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Medien und Gesellschaft

Journalismus ist manchmal Kunst, aber viel öfter Dienstleistung

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

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Simon HurtzSonntag, 22.11.2020

Vor anderthalb Jahren habe ich einen Text meiner damaligen Chefin gepiqt. "Julia Bönisch muss bei der SZ auch Managerin sein – doch ein Teil der Branche versteht das nicht" schrieb ich über meine Empfehlung.

Ich fand ihren Appell damals gut, und würde ihn auch heute noch unterschreiben. Ein Teil der SZ-Redaktion sah das anders. Julias Text löste heftige interne Diskussionen aus. Mittlerweile ist sie bei der Stiftung Warentest für digitale Transformation zuständig – und zwischen ihrem Text und ihrem Abschied von der SZ gibt es durchaus einen kausalen Zusammenhang.

Julia veröffentlichte den Appell damals in der Reihe "Mein Blick auf den Journalismus", in der mittlerweile 24 Medienmacherïnnen erklärt haben, wie sich die Branche verändern muss. Der jüngste Teil der Serie stammt von Alexandra Borchardt, die früher ebenfalls bei der SZ arbeitete und nun ein Stipendienprogramm der Hamburg Media School leitet und am Reuters Institute in Oxford forscht.

Ihr Text, den ich heute piqe, weist auch inhaltlich Parallelen zu Julias auf. "Die Leitung des Teams muss immer jemand von der Business-Seite haben", zitiert sie Anna Aberg, Digitalchefin der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter. Das sei für manche Journalistïnnen schwer zu ertragen:

Es kratzt tief am Selbstverständnis eines Berufsstands, (...) dessen Stolz aber viel zu häufig mit einem Überlegenheitsgefühl einherging – dem Publikum gegenüber und auch den eigenen Kollegen. Mit großem Selbstverständnis haben Journalist*innen die Mitstreiter*innen vom Marketing, der Infografik oder der IT-Abteilung lediglich als Zuarbeiter verstanden. Teamarbeit geht anders, Kundenorientierung auch.

Alexandra Borchardt fordert, dass sich Medienmacherïnnen nicht mehr ausschließlich auf ihr Bauchgefühl verlassen sollten. Sie müssten sich an den Bedürfnissen ihres Publikums orientieren und nicht nur liefern, was sie selbst für richtig und wichtig halten.

Das bedeutet ausdrücklich nicht, dass Medien nur noch produzieren sollten, was sich Leserïnnen, Hörerïnnen und Zuschauerïnnen wünschen. Es geht darum, den Mittelweg aus Publikumsorientierung und eigener Relevanzbewertung zu finden. Das klingt selbstverständlich, aber es braucht nicht mal den Blick ins Innere einer Redaktion, um zu wissen, dass es oft anders läuft – es reicht, sich das journalistische Produkt anzusehen, das oft sehr wenig mit dem tatsächlichen Bedarf und der Nutzungsrealität zu tun hat.

Den letzten Absatz sollten viel mehr Menschen in der Medienbranche verinnerlichen:

Journalist*innen leisten viel für die Demokratie. Manche riskieren dafür ihre Gesundheit, einige sogar ihr Leben. Dennoch legitimiert sich Journalismus nur über sein Publikum, wie Rasmus Kleis Nielsen, Direktor des Reuters Institutes in Oxford, zu sagen pflegt. Journalismus ist manchmal Kunst, aber viel öfter Dienstleistung. Seine Grundhaltung ist Mut. Vor allem sollte es aber auch Demut sein.
Journalismus ist manchmal Kunst, aber viel öfter Dienstleistung

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

    ok. es stimmt sicher dass einige Journalisten sich über ihr Publikum und profane Nützlichkeitsgedanken erhaben fühlen. und auch über den Kollegen vom Marketing oder Buchhaltung etc. Andererseits die Forderung nach einem Ökonomen als Chef - das kann ich kaum nachvollziehen. sind es nicht schon mehrheitlich "Betriebswirte" die in den Zeitungen entscheiden? und wird deren neoliberale Ausrichtung nicht oft genug beklagt?

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