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Medien und Gesellschaft

Wem gehören die geklauten Exponate in europäischen Museen?

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidMontag, 10.08.2020

Bisher lief die deutsche Restitutionsdebatte eher in der Semi-Öffentlichkeit von musealen Konferenzen oder innerhalb des Feuilletons ab. Die Tatsache, dass sich dort einige wenige Autoren zum x-ten Mal hin und her geschrieben haben, hat nicht wirklich geholfen, eine breite Debatte über die Zukunft geklauter Exponate in Europa zu führen. Wie kann bei diesem wichtigen Thema also eine größere Öffentlichkeit erreicht werden? Und warum ist das so wichtig? 

Der von mir hier empfohlene Vox-Beitrag zum British Museum vermittelt in weniger als zehn Minuten alle wichtigen Aspekte, die man bei dieser Diskussion berücksichtigen muss: Wie kamen die Exponate in die Museen? Was wird von wem gefordert? Wie positionieren sich die europäische Kulturpolitik und -bürokratie dazu? Welche Wege gibt es überhaupt, um die wertvollen Objekte zurückzugeben? Und was sind die Risiken dabei? 

Der Beitrag nimmt die Zuschauer*innen an die Hand und führt sie durch das British Museum auf dem Pfad der gestohlenen Kunstobjekte. Dabei muss man – wer hätte das gedacht – durch fast jeden Raum des gigantischen Gebäudes "laufen". Die Geschichte der Benin-Bronzen (die nicht nur in London lagern) zeigt plastisch auf, welche politischen und moralischen Dimensionen hier von postkolonialen Aktivist*innen angesprochen werden. Nach diesem speziellen Museumsbesuch stellt sich folgende Frage wie von selbst: Die Bronzen behalten oder zurückgeben?  

Das berühmteste anthropologische Museum Europas steht dabei nur für mehrere andere Institutionen als Beispiel: Das Musée du quai Branly in Paris, das Museum für Völkerkunde zu Leipzig oder das geplante Humboldt-Forum im nachgebauten Berliner Stadtschloss. Denn überall in Europa – aber auch in Nordamerika – liegen Kunstobjekte, religiöse Exponate anderer Völker und Gesellschaften oder sogar menschliche Überreste ausgestellt. Oder sie verrotten buchstäblich in den Kellern und Archiven einiger Museen

Wer mehr über "das Problem mit den Museen" erfahren wird, kann sich auch dieses Erklärvideo von PBS anschauen. Es beginnt nicht nur mit einer spektakulären Szene aus dem Film Black Panther. Die dort beschriebenen Schicksale von Saartjie Baartman und den Bunker-Brüdern bringen einen nachhaltig zum Nachdenken. 

Wem gehören die geklauten Exponate in europäischen Museen?

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Kommentare 7
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor mehr als 3 Jahre

    Gelungener Piq, finde ich, der das Thema sachlich und mit guten Verweisen umreißt.

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

    Wie sollte sich die Museen verhalten?

    Da viele Objekte in den Berliner Museen nicht geklaut, sondern gekauft sind und die Provenienzforschung viel zu lange dauert, aber spannend ist, scheint mir nur eine symbolische Aktion in einem umfassenden Ausgleich zwischen den alten Kolonien und den Kolonialmächten, der schwer zu erkämpfen ist, möglich zu sein.

    Oder was könnte ansonsten angemessen sein?

    1. Mohamed Amjahid
      Mohamed Amjahid · vor mehr als 3 Jahre

      Auch bei gekauften Objekten lohnt es sich, die Rahmenbedingungen von damals kritisch zu betrachten. Und eine verlässliche Erhebung, was wie in die Museen kam, habe ich noch nicht gesehen. Wäre aber dankbar falls Sie Zahlen dazu teilen könnten falls es sie gibt.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

      @Mohamed Amjahid Klar, aber eine verlässliche Erhebung würde viel zu lange dauern.

      Was man weiß, das ist zuweilen grausig. Ein Beispiel:

      Die Benin-Bronzen in Berlin sind rechtmäßig von Deutschland gekauft, aber sind von britischen Truppen geraubt worden. Der Reichtum des Königreichs Benin wiederum stammt vom Sklavenhandel. Menschenopfer waren üblich.

    3. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor mehr als 3 Jahre

      @Achim Engelberg Mir erzählte am Wochenende ein Freund, dass es im Folkwang-Museum in Essen eine eigene Abteilung für Provenienzforschung gebe: "Seit 1998 führt das Museum Folkwang proaktiv Provenienzrecherchen vorrangig zu denjenigen Kunstwerken durch, die zwischen 1935 und 1945 sowie in der unmittelbaren Nachkriegszeit in seine Sammlung gelangten." https://www.museum-fol...

    4. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

      @Maximilian Rosch Das zeigt das Dilemma. Und nicht mal das ist nach über 20. Jahren beendet.

      Allein in Berlin gibt es mehrere 100 000 Objekte, die direkt oder indirekt kolonialen Ursprungs sind. Von Kunstobjekten bis Schädeln.

      Im Dezember habe ich dazu eine Veranstaltung u. a. mit Münkler und Savoy.

    5. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor mehr als 3 Jahre

      @Achim Engelberg Ja, es scheint wahnsinnig aufwendig zu sein. Und bei den Kunstwerken kolonialen Ursprungs ist es sicher häufig noch komplizierter.

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