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Medien und Gesellschaft

Pressefreiheit im Lokalen: Das letzte Wort hat der Verleger

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzMittwoch, 15.12.2021

Dieser piq knüpft an das Interview mit Juliane Löffler an, das ich Anfang Dezember empfohlen hatte. Darin spricht sie unter anderem über den Verleger Dirk Ippen, der die Veröffentlichung ihrer Recherche über Julian Reichelt verhinderte. In diesem Fall war die Einflussnahme offensichtlich und wurde zum Bumerang – doch offenbar kommt es regelmäßig vor, dass sich Verleger in redaktionelle Arbeit einmischen, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfährt.

Darüber berichtet Jonathan Sachse, der für Correctiv mit Kollegïnnen aus dem Lokaljournalismus gesprochen hat. Was sie erzählen, wirft kein gutes Licht auf den Zustand der Pressefreiheit:

Es melden sich Stimmen, die über vielfältige Konflikte mit ihren Verlegern und weiteren Verantwortlichen in Verlagen sprechen. Sie berichten von Verlegern, die Einfluss auf ihre Geschichten nahmen. Verleger, die nicht geplante Geschichten verlangten oder fertige Texte stoppten. Sie erzählen von Reporterinnen und Reportern, die aus vorauseilendem Gehorsam bestimmte Themen nicht mehr angingen. Aber auch von Redaktionen, die Themen selbst dann umsetzen, wenn ein unangenehmer Anruf des Verlegers von vorneherein klar ist.

Auch die Strukturen der Redaktionen haben mit unabhängigem Journalismus wenig zu tun:

In mindestens zwölf Lokalredaktionen sitzen Verleger und Verlegerinnen auch in der Chefredaktion oder sind mit der Redaktionsleitung verwandt. Mitunter ist der Verleger zugleich Präsident der regionalen Handelskammer und sein Chefredakteur Pressesprecher eines Wirtschaftsvereins.

Jonathan beschreibt in seiner ausführlichen Recherche mehrere Beispiele, in denen Verleger direkten Einfluss genommen und missliebige Artikel verhindert haben. Als besonders schockierend empfinde diese ich anonyme Äußerungen aus Lokalredaktionen:

  • Wenn Berichterstattung über die örtliche Bank kommt, ruft der Verleger an und fragt, wie die Schlagzeile ist und ob diese nicht so kritisch sei. Als letztens das Urteil des Bundesgerichtshofs zu Bankgebühren gefällt wurde, habe ich erst gar nicht das Thema gepitcht, weil mir klar war, dass der Verleger sich melden würde.
  • Bei uns weiß jeder in der Redaktion, dass die Gattin des Verlegers keine kritische Berichterstattung über ihren Bruder lesen will, der politisch in hohen Posten auf Landesebene aktiv ist. Im Falle ihres Ex-Mannes will die Verleger-Gattin was ganz anderes: Der soll möglichst gar nicht im Blatt auftauchen – oder halt negativ. Das führt permanent zu Verrenkungen der Redaktion – weil ihr Ex ebenfalls politisch aktiv ist. Über die Bücher, die die Verleger-Frau schreibt, können wir aber gar nicht genug berichten.
  • Wir haben kritisch über argentinisches Rindfleisch und deren Folgen für die heimischen Bauern berichtet. Als eine Supermarkt-Kette als neuer Werbekunde gewonnen wurde und diese in der anstehenden Ausgabe argentinisches Rindfleisch für Weihnachten bewarben, wurde der Artikel kurzerhand abgesetzt, um dem Anzeigenkunden nicht zu schaden.

Das ist nur ein kleines Worst-of. Vielleicht habe ich mir jahrelang Illusionen gemacht, aber der Text hat mich tatsächlich schockiert. Wenn ich das nächste Mal eine Lokalzeitung aufschlage, werde ich wohl daran denken müssen.

(Es gibt selbstverständlich auch anständige Verleger und großartigen Lokaljournalismus. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, unter welch bedauernswerten Bedingungen manche Redaktionen arbeiten müssen.)

Pressefreiheit im Lokalen: Das letzte Wort hat der Verleger

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