Wozu eigentlich noch Lokaljournalismus im Fußballkontext? Warum noch den Spielbericht des Proficlubs um die Ecke am nächsten Tag in der Zeitung lesen, wenn mehrere Texte mit den gleichen Informationen doch schon Minuten nach Abpfiff irgendwo anders online gegangen sind? Und überhaupt: Inzwischen kommunizieren die Clubs und ihre Spieler doch ohnehin direkt mit ihren Fans über die eigenen Social-Media-Kanäle – und bestimmen so natürlich in hohem Maße selbst, was und wie über sie berichtet wird. Wer braucht da noch "die Medien"?

Keine Frage, die Fußballberichterstattung hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert – und nicht unbedingt zum Besseren, wenn man den Kritiker*innen glauben mag. Die Gründe dafür sind vielfältig und haben mit der technischen Entwicklung genauso zu tun wie mit veränderten Arbeitsbedingungen für Lokaljournalist*innen und dem Anspruch der Vereine, nicht nur für die Berichterstattung zu sorgen, sondern sie im Zweifelsfall einfach gleich selbst zu übernehmen.

Was das mit dem Lokaljournalismus macht, welche Probleme sich dadurch ergeben und welche Chancen sich gleichzeitig aber auch auftun, hat Oliver Leiste in diesem Longread auf 120minuten.net aufgeschrieben. Er lässt den Pressesprecher eines Proficlubs zu Wort kommen, sprach mit Sportredakteuren im Print- und Online-Bereich und schaute sich aktuelle Studien zum Thema an. Sein Fazit: Auch und vielleicht gerade in der heutigen Zeit kommt der lokalen Berichterstattung im Fußball eine wichtige Rolle zu. 

"Kritische Beobachtung, hintergründige Berichterstattung und die Einordnung von Sachverhalten – all das können lokale Fußballreporter*innen besser als jeder andere leisten, wenn sie dafür Raum bekommen und sich nicht vornehmlich um das Verkünden von Terminen und Ergebnissen konzentrieren müssen. Oder kurz gesagt: weniger Werbung, mehr Wertung."