Können wir noch debattieren? Oder sind wir gerade dabei, dies zu verlernen? Jakob Augstein konstatiert zu Beginn seines Roadtrips, dass frühere Debatten besser waren, schon weil ihre Teilnehmerzahl überschaubar blieb. Ob das wirklich so war und ob das der Kern unseres Problemes ist, kann man schon einmal in Frage stellen. Fest steht aber, dass es um die politische Debattenkultur nicht sonderlich gut bestellt ist. Augstein trifft deshalb mit seinem Film auch einen wunden Punkt, um den wir uns kümmern müssen. Ihm selbst geht es nicht zuletzt um die Frage, ob man mit Rechten reden soll. Wie sehr er solche Gespräche grundsätzlich bejaht, ließ sich kürzlich auch in einem Interview mit dem Tagesspiegel nachlesen:

"Wer heute sagt, dass er nicht mit Rechten reden will, den muss man fragen, ob er sich vor fünf oder vor zehn Jahren darum bemüht hat, den Rechtsruck, den wir derzeit erleben, zu verhindern."

Allerdings sagt auch Augstein, dass nicht jede Debatte überall geführt werden muss. Es ist daher etwa sicher auch nicht anzunehmen, dass es bald eine Interviewreihe mit rechten Denkern in seinem Freitag geben wird.

Ich möchte hier gleich noch auf ein weiteres Gespräch zum Thema Debattenkultur aufmerksam machen, das ich auch noch ergiebiger als den Film fand: Svenja Flaßpöhler und Nils Markwardt "stritten" dieser Tage im Deutschlandfunk über folgende Frage: Sind wir zu sensibel für die Demokratie? Kurz und klar gesagt: Jein. Denn einerseits gebe es zwar bedenkliche Entwicklungen und zur Schau getragene Empfindsamkeiten, andererseits müsse man aber auch immer genau hinschauen, warum denn nun jemand empfindsam reagiere. Oft genug sei Narzissmus die Ursache, aber eben nicht immer.