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Medien und Gesellschaft

SZ-Korrespondentin in China: Arbeiten im Überwachungsstaat

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzMontag, 21.09.2020

Bevor Lea Deuber im vergangenen Jahr endlich nach China einreisen durfte, um für die SZ aus Peking zu berichten, wartete sie monatelang auf ihr Visum. Ich hoffe sehr, dass sie es nach diesem Text nicht wieder verliert – denn was Lea schreibt, kann und wird den chinesischen Behörden nicht gefallen.

Ihre lange Kolumne gibt Einblick in ihre Arbeit in einem beispiellosen System der Überwachung und Zensur. Reporterïnnen werden auf Schritt und Tritt verfolgt, jede Bewegung wird registriert, keine Nachricht bleibt privat:

Durch die umfassende Überwachung der sozialen Medien und der Messenger-Dienste ist es zudem kaum noch möglich, Informanten zu schützen. Selbst wenn man für Recherchen sein Handy zu Hause lässt: Egal, wo man hinreist, werden die Passnummer gespeichert, das Gesicht gescannt, Bewegungsdaten aufgezeichnet.

Die Rangliste der Pressefreiheit der "Reporter ohne Grenzen" führt China auf Platz 177. Nur Nordkorea, Turkmenistan und Eritrea schneiden noch schlechter ab. Unabhängiger Journalismus und echte Recherchen sind unter solchen Bedingungen kaum möglich: 

Vielerorts warten die Aufpasser schon, wenn man aus dem Zug steigt. Sie wissen, wohin man fliegt und an welchen Geschichten man arbeitet. Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als im Hotelzimmer das Telefonkabel aus der Wand zu ziehen und eine Kommode vor die Tür zu schieben, wenn man wenigstens für ein paar Stunden Ruhe haben will vor den ungebetenen Besuchern.

Das ist tragisch, denn was in China geschieht, verändert die Welt. Noch nie war es so wichtig, das Land, seine Kultur und die Politik zu verstehen und kritisch zu beleuchten:

Die chinesische Regierung hat längst begonnen, Einfluss auf die Verhältnisse jenseits ihrer Grenzen zu nehmen. Die Kommunistische Partei stellt ihr System aus Überwachung und Wachstum als Alternative zu Demokratie und Marktwirtschaft dar, schwächt die Menschenrechte, unterwandert internationale Organisationen, spaltet die EU.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurden etliche chinesische Journalistïnnen verhaftet und verschleppt. Korrespondentïnnen bleiben davon meist verschont, doch auch für sie hat sich der Druck nochmals erhöht. Allein in der ersten Jahreshälfte 2020 entzog China 17 ausländischen Berichterstatterïnnen die Akkreditierung, woraufhin sie das Land verlassen mussten.

Leas Bericht ist voller interessanter Details und Beobachtungen: ein ganzes Zugabteil, das sich über staatliche Zensur austauscht, ein Bauer, der fragt, was die Regierung alles aus dem Netz lösche – ihm sei nämlich aufgefallen, dass da immer mehr verschwinde. Manchmal erlebt sie Szenen, die mich an einen Kriminalfilm erinnern:

Viele Menschen haben sich an die Zensur gewöhnt, einverstanden sind sie damit deshalb noch lange nicht. Mehrfach bin ich von Aufpassern in ländlichen Regionen verfolgt worden. Und meine Fahrer, die ich meist erst am Bahnhof kennen lerne, geben dann Gas. "Komm, die hängen wir ab", sagen sie und biegen in die nächste Seitenstraße ein.

In Deutschland entsteht oft der Eindruck, "die Chinesïnnen" stünden geschlossen hinter der Regierung, unkritisch und stramm patriotisch. Dabei lebt ein Fünftel der Weltbevölkerung in China, das Land ist größer als Europa. Wie kann eine Korrespondentin diese Vielfalt abbilden?

Besonders unmöglich kommt mir mein Job vor, wenn mich meine Kollegen fragen, was denn die Chinesen zu einem bestimmten Thema denken. Denken Sie mal an ein beliebiges Thema, nehmen wir die Maskenpflicht in deutschen Supermärkten, und dann sagen Sie mir, was die Deutschen dazu denken. Und Sie stecken damit nur 80 Millionen Menschen in eine Schublade, ich 1,4 Milliarden.
SZ-Korrespondentin in China: Arbeiten im Überwachungsstaat

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