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Medien und Gesellschaft

Sprachforscher kritisieren Genderpraxis in der ARD, dem ZDF und DLF

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerDienstag, 02.08.2022

Der Konflikt ums Gendern geht in die nächste Runde, was auch nicht verwunderlich ist, weil man mit Argumenten nicht weiterkommt. Mich hat schon immer gewundert, wie sich nicht wenige Kollegen in dieser Frage positioniert haben. Geht es ihnen ansonsten um Wissenschaftlichkeit, lassen sie sich hier von Gefühl und Moral leiten. Der Medienjournalist Stefan Winterbauer hat dazu dieser Tage auf ein traurig-lustiges Video aus dem BR hingewiesen, das die ganze Debatte perfekt auf den Punkt bringt.

Dass Gendern mit Wissenschaft wenig zu tun hat, schreibt nun eine recht große Riege von Sprachforschern, darunter zahlreiche Frauen. Zugleich fordern sie eine Neubewertung des Genderns im öffentlichen-rechtlichen Rundfunk auf wissenschaftlicher Basis.

Mehr Geschlechtergerechtigkeit im Sprachgebrauch sei legitim und begrüßenswert, schreiben sie auf Lingustik vs. Gendern, nicht jedoch ideologische oder moralische Argumente. Als "unausgewogen" und "vielfach tendentiös" beurteilen sie die Debatten ums Gendern in den öffentlich-rechtlichen Medien (ein Vorwurf, der durch Winterbauers Videotipp bestens illustriert wird).

Die Sprachforscher lehnen nicht zuletzt die von Genderbefürwortern gern zitierten psycholinguistischen Studien ab. Diese lieferten keinen belastbaren Beleg dafür, dass generische Maskulina mental vorrangig "Bilder von Männern" erzeugen.

Vielmehr zeigt sich, dass die Kontextbindung, die zur Unterscheidung eines generischen von einem spezifischen Maskulinum entscheidend ist, in solchen Studien in wissenschaftlich unzulässiger Weise ausgeblendet wird. Es kann mithin aufgrund fehlerhafter Studiendesigns nicht als empirisch gesichert gelten, dass generische Maskulina (Genus) vorrangig im Sinne von “männlich” (Sexus) gelesen werden (Zifonun 2018, Payr 2022, Kurfer 2022). Die pauschalisierende Bewertung des generischen Maskulinums als grundsätzlich diskriminierende Sprachform ist auf wissenschaftlicher Basis nicht begründbar.

Gepiqd habe unten einen kürzlich veröffentlichten, freizugänglichen Text der Sprachforscher Ewa Trutkowski und Helmut Weiß. Darin geht es um die historische Entwicklung des generischen Maskulinums. Der Text ist so verständlich wie unterhaltsam. Weiß ist Professor für historische Linguistik in Frankfurt und Mitunterzeichner des Aufrufs.

Noch eine kleine Spitze: Während die öffentlich-rechtlichen Medien bei den Gebühren kein Pardon kennen, gehen sie mit dem amtlichen Regelwerk für Rechtschreibung sehr lässig um. Sprich: ist ihnen schnuppe. Mit anderen Worten: Auf Regeln wird nur dann geachtet, wenn es in den Kram passt. Wenn dass mal nicht auf Dauer am Zuspruch des ÖRR kratzt.

Sprachforscher kritisieren Genderpraxis in der ARD, dem ZDF und DLF

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Kommentare 56
  1. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Dass das generische Maskulinum schon recht alt ist , ist für mich, auch ohne wissenschaftliche Beweise, schon lange klar. Viel mehr interessiert mich, warum diese Form sich durchgesetzt hat. Weiß jemand, ob dazu schon geforscht wurde?
    Meine These: Viele Jahrhunderte oder gar Jahrtausende waren die Männer meist unter sich, zumindest wenn es um "wichtige" Themen ging, also Debatten, Verhandlungen, Verträge etc. In der Regel hatten die Frauen keine Stimme. Dass die Männer dann natürlich so sprachen, dass sie das Bild derer abbildeten, die sichtbar waren (auch im übertragenen Sinne), ist irgendwie logisch. So zieht sich das ja auch durch in allen erhaltenen schriftlichen Dokumenten, die ja in der Regel von Männern verfasst wurden. Das möchte ich also niemandem vorwerfen. Und dass die Sprache sich dann so etabliert hat, dafür kann auch niemand was von denen, die heute für oder gegen das Gendern sind.
    Interessant zu wissen fände ich, ob Frauen, wenn sie unter sich waren, anders gesprochen haben. Oder ob sie, wie wir heute, aus purer Gewohnheit sogar in reinen Frauengruppen sagten: "Jeder, der will, nimmt sich ein Eis!" (Solche Sätze irritieren mich mittlerweile sehr, wenn ich sie selbst ausspreche).
    Ich freue mich über jeglichen Input, der Klarheit in die Sache bringt.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      Ich hatte dazu mal ein Interview mit Helmut Weiß geführt, Professor am Institut für Linguistik der Universität Frankfurt.

      ... Ist das generische Maskulinum also ein Erbe jahrhundertelanger männlicher Macht?
      Solch eine These hat überhaupt keine Basis. Das generische Maskulinum gibt es, seit es die deutsche Sprache gibt. Kurz ein Vergleich mit dem Englischen: Beides sind indogermanische Sprachen, die sich aus der gleichen Quelle speisen. Während das Deutsche heute noch drei grammatische Geschlechter besitzt, kennt das Englische bei Sub­stantiven keines mehr. Doch die jeweiligen sprachlichen Entwicklungen lassen sich beim besten Willen nicht auf unterschiedliche gesellschaftliche Entwicklungen zurückführen. Und es ist auch nicht erkennbar, dass Frauen im englischen Sprachraum dadurch eine bessere Stellung erlangt hätten.

      Sie sagen, das Deutsche besitze heute drei Geschlechter. War dem also nicht immer so?
      Im Indogermanischen existierten nur zwei Geschlechter: eines für Unbelebtes, eines für Belebtes. Aus ersterem entstand das Neutrum, aus dem letzteren das – auch generisch verwendbare – Maskulinum. Erst später kam das Femininum auf, anfangs auch nur für Kollektivausdrücke wie „die Einwohnerschaft“ und „die Bürgerschaft“. Bereits zur Zeit des Althochdeutschen, im Frühmittelalter, wurden maskuline Nomen generisch interpretiert: Nachbar, Freund, Feind, Sünder, Pilger meinte Männer wie Frauen.

      ... https://www.g-geschich...

    2. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Danke für den Tipp. Es gab also schon einmal weibliche Formen, das ist kein Novum. Warum sind diese wohl verlorengegangen?
      Ich glaube, dass sich dieses Thema in seiner Gänze nicht ausschließlich sprachwissenschaftlich erfassen lässt. Wenn Sprache sich stets an den Zeitgeist anpasst, dann ist das, was jetzt gerade passiert, doch ganz normal. Widerstand ist zwecklos, sozusagen. Stattdessen: Go with the Flow. Und in 300 Jahren erklären das dann Wissenschaftlerinnen ganz sachlich und mit stichhaltigen Argumenten.

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Gabriele Feile go with the flow ist ja auch ok... aber es ist schon deutlich zu beobachten, dass viele Befürworter eben keinen flow wollen, also keinen Prozess, sondern einen neuen Status sozusagen verordnen wollen.

    4. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan meine Rede!

    5. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Es gibt auch genügend die Gendern verbieten wollen. Mir sind auch schon Zitate, bei denen die Interviewten gegendert hatten nachträglich verändert worden.

    6. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker natürlich wirklich dumm und auch noch handwerklich Pfusch...

    7. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan In Thüringens Landesbehörden ist Gendern fortan verboten... Told you so.

    8. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker Nein, das ist eine Falschinformation.
      https://www.zdf.de/nac...

      Mittlerweile steht diese oder eine ähnliche Korrektur unter vielen Beiträgen:

      "Der erfolgreiche Antrag der CDU-Fraktion hat keine direkten rechtlichen Folgen, es handelt sich dabei lediglich um einen Appell. Wir haben den Beitrag dahingehend aktualisiert."

    9. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

      @Achim Engelberg Dann ist ja alles gut.

    10. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Achim Engelberg Die staatlichen Stellen sind ohnehin ans amtliche Regelwerk gebunden. Da gibt es zwar Spielräume, aber die sind zu Recht begrenzt.

    11. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker Ich glaube, da ist man nur bei der taz sehr locker. Wie macht ihr das bei Riffreporter?

    12. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Es gibt keine Vorschrift, aber die meisten gendern. Es gab eine größere Diskussion darüber, welche Form für die Screenreader am besten zu lesen ist.

    13. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Ist das so? Ich nehme immer nur die wahr, die sich gegen das "Gendern" stellen. Und meistens meinen sie den Gender-Stern u.ä. Noch nie habe ich jemanden sagen hören, er sei gegen die Doppelnennung. Nicht mal Markus Söder.
      Es gibt bisher kein Gesetz, das "Gendern" vorschreibt. Und geplant ist auch keins, oder? Deshalb verstehe ich nicht, wogegen die Gegner wirklich sind. Ich würde es gerne verstehen, bekomme aber keine Antworten darauf. Außer, dass das Gendern anscheinend die Sprache verschandelt. Btw: Letzteres tun Anglizismen und inkorrekte Grammatik auch.

    14. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Gabriele Feile Hallo Gabriele, gegen die Doppelnennung habe ich wenig, auf Dauer nervt sie zwar, weil eine ständige Doppelnennung einfach dazu führt, dass man mehr Text lesen muss. Aber als Höflichkeitsform ist sie in Ordnung. Und auch wenn es nicht alle glauben wollen: Ich habe bei "die Schüler" oder "die Lehrer" immer auch die Schülerinnen und Lehrerinnen gedacht. Etwas anderes wäre mir nie in den Sinn gekommen. Und ich weiß, dass das anderen auch so geht. Ansonsten stört mich vor allem der Genderstern, ich finde solche Texte unlesbar, ich verliere einfach den Spaß am Lesen (ansonsten wäre ich wahrscheinlich Abonnent der taz). Zudem störe ich mich an den Appellen, dass man doch bitte Gendern sollte, weil dadurch die Welt gerechter und besser wird (das ist jetzt nur ein wenig übertrieben). Die Befürworter übersehen, wie entscheidend Kontexte sind, um einzelne Worte zu verstehen. Man kann sagen: Nicht nur Sprache prägt die Welt, die Welt prägt auch die Sprache. Oder so ausgedrückt: Unser Verständnis von Begriffen ist immer auch abhängig davon, wie wir die Welt erleben und verarbeiten. Wir haben im Kopf mentale Raster, gewissermaßen eine Art Brille, mit der wir Texte lesen. Ich glaube, dass deshalb auch so viel über Begriffe und Wortbedeutungen gestritten wird. Und noch was: Während einzelne Worte durchaus politisch geprägt sein können (einige wenige sicher insbesondere von Männern, andere aber auch von Frauen), verhält sich das bei der Grammatik anders (siehe dazu das Interview mit dem Sprachhistoriker Helmut Weiß). Schließlich zu den von Dir angesprochenen Anglizismen: Die stören mich eigentlich wenig, vor allem, wenn sie gezielt eingesetzt werden, und dies gilt natürlich auch für andere Fremdworte. Fehlerhafte Grammatik und Rechtschreibfehler stören mich hingegen ziemlich - abgesehen mal Feridun Zaimoğlus Büchern, wo die fehlerhafte Grammatik des Kanak Sprak ganz wunderbar ist. Ich hoffe, das beantwortet Deine Frage, Dirk

    15. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Vielen Dank, Dirk. Ja, das bringt ein wenig Licht ins Dunkel. Stören dich der Doppelpunkt oder das Binnen-I genauso? Und wie ist es mit dem konsequenten Nutzen des generischen Femininums? Wie wirkt das?

    16. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Gabriele Feile Den Doppelpunkt finde ich grafisch deutlich dezenter und damit angenehmer, aber will man wirklich ein konsequentes generisches Femininum, es würde auch bedeuten, zehntausende zusammengesetze Worten umschreiben zu müssen, Bürgerinnensteig und so weiter - klar, kann man versuchen, nur tendiert Sprache wie so vieles andere zur Abschleifung; mit anderen Worten: Aus sprachökonomischen Gründen wäre man irgendwann wieder beim Bürgersteig, weil halt einfach kürzer. Und was ich auch immer noch im Kopf habe: Sollte man nicht eine Sprache möglichst klar halten, so dass sie auch von Ausländern leicht gelernt werden kann? Wobei die deutsche Sprache ja ohnehin nicht die leichteste ist.

    17. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Hier bei uns heißt das: Gehweg. Oder Trottoir. ;-).

    18. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Gabriele Feile Dann braucht man ja da mal nicht drüber zu streiten ;-)

    19. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor mehr als ein Jahr

      @Gabriele Feile ich bin nicht dirk, will aber doch auf die erste deiner drei fragen antworten.

      doppelpunkt
      stört mich nicht beim lesen, fühlt sich innerhalb eines wortes aber stets etwas schräg an, da er für mich einen übergang zu wörtlicher rede anzeigt oder auf die besondere bedeutung des folgenden wortes/satzteils weist.

      binnen-I
      ist ok, aber blöderweise machen die meisten sans-serif schriftarten keinen leicht lesbaren unterschied zwischen I (i gross) und l (L klein). ansonsten sind binnen-kapitale (kapitelle? 🤔) besser als gedankenstriche (viertel-geviertstriche) geeignet, ellenlange zusammengesetzte hauptwörter visuell zu gliedern (DonauDampfSchiffFahrts...)

      gender st*rnchen
      nervt beim lesen und lässt mich nicht mehr unbefangen wörter/worte "unleserlich" verständlich machen (sh*t, f*ck).

      interpunct/middle dot (·)
      ist visuell unauffällig und lässt sich, anders als die ☝️ genannten varianten, als mikro-pause ganz zwanglos aussprechen (wie im radio/TV zu👂). ist im deutschen – anders als im katalanischen – auch nicht mit einer besonderen bedeutung "belegt". voilá:"liebe leser·innen..."

    20. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Gabriele Feile ja das stimmt Gabriele...die Empörung über das Gendern ist lauter als die Forderung zu gendern. Und bisweilen mindestens lächerlich aufgeregt. Warum ist das so?

      Ich denke nur weil es keine Gesetzesinitiative gibt, heißt es ja aber nicht, dass nicht auf anderem Wege sehr machtvoll und vergleichsweise plötzlich ein neuer Standard gesetzt wird. Wie so sehr oft mittlerweile, drücken vergleichsweise kleine Gruppen sehr schnell neue "Regeln" durch, bzw prägen die gesamte Debatte mit relativ extremen Positionen, die eigentlich aber von einer Mehrheit gar nicht gewollt werden. Da kann man diese Diskussion sicherlich auch im Kontext mit der ganzen Debatte um Woke und PC sehen. Und die im Detail geäußerte Kritik oder eben Empörung als den Frust der breiten Mitte, die sich übergangen fühlt.
      Talking about Frust - es ist vielleicht auch der Frust darüber mit welcher Inbrunst und Energie diese Kampf um sprachliche Veränderung geführt wird und gleichzeitig geht so vieles anderes den Bach runter. Ich habe da immer das Bild einer streitenden Familie vor mir, die nicht merkt, dass das Haus um sie rum abbrennt. Ja das ist whataboutism, aber der ist auch nicht immer falsch oder?

    21. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Ja, Markus whataboutism muss nicht immer falsch sein. Vor allem, wenn man es so betrachtet, dass alles mit allem zusammenhängt. Kürzlich sagte jemand zu mir: Themen wie "Gendern" sind Nebenschauplätze, die bewusst oder unbewusst auch dazu dienen, die Menschen von wichtigen Themen abzulenken.
      Ich denke weiter: Beschäftigen sich Menschen selbst und persönlich so extrem mit dieser Art von Themen, um sich nicht mit den großen Problemen auseinandersetzen zu müssen? Weil die Angst vor echter Veränderung einfach zu groß ist? Und weil es bequemer ist, von anderen Veränderung zu verlangen, als von sich selbst?

      Um ehrlich zu sein: Wir tun es hier ja auch!

      Ja, es stimmt: Die Energie, mit der gestritten wird, wäre woanders bestimmt effektiver eingesetzt.

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

    Solange wir solche Diskussionen noch mit soviel Leidenschaft führen, geht es uns offensichtlich gut ….. 😏

  3. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

    Mich interessiert im Moment an der Debatte fast nur noch die Debatte. Das ist spannend - wie tragen wir das weiter aus, wie gehen wir um mit der Haltung der anderen, wie verhandeln wir zwischen denen, die erst gar keinen Prozess wollen und denen die keinen Prozess erlauben wollen, weil sie gleich das Ergebnis festlegen wollen. Das ist wichtig weit über das Thema hinaus.

    Bei den Linguistas hat es mich genervt, dass sie mit "sozialem Unfrieden" argumentieren. Zeigt für mich eine gewisse Unsicherheit in der Sache.

    Deine Spitze hinkt wie ein Vergleich sonst ehrlich gesagt. Was bitte heißt "bei den Gebühren kein Pardon" genau? Und wie muss ich das jetzt in Beziehung setzen zur Debatte? Ich hoffe, ich begreife was nicht, sonst fände ich das erstaunlich flach...

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      Wie das mit den Gebühren gemeint ist: Es gibt eine Vorgabe, dass man sie zahlen muss (sie ist auch richtig und in einer Demokratie wichtig, ich stelle das nicht in Frage), aber es gibt eben auch die Vorgaben, etwa den Medienstaatsvertrag, an den sich die Sender offenbar nicht in jedem Punkt halten (siehe Ausführungen im verlinkten Aufruf). Mit der Spitze soll deutlich werden, dass da offenbar zweierlei Maß gelten.

      Aber wichtiger ist in der Tat die Frage, wie sich Sprache weiterentwickelt und vor allem, wie wir darüber miteinander sprechen können. Es gibt auf allen Seiten erhebliche Empfindlichkeiten, und ich denke, man kann da durchaus von "sozialem Unfrieden" sprechen (eine Spaltung der Gesellschaft wird ja nicht behauptet und wäre übertrieben).

      Deine Aussage, dass die Gendersternkritiker gar keinen Prozess wollten, stimmt nicht – jedenfalls wenn Du dabei an jene denkst, die den Aufruf unterzeichnet haben. Sie betonen, dass sie für Geschlechtergerechtigkeit im Sprachgebrauch sind (wobei ein paar Beispiele schön gewesen wären). Mir gefällt der Vorschlag, den ich irgendwo gelesen habe, statt vom Rednerpult vom Redepult zu sprechen.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Ich habe bewusst die beiden Extrempositionen zitiert, weil sie (wie in allen anderen Themen) die Debatte beherrschen. Ich kenne eigentlich aus beiden Extremlagern gar niemanden, sondern nur ganz viele Menschen, die vor allem genervt sind von der Aufregung. Dagegen will ich mich wehren, dagegen sollten wir uns wehren.

      Und genau solche kreativen Lösungen sind toll! Mein Bewusstsein für den Bedarf ist ja erst durch die Debatte entstanden. Jetzt ist es mir ein Bedürfnis, mich so zu äußern, dass sich alle angesprochen fühlen. Das ist erst mal gut so.

  4. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

    "prominente Riege von Sprachforschern klar, darunter zahlreiche Frauen" Case closed.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      Verstehe ich nicht, was ist das Problem?

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Du siehst, dass die Beschreibung "Sprachforscher" eine Gruppe exkludiert, es ist ein Problem, weil du Frauen benötigst, um dein Argument stichhaltig zu machen ("auch Frauen finden Gendern doof), und musst es dann dranfügen. Ich sag nicht, dass ich die ideale Form des Genderns gefunden hätte und dass ich die Debatte nicht manchmal auch für zu extrem halte. Aber dass das generisches Maskulinum einfach sehr oft Menschen ausschließt kann man doch einfach anerkennen.

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker Das finde ich auch, das kann man.
      Und Lösungen suchen und sich drauf einlassen. Und sich wehren, wenn andere einem das Ergebnis des Prozess diktieren wollen kann man auch. Und morgen nochmal neu nachdenken geht auch.

    4. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker Nein, die Formulierung schließt nicht aus, aber ich weiß, dass einige das gerne so lesen möchten und genau deshalb habe ich das auch so betont. Jedenfalls ist die Forschungslage in dieser Frage umstritten – wenn man denn den Linguisten vertraut, die eben den Aufruf unterzeichnet haben.

    5. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Doch Dirk, sie schließt aus. Dazu gibt es Forschung, auch wenn das einige nicht wahrhaben wollen.

    6. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker Ja, es gibt dazu Forschung, Kollege Simon Hurtz hat da schon einige Mal drauf hingewiesen, ich kann allerdings nicht erkennen, warum man die von zahlreichen Linguisten vorgebrachte Kritik an den Forschungsdesigns nicht ernstnehmen sollte.

    7. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker Und wenn Du eine kleine anekdotische Evidenz möchtest: Ich habe früher Stellenanzeigen, in denen die weibliche Form nicht vorkam, ausgeklammert. Das war mir gar nicht bewusst, bis es geändert wurde.

    8. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker Stimmt, das hattest Du mir mal erzählt, ich erinnere mich, aber ich kenne auch Frauen, die mir sagen: die Schüler, die Lehrer, natürlich sind damit sowohl Frauen wie Männer gemeint.

    9. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Und wenn ich aber als Autorin bezeichnet werden möchte zählt das nicht?

    10. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Daniela Becker Ich würde Dich niemals als Autor bezeichnen.

    11. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als ein Jahr

      hehe - genau.

  5. Julia Schwam
    Julia Schwam · vor mehr als ein Jahr

    Oha, eine rechtskonservative kleine Spitze am Ende. Wäre sie nicht als solche explizit angekündigt worden, hätte ich sie gar nicht erkannt. Gut dass wir Deutschen unsere gute alte, deutsche Sprache haben, mit der wir uns so umschweifend auszudrücken in der Lage sind, besonders bei Spitzen, Ironie und dergleichen. Der ganze Beitrag ist auch sprachlich und Inhaltlich in jeder Weise stimmig mit allem was die Autorin in ihren letzten gefühlt 5000 Beiträgen über das böse Gendern bereits vielfach schrieb. Wenn doch nur endlich jemand drauf hören würde. Aber nein, es wird weitläufig immer mehr schnuppe... Und das nicht nur in der Hauptschule, sondern sogar in den heiligen Hallen des Traditionsfernsehens.
    Aber hey, Kopf hoch! Wenn hier auch mal die Neorechten ins Parlament kommen, dann wird alles wieder aufgemischt und dein Wunsch vielleicht Erfüllung. *freusmiley*

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      Haben Sie sich mal inhaltlich mit irgendeiner These ums Gendern auseinandergesetzt?

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