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Medien und Gesellschaft

Gemäßigte Nazis aus dem Feuilleton: Der Aufstieg der Neuen Rechten

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidFreitag, 07.05.2021

Diese 3sat-Doku stellt eine sehr gute Zusammenfassung der Geschichte der sogenannten "Neuen Rechten" dar. Der Begriff bezieht sich relativ auf die "Alte Rechte", also den Nationalsozialismus. Deswegen ist das Phänomen nicht mehr so neu, allerdings bis heute sehr wirkmächtig. Es kommen alle vor: die sogenannte "Alternative für Deutschland", die "Identitäre Bewegung", der Antaios Verlag und prominente Köpfe, die eine Politik der Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit vertreten: 

Jahrzehntelang steckte die Neue Rechte fast unbemerkt in der Nische, doch mittlerweile sind ihre führenden Köpfe allgemein bekannt. Allen voran Götz Kubitschek, Autor, Verleger, rechter Vordenker und enger Vertrauter des Thüringer AFD-Landeschefs Björn Höcke. Oder Martin Sellner, Vorsitzender der Identitären Bewegung. Dabei ist die Neue Rechte keine Partei und keine einheitliche Bewegung. Sie ist ein Netzwerk aus intellektuellen Vordenkern, Denkfabriken, Diskussionszirkeln, Fachzeitschriften und Kleinverlagen.

In der Doku werden die Biografien von Vordenkern heutiger rassistischer und völkischer Gruppen nachgezeichnet. So zum Beispiel von Armin Mohler, der lange als Korrespondent für verschiedene Zeitungen, darunter auch Die Zeit und Blätter des Axel-Springer-Verlags, arbeitete und heute zum Beispiel als Held der rechtsextremen "Identitären Bewegung" und Vorbild für so einigen rechtskonservativen Kolumnisten gilt. 

Die Dokumentation zeigt Kontinuitäten vor und nach 1945 auf, wie die nationalsozialistische Ideologie in einem anderen Gewandt einfach weiterlebte und Beziehungen des völkischen Gedankenguts zwischen Frankreich und Deutschland Rechtsradikale auf beiden Seiten des Rheins in die Parlamente, Verwaltungen und eben auch auf die Bestsellerlisten und Feuilletons spülte. Die rechtsradikale Elite, die ihr Denken auf White Supremacy aufbaute, bedroht heute, und auf Grundlage dieser Vorarbeit, verletzbare Minderheiten. Die Doku zeigt das erstaunlicherweise in 45 kompakten Minuten deutlich auf. 

Gemäßigte Nazis aus dem Feuilleton: Der Aufstieg der Neuen Rechten

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Kommentare 6
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor fast 3 Jahre

    Ich denke nicht, dass man diesen Komplex in 45 Minuten adäquat darstellen kann. Schon gar nicht, wenn man nur die Kontinuitäten zeichnet. Die es natürlich gibt, genau wie bei „den Linken“. Empfehle z.B. Thomas Wagner: Die Angstmacher - mit ausführlichen Gesprächen mit Akteuren der „Neuen Rechten“. So simpel ist das alles nicht.

    „ Die heutigen Rechten, schreibt Matthias Drobinski, seien »kompatibel mit dem Internetzeitalter« und könnten »den Vorwurf schnell widerlegen, sie wollten Adolf Hitler zurück«. Auch haben sie die Ideen von 1968 nicht unberührt gelassen. Wer heute nach mehr direkter Demokratie ruft, auf die Meinungsmacht von Presse, Funk und Fernsehen schimpft, die Kriege des Westens verurteilt, das politische Establishment verdammt, sich religionskritisch äußert (gegenüber dem Islam) oder die Durchsetzung von Frauenrechten fordert, gibt sich nicht selten als Anhänger von Pegida oder AfD zu erkennen. Auch die Gestalt des engagierten Schriftstellers, die vom Feuilleton – zu Unrecht – für gänzlich tot erklärt worden war, wurde von rechts vereinnahmt. Seine Kollegen sollten künftig gegen die Political Correctness kämpfen und für die Freiheit eintreten, »die Dinge anders zu sehen«, forderte der Schriftsteller Thor Kunkel bereits 2009.“

    Man sollte die rechten Gruppen nicht einfach als Widergänger der Nazis sehen.

    1. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor fast 3 Jahre

      genau das sagt allerdings die Doku auch aus.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 3 Jahre

      @Cornelia Gliem Da haben wir das sehr unterschiedlich gesehen. Wo wird in der Sendung die Forderung nach mehr direkter Demokratie und die Verurteilung westlicher Kriege "lobend" erwähnt?

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 3 Jahre

      Eine merkwürdige Kritik finde ich - hast du es zu Ende angesehen? Das ist doch genau das was dargestellt wird, dass die jetzige Rechte nicht einfach eine Wiederholung ist...? Klar könnte man das länger und genauer beleuchten alles, aber das hier reicht doch, um zu zeigen, was die Entwicklung gewesen ist, welche Konstanten es gibt (und welche vielleicht auch nicht) und dann vielleicht auch ein etwas besseres Gefühl dafür zu bekommen, was rechtsradikal eigentlich ist.

      Und ja: Menschenverachtung und totalitäre Grausamkeit gab es auch in einem vorgeblich linken deutschen Staat. Hat halt aktuell nicht annähernd so eine Relevanz.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 3 Jahre · bearbeitet vor fast 3 Jahre

      @Marcus von Jordan Ich fand den Film sehr suggestiv mit vorgekauten Meinungen und suggestiven Bildern. Es wird einem bevormundend gesagt, wie die Neuen Rechten zu sehen sind. Man sagt, wie die ausgesuchten Äußerungen der Akteure zu verstehen sind, Sarrazin inklusive. Hier das "Programm" der Sendung aus dem Ankündigungstext: "Der Begriff "Neue Rechte" dient in erster Linie zur Abgrenzung vom Nationalsozialismus. Mit Neonazis wollen die heutigen Rechten vordergründig nichts zu tun haben. Doch was scheinbar neu ist, hat Wurzeln, die zurückreichen bis in die Weimarer Republik."
      Alles nur vordergründig, was da scheinbar neu ist. Die Rechtsintellektuellen tun nur so, spielen uns was vor. Die Autoren jedoch wissen, eigentlich hat sich dort nichts verändert. Rechte und ihre Vordenker waren, sind und bleiben unisono "Unmenschen". Und dieses Narrativ wird bedient. Keinesfalls sind darunter Suchende, die versuchen unsere Welt zu verstehen und dabei (wie die Linke auch) Fehler machen, oft falsch liegen.

      Nur ein Beispiel im Film - Ethnopluralismus. Der gesteht zwar jedem Volk seine kulturelle Identität zu. Aber nur, weil die Rechten mit ihren alten Überlegenheitsphantasien nicht weiterkommen. Sprich - immer noch Rassismus, nichts neues, nicht ehrlich gemeint. So jedenfalls kam es bei mir in der Sendung an. Kein Versuch des Verstehens, was in den verschiedenen Neuen Rechten wirklich vorgeht. Das macht Thomas Wegener mit seinem Buch besser. Er redet mit den Rechten, er vollzieht Gedanken nach. Ich kann mir selbst ein "Bild" machen.

      Vielleicht liegt es ja auch am Format. Was will man in 45 Minuten Film wirklich an Komplexität rüber bringen.

      Im Grunde spielt man die Weimarer Republik nach - in schwarz-weiß und gut-böse. Und wenn wir nicht aufpassen, werden wir ähnlich Szenarien sehen, sehen wir vielleicht in den Anfängen schon.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 3 Jahre

    Wichtig mal im Zusammenhang zu sehen. Vielen Dank.

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