißen Männern" spricht, macht es sich zu einfach

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Kommentare 9
  1. Julia Schwam
    Julia Schwam · vor mehr als 5 Jahre

    Ich finde die Verwendung in einigen Fällen auch unangenehm. Andererseits in vielen anderen Fällen aber nicht. Alleine eine Gruppe zu benennen, ist nicht Diskriminierung. Wir können schlecht gesellschaftliche Entwicklungen diskutieren, ohne auch gesellschaftlich relevante Gruppierungen zu benennen. Wenn ich sage, die Deutschen essen viel Schweinefleisch, werden wenige den Satz als unzutreffend anzweifeln, weil es ja auch viele Deutsche gibt, die kein oder wenig Schweinefleisch essen.
    Die Nichtbenennung von weißen Männern als nur eine von vielen Gruppen hat nunmalauch dazu beigetragen, dass weiße Männer so sehr als das Normale gesehen wurden und werden, dass ihr Verhalten lange kaum analysiert, debattiert, kritisiert wurde. Dass sich das in Teilen geändert hat, ist doch gut. Ihre Nichtnennung war nunmal auch Grundlage für die Diskriminierung vieler anderer Gruppierungen.

    Dass "der alte weiße Mann" manchmal auch sehr abfällig benutzt wird und das doof ist, geschenkt. Aber so geht es uns halt echt allen, und immer schon.

  2. Monika Kienle
    Monika Kienle · vor mehr als 5 Jahre

    Ach, ich habe mir als Frau schon so viel anhören müssen, ob alleinerziehend, feministisch oder unemanzipiert, ob zu angstfrei oder unsolidarisch.
    Ja diskriminierend, nun trifft es die letzten aller Gruppen, die es auch nicht geben kann in einer differenzierten Welt.
    Erst wenn alle Diskriminierungen verschwunden sind, kann diese auch weg.

  3. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor mehr als 5 Jahre

    Find den Text ganz unterhaltsam und auch nichts wirklich falsch. Kann es auch verstehen, dass sich hier und da mal jemand beledigt fühlt - zumal man sich als weiß-männlich-deutsche-Hete nach Jahrhunderten der Unsichtbarkeit ja auch erstmal daran gewöhnen muss, auf Äußerlichkeiten reduziert zu werden. Dennoch bleibt der Unterschied zwischen Leuten, die auf alte weiße Männer schimpfen und jenen, die das auf marginalisierte Bevölkerungsgruppen tun, dass die einen im schlimmsten Fall nerven, die anderen aber diskriminieren.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 5 Jahre

      ...hat doch auch keiner gesagt, dass das das Selbe ist. Aber diskriminierend auf irgendeiner Position der Skala ist es eben doch und insofern einfach nicht hilfreich. Super Text!

    2. Fabian Goldmann
      Fabian Goldmann · vor mehr als 5 Jahre

      @Marcus von Jordan Klar, hat das jmd gesagt. Ständig. "Was wäre denn, wenn wir genauso über Frauen, Behinderte, Juden..." ist doch das Standardargument der alten-weißen-Männer-Verteidger-Fraktion (sorry, hier müsste eine bessere Bezeichnung stehen). Deshalb kann man auch schon mal in einem Nebensatz klar machen, dass es eben nicht dasselbe ist. Wie gesagt: Hab ansonsten gar nichts gegen den Text. Btw: Ohne in irgendeiner Weise sagen zu wollen, dass du alt bist, fühlst du dich denn bei so etwas angegriffen?

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 5 Jahre

      @Fabian Goldmann angegriffen nicht - kanns ja einordnen, aber es gibt auch noch eine andere destruktive Ebene, als den expliziten Angriff. Ich würde sagen - natürlich fühlst du dich, wenn du derart pauschal und vorwurfsvoll adressierst wirst, nicht wirklich persönlich wahrgenommen - ich glaube, man kann gar nichts dagegen tun, dass es einem schwerer fällt in so einem Fall so offen und konstruktiv in einen Diskurs zu gehen, wie man es andernfalls oder "normaler Weise" tun würde. Grund genug diesen Kampfbegriff mit Bedacht einzusetzen.

    4. Fabian Goldmann
      Fabian Goldmann · vor mehr als 5 Jahre
    5. Simon Hurtz
      Simon Hurtz · vor mehr als 5 Jahre

      @Fabian Goldmann Ich bin irgendwo zwischen euch, glaube ich. Persönlich fühle ich mich gar nicht angegriffen oder auch nur vorwurfsvoll adressiert. ("Alt" mal außen vor gelassen, "weiße Männer" reicht ja, s. Till Raether.) Aber ich merke, dass es vielen Männern anders geht, und ich kann und will ihnen dieses Empfinden nicht absprechen. Gefühle sind nicht falsch, sie sind erstmal einfach da.

      Wenn ich "alte weiße Männer" sage oder schreibe, weiß ich, dass ein Teil der Rezipienten nur noch über diese Bezeichnung diskutieren wird, und nicht mehr über das, was ich eigentlich ausdrücken wollte. (Worauf ich dann wieder antworten könne, dass das Derailing ist, aber das hilft ja auch niemandem weiter.) In einer idealen Welt könnte jeder zwischen marginalisierten, diskriminierten Gruppen und privilegierten Teilen der Gesellschaft unterscheiden. Aber die Welt ist nicht ideal, und ich streite mich lieber über Inhalte als über Begrifflichkeiten.

    6. Fabian Goldmann
      Fabian Goldmann · vor mehr als 5 Jahre

      @Simon Hurtz @Simon Hurtz Für die Fälle, in denen der Begriff nur als Provokation oder sonstwie unreflektiert benutz wird, find ich gut, was du schreibst. Aber mein Eindruck ist, dass dieser Vorwurf häufig als Schutzbehauptung dient, von jenen, die nicht wahrhaben wollen, dass "alt", "weiß" oder "männlich" nicht mehr der unsichtbare Normalzustand ist, sondern in bestimmten Fällen relevante Gruppenmerkmale sein können. Schusswaffenmassaker in den USA lassen sich z.B. nur sehr unzureichend analysieren, ohne zu fragen, warum 90% der Täter weiß und männlich sind.

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