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Medien und Gesellschaft

"Klimakrise" statt "Klimawandel": Der Guardian passt seine Sprache dem Ernst der Lage an

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzSamstag, 18.05.2019

Medien sehen "selbstgefällig" zu, während die Welt in Flammen aufgeht. So lautet die Anklage der Journalisten Mark Hertsgaard und Kyle Pope. Ende April veröffentlichten sie ihren Appell und konstatierten:

Das Versagen der Medien ist strukturell (...). Newsroom-Manager haben es verpasst, die Klimakrise als fundamentale, allumfassende Herausforderung zu sehen.

Das bezieht sich auf US-Medien, die das Thema oft ignorieren – weil die globale Erwärmung nicht klickt. "Jedes Mal, wenn wir darüber berichten, ist es ein Quotenkiller", schreibt etwa Chris Hayes von MSNBC.

Es gibt auch Gegenbeispiele, die Mut machen: Die Klimaberichterstattung des Guardian ist vorbildlich. Seit April enthält der Wetterbericht den CO2-Wert, nun hat der Guardian seinen Style-Guide angepasst: Statt "Klimawandel" sollen Journalistïnnen nun Begriffe wie "Klimakrise" oder "Klimanotstand" verwenden. "Globale Erhitzung" löst den Ausdruck "globale Erwärmung" ab.

"Wir wollen sicherstellen, dass wir wissenschaftlich korrekt sind und den Leserïnnen dieses sehr wichtige Thema klar und deutlich vermitteln", sagt Chefredakteurin Katharine Viner. "Klimawandel" klinge passiv und löse einen falschen Eindruck aus: Wissenschaftlerïnnen sähen darin eine Katastrophe für die Menschheit.

Der Guardian adaptiert damit die Sprache von Organisationen, Forscherïnnen und Expertïnnen wie den Vereinten Nationen oder Hans Joachim Schellnhuber. Im vergangenen September hatte die BBC eingestanden, dass sie das Thema teils schlecht dargestellt habe: "Es braucht keinen 'Leugner', um ausgewogen zu berichten", schrieb sie in einem internen Memo.

Mit unserem ignoranten und kurzsichtigen Verhalten steuern wir sehenden Auges in die Katastrophe und riskieren, dass eine Million Tier- und Pflanzenarten sterben – von einer Milliarde Klimaflüchtlingen erst gar nicht zu reden. Der neue Style-Guide des Guardian allein wird das nicht ändern. Aber solche Maßnahmen sind ein kleiner Teil des Puzzles – weil Sprache Bewusstsein schafft. Bitte nachmachen!

"Klimakrise" statt "Klimawandel": Der Guardian passt seine Sprache dem Ernst der Lage an

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Kommentare 4
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor fast 5 Jahre

    Mir kommt das eher vor wie ein Framing zur Volkserziehung. Ist das die Aufgabe von Medien, die Begriffe lenkend vorzugeben? Wer legt fest, ab wann eine Erwärmung eine Erhitzung ist? Redet der IPCC wirklich von Erhitzung statt von Klimaerwärmung?

    1. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor fast 5 Jahre

      völlig berechtigter einwand, thomas! mir ist es aber viel lieber, wenn sich ein journalistisches medium *transparent* zur eigenen sprach-regelung äußert! vielleicht kann dann der - wenn ich es richtig mitbekommen habe - von journalisten° wegen seiner schicken kürze geprägte begriff "klimaleugner" schnellstmöglich wieder verschwinden (bei "public viewing" wird das nicht mehr gehen). ein aktuelles beispiel für "framing" in den dt. öffentlich-rechtlichen medien ist die zeitweise degradierung des gewählten venezolanischen präsidenten maduro zum "staatschef". was erst revidiert wurde, als absehbar wurde, daß guaidó kein durchmarsch gelingt. jetzt ist in ARD & Co maduro wieder "präsident". recht subtil, wäre mal eine genauere recherche als timeline für die begriffswahl bei einzelnen sendern wert : )

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 5 Jahre

      @Christoph Weigel So ungewöhnlich ist der Begriff gar nicht, laut Google gibt es fast eine Millionen Treffer.

  2. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor fast 5 Jahre

    sh*t, das wollte ich als 'community piq' beisteuern... (aber gut, daß es als piq vorkommt, die wahl der adäquaten sprache ist so wichtig!).

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