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Medien und Gesellschaft

Dekolonisieren? Dekolonisieren!

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidSonntag, 15.11.2020

Heute jährt sich die Berliner Afrika-Konferenz zum 136. Mal. Es hat also 136 Jahre gedauert, bis eine kritische Debatte über die Kolonialzeit in Berlin den Mainstream ansatzweise erreicht hat. Jahrzehntelang haben Schwarze Menschen und People of Color – viele von ihnen haben postkoloniale Familiengeschichten oder Biografien – darauf gedrängt, dieses dunkle Kapitel der europäischen Geschichte kritisch aufzuarbeiten: 

Am 15. November 1884 lud der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck die Vertreter konkurrierender Regierungen nach Berlin ein, um den afrikanischen Kontinent unter den europäischen Mächten aufzuteilen. Die Repräsentanten breiteten also im Reichskanzlerpalais in der Berliner Wilhelmstraße eine Afrikakarte aus, zeichneten darauf neue Grenzen ein und stürzten Millionen von Afrikaner*innen damit ins Verderben. Frankreich, Großbritannien, Belgien, Italien, Spanien, Portugal und Deutschland: Jedes Land wollte und bekam auch ein bisschen vom Kuchen ab. Die Auswirkungen dieser Konferenz sind bis heute spürbar. Konflikte zwischen postkolonialen Staaten in Afrika, die Ausbeutung der Ressourcen auf dem Kontinent, die forcierte Versklavung Schwarzer Menschen, wirtschaftliche Abhängigkeiten von Europa, politische Verwicklungen und noch vieles mehr sind unter anderem auf diese Zeit zurückzuführen. 

Um den Kolonialismus und seine Auswirkungen heute zu reflektieren, haben sich die Initiativen EOTO, Berlin Postkolonial und die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland zusammengeschlossen und zusammen mit der Stiftung Stadtmuseum in Berlin eine Konferenz auf die Beine gestellt. Auf der "Dekolonialen Berliner Afrika-Konferenz" sollen die Folgen des Kolonialismus heute und damit zusammenhängende moral-philosophische und politische Fragen geklärt werden. Nadja Ofuatey-Alazard, eine der Kurator*innen, erklärt das Leitmotiv der Konferenz in der Hauptstadt so: 

Wir wollen dieses große Thema aus dem Elfenbeinturm der Akademie herausholen und unmittelbar für die Bürgerinnen und Bürger auch erlebbar, verständlich, besprechbar machen.

In der Stadt seien kolonial belastete Straßennamen und Bezeichnungen von Plätzen oder entsprechende Denkmäler offen sichtbar, sagt Ofuatey-Alazard. Das betrifft nicht nur Berlin, auch in Hamburg wird kontrovers über das koloniale Erbe im öffentlichen Raum gestritten. Die Konferenz ist dabei eher als Auftakt, zu einem breiten gesellschaftlichen Diskurs in Deutschland und Europa zu betrachten. 

Es stellen sich nämlich viele wichtige Fragen, die nur darauf warten, diskutiert zu werden: Wie mit dem kolonialen Erbe in Museen, im Stadtbild und im Bildungskanon umgehen? Was würde das Eingestehen von Schuld am Kolonialismus konkret bedeuten? Wer wäre berechtigt, Reparationen zu erhalten? Wer müsste sie zahlen? Und wie kann ein demokratischer und inklusiver Prozess gestartet werden, um dieses und mehr zu verhandeln? 

Dekolonisieren? Dekolonisieren!

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Kommentare 18
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

    Die Diskussion zwischen zwei der Kommentatoren (Thomas und Gabriel) demonstriert tatsächlich typischen whataboutism (auch wenn zt nachvollziehbar bestritten). und sorry - egal ob wie "Afrikaner" und "Araber" selbst Sklaverei etc. betrieben haben, ändert das nichts an der Schuld unserer europäischen vorfahren. und unserer europäischen Verantwortung. Denn noch heute ist unsere Gesellschaft rassistisch sozialisiert und wir profitieren immer noch als Europa vom Kolonialismus. So einfach. Sollen "die" sich um ihre Schuld u Verantwortung kümmern, tun wir das unsere. ..

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

    Ich glaube nicht, wenn wir in Europa nun unsere Geschichte noch mal aufarbeiten, dass danach Afrika bessere Institutionen, andere Sozialstrukturen und verantwortlichere Eliten hat. Das kann nur durch die Afrikaner selbst gestaltet werden. Und da hilft es nicht, sich auf die Kolonialzeit zu berufen.
    Außerdem müssen sich alle Seiten mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen - die arabo-muslimische Sklaverei/Kolonialzeit war länger und ursprünglicher als die europäische. Und die Auflösung der Sklaverei ging eben nicht von dort aus. Auch die Afrikanischen Eliten und Stämme, ehemalige Königreiche etc. sollten sich über ihren Anteil an der Versklavung ihrer Nachbarn bewußt werden. Man lese z.B. Tidiane N ´ Diaye: Der verschleierte Völkermord. (Insbes. S. 93 ff). Auch bei Josph Ki-Zerbo "Die Geschichte Schwarz-Afrikas" findet man Information zur afrikanischen Sklaverei. Und wer ohne Vorurteile ist kann auch Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei; lesen.

    1. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 3 Jahre

      Die Geschichte der inner-afrikanischen Sklaverei ist ohne Zweifel eine ganz eigene Thematik, aber sie taugt im Kontext der westeuropäischen Kolonialgeschichte und der dadurch erzeugten systemischen Ungerechtigkeit nicht im Geringsten als Referenz, noch als Korrektiv.
      Vielmehr nimmt es den Anschein, daß sie hier lediglich als recht eindimensionale, historische tit-for-tat-Relativierung herhalten muss. Ein Unrecht gegen ein anderes auszuspielen ist eine ausgesprochen perfide Argumentationsstrategie, bei allem Verständnis für ihr unterstellterweise der Differenzierung dienen wollenden Diskursabsicht.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Gabriel Koraus Ich denke schon, dass die Kolonialgeschichte und die Sklaverei eng zusammenhängen. Nicht nur durch den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches etc. Es geht auch nicht um das Ausspielen einer Ungerechtigkeit gegen eine andere. Das ist eine einseitige Unterstellung. Es geht um das Verstehen von Geschichte. Und dabei wird sehr viel über die Europäer geredet und publiziert und sehr wenig über die anderen Beteiligten. Darüber weiß man kaum etwas. Jedenfalls habe ich lange suchen müssen.

      Ohne das verstehen aller Akteure, versteht man auch nicht die Entwicklung nach der Kolonialzeit. Wenn jeder dem anderen unterstellt, der Bösewicht gewesen zu sein, dann kann es keine Verständigung geben. Und auch keine positive Entwicklung in die Zukunft.

    3. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 3 Jahre

      @Thomas Wahl Verständigung und die Minimierung der Instrumentalisierung von Schuldzuweisungen erreichen Sie jedoch nicht, indem Sie die Verantwortung für geschehenes Unrecht negieren. Ich kann ohne Probleme die unsagbaren Greuel der Kolonialzeit, die von europäischen Staaten ausgingen, anerkennen. Ich darf sie nur nicht persönlich nehmen. Und das sollte mir und Ihnen, in dem zivilisierten Wohlstand in dem wir leben, problemlos möglich sein.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

      @Gabriel Koraus Ich erkenne die Untaten auch an, das ist klar. Sie sind geschehen und es waren unsere Vorfahren. Nur kann ich bzw. die Nachfahren nicht wirklich/real die Verantwortung für die Vergangenheit übernehmen. Man kann natürlich verbal so tun, der Satz ist schnell gesagt. Aber es ist unmöglich für die Menschheit alle geschehenen Untaten der früheren Generationen wieder gut zu machen. Das wäre die totale Selbstüberschätzung. Man kann/muß versuchen, dafür zu sorgen, dass ähnliches nicht wieder geschieht. Das muß aber dann jede Gruppe tun. Und dazu muß jedes Volk seine Vergangenheit studieren, seine eigenen Gräuel realistisch einschätzen und sich nicht allein als Opfer sehen. Das wäre nur die Saat für neues Unheil ........

    5. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 3 Jahre

      @Thomas Wahl Ein höchst lobenswerter und differenzierter Ansatz!

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

      @Gabriel Koraus Hier ein kleines Beispiel zum Zusammenspiel von Sklaverei, der Durchsetzung des Verbotes und der Kolonialisierung:
      "Großbritannien hatte 1807 zwar den Handel mit Sklaven in seinem Machtbereich untersagt, die Sklaverei selbst bestand zunächst aber weiter. Sie wurde erst 1833 im gesamten britischen Kolonialreich abgeschafft. .....

      Um das Verbot des afrikanischen Sklavenhandels mit Amerika zu überwachen, waren militärische Maßnahmen notwendig, die von britischen Kriegsschiffen übernommen wurden. Sie patroullierten vor der afrikanischen Westküste und brachten Sklavenschiffe auf, die ihre lebende »Ware« nach Amerika transportierten. Das zeigt aber auch, dass man seitens der Sklavenhändler keineswegs gewillt war, das Verbot zu befolgen, denn dazu war der Handel ein viel zu einträgliches Geschäft, weshalb Sklaven nun verstärkt nach Amerika geschmuggelt wurden. Es kam sogar vor, dass man Sklaven im Falle einer Verfolgungsjagd mit dem britischen Geschwader einfach über Bord warf. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es weitestgehend, den Schmuggel zu unterbinden. Um die Überwachung zu verbessern, wurden zudem britische Stützpunkte entlang der afrikanischen Küste errichtet – die allerdings auch kolonialen Zwecken dienten. Um die Verschiffung von Sklaven aus dem Hafen Lagos nach Amerika zu unterbinden, nahm Großbritannien 1851 Lagos ein. Zehn Jahre später wurde es britische Kolonie. Dänemark (1850) und die Niederlande (1872) traten nach Abschaffung der Sklaverei ihre afrikanischen Handelskontore an Großbritannien ab. Damit wurde der Weg geebnet, die Goldküste 1874 zur britischen Kronkolonie zu erklären.354 Doch bedeutete die Unterbindung des Sklaventransports von Afrika nach Amerika nicht, dass es nun gar keine Sklaverei mehr in Afrika gab. Vielmehr scheint der innerafrikanische Menschenhandel sogar noch zugenommen zu haben. Alleine im Kalifat von Sokoto, einem islamischen Staat der Fulbe auf dem Gebiet des heutigen Nigeria, lebten um die Wende zum 20. Jahrhundert zwischen 1,5 und 2 Millionen Sklaven. Eckert weist darauf hin, das sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch eine andere Sichtweise der Europäer auf die Afrikaner durchzusetzen begann: Statt diese wie bisher als Opfer der Sklaverei wahrzunehmen, begann man nun, sie als Täter zu sehen, die selbst Sklaverei betrieben. Dies spielte den kolonialen Interessen europäischer Staaten wie Großbritannien, Frankreich oder Deutschland in die Hände, da es nun möglich wurde, die eigene afrikanische Landnahme mit dem Kampf gegen die Sklaverei zu begründen. Als Beleg dazu kann die Berliner Kongo-Konferenz dienen, bei der Afrika aufgeteilt wurde. Wichtige, in der diesbezüglichen Generalakte erwähnte Motive waren die Förderung der Wohlfahrt der eingeborenen Völker sowie die Unterdrückung der Sklaverei

      Da den Kolonialmächten vor Ort allerdings Personal fehlte, musste man folglich mit den einheimischen Eliten zusammenarbeiten – die allerdings selbst Sklavenhalter waren. Hätte man versucht, ihnen die Sklaverei zu untersagen, wäre sicher auch die Zusammenarbeit gefährdet gewesen. Zur Rechtfertigung der afrikanischen Sklaverei habe man nach Eckert nun zu der Ansicht tendiert, dass es sich um eine vergleichsweise milde Form handele. ...."

      Martin Schneider: Geschichte der Sklaverei

    7. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 3 Jahre

      @Thomas Wahl Vielen Dank für die extensive Rezitation. Nur um den dadurch illustrierten Aspekt geht es doch gar nicht. Geschichte zu verstehen, bedeutet doch nicht, sie soweit zu dekonstruieren, dass sie im Endeefekt keinerlei handlungsethische Implikationen mehr aufweist.
      Noch mal: sie können nicht eine Ursache für das Vorhandensein defizitärer Strukturen mit einer anderen aufrechnen, bzw. ausser Kraft setzen, wenn die Folgen derselben noch Relevanz für aktuelle Deutungsmuster und Referenzparameter besitzen.

      Die Konsequenzen der Kolonialgeschichte sind weit komplexer als durch den von ihnen beschriebenen Partikularaspekt dargestellt. Und sie bedingen systemische Dissonanzen ebenso wie kulturelle Narrative. Insofern gereicht Ihr differenziertes Anliegen leider zu einer distinguierten Form von whataboutism

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Gabriel Koraus Nochmal, es geht nicht um gegeneinander aufrechnen. Es geht um Wechselwirkung, Komplexität. Geschichte basiert auf realen systemischen Dissonanzen und verschiedenen Kulturen, nicht nur auf Narrativen. Das Zitat ist nur ein Beispiel, ein Splitter aus der Komplexität.

      Wir können uns natürlich gegenseitig whataboetismus oder billige, moralisierende Schuldübernahme vorwerfen. Bringt aber nichts. Die handlungsethische Konsequenz ist - jede Seite erkenne sich selbst (nicht nur als Opfer) und nicht nur die anderen. Oder auch wessen Vorfahren ohne Schuld sind, der werfe den ersten Stein .... Sicher sind die Folgen des Kolonialismus noch spürbar, genau wie die afrikanische Sklaverei, die entsprechenden Ausbeuterstrukturen und die Kämpfe der Ethnien. Und auch die Wirkung des europäischen Narratives von den universellen Menschenrechten. Das alles gilt es zu erinnern.

      Die Aufgabe ist natürlich, man darf die einzelnen Verbrechen und die Verbrecher darüber nicht vergessen. Da sind wir uns wahrscheinlich einig. Aber verstehen kann man sie nur in der Einordnung in die Zeit ....

    9. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 3 Jahre

      @Thomas Wahl Aber diese Einordnung verkommt, so wie in Ihrem initialen Kommentar betrieben, zur Nivellierung und damit zur Entwertung der von Ihnen soeben gut beschrieben Reziprozität. Denn es geht ja eben nicht um Vorwürfe (als solchen haben Sie es nur empfunden), sondern um Eingeständnis und Reflexion.

    10. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Gabriel Koraus Natürlich war der Vorwurf, der Kolonialismus und die Schuld daran würde nicht eingestanden und verneint. Das wird doch explizit formuliert: "Was würde das Eingestehen von Schuld am Kolonialismus konkret bedeuten?"

    11. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 3 Jahre

      @Thomas Wahl Verstehe den Einwand nicht, die Grundproblematik bleibt: ob real-strukturelle Defizite oder narrativ-ideologische Einordnungsschemata - Geschichte ist keine Nullsumme. Es gilt, bei aller epistemologischer Präzision, den Blick auf die, durch autochthon-kulturelle Praxis verursachten, Probleme wach zu halten. Unabhängig davon, ob auch von anderer Seite Konfrontationen betrieben wurden und unabhängig davon ob diese dererseits reflektiert werden.

    12. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Gabriel Koraus Wachhalten der Geschichte als Prozess ist ja in Ordnung. Da bin ich dabei. Gerade weil das kein Nullsummen-Spiel ist, darf man m.E. aber nicht nur eine autochthon-kulturelle Praxis isoliert betrachten.

    13. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Thomas Wahl Richtig, ich denke es kommt auf den Kontext an. Auf analytischer Ebene gilt es, Interdependenz zu repräsentieren. Auf semantischer Ebene gilt es jedoch mitunter, Ereigniskomplexe auch mal zu extrapolieren, um Wertungshorizonte zu markieren.

  3. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

    In diesem Piq ist so viel falsch, das ich nur wenige Punkte herausgreife.

    Die Behauptung, eine kritische Position sei erst heute im Medien-Hauptstrom möglich, stimmt nicht.

    In welcher Bismarck-Biographie seit Mitte der 1970er Jahre wird die Kongo-Konferenz nicht erläutert? Die großen Bestseller haben sie alle an zentralen Stellen.

    Der Roman "Morenga" von Uwe Timm, der national wie international bis heute wirkt, erschien bereits 1978.

    Die Uraufführung seiner Verfilmung fand auf der Berlinale 1985 (!) statt. Bis heute ist es die größte Produktion zum Thema.

    Man beachte die zeitliche Nähe zu den großen wissenschaftlichen Arbeiten.

    Welche neuen Erkenntnisse, welche Werke sind in den letzten Jahren öffentlich geworden?

    Gut fasst dieser Zeit-Beitrag den Stand der Dinge zusammen, auch das Verhältnis von Bismarck und seinen Nachfolgern:
    https://www.zeit.de/ze...

    Darin heißt es:

    "Meine Karte von Afrika liegt hier in Europa"

    Auch nach der Berliner Konferenz blieb der Reichskanzler skeptisch: Im Dezember 1888 suchte ihn der Afrikaforscher Eugen Wolf auf und bat ihn, eine Expedition in die ägyptische Äquatorialprovinz zu schicken, um dort Emin Pascha aufzuspüren. Pascha hieß eigentlich Eduard Schnitzler, stammte aus Schlesien und stand unterdessen in englischen Kolonialdiensten. Der Mann galt als verschollen. Bismarck kanzelte den Emissär mit den berühmt gewordenen Sätzen ab: "Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt hier in Europa. Hier liegt Russland, und hier liegt Frankreich, und wir sind in der Mitte; das ist meine Karte von Afrika."

    Nach Bismarcks erzwungenem Rücktritt 1890 engagierte sich das Deutsche Reich sehr viel stärker in der Kolonialpolitik. Es entfachte einige der grausamsten Konflikte der Kolonialgeschichte wie den mit genozidärem Vernichtungswillen geführten Krieg gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904 sowie den Maji-Maji-Krieg in Ostafrika von 1905 bis 1907.

    1. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      ok. aber was soll uns das jetzt sagen? Dass es mit Bismarck nicht so schlimm geworden wäre?

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

      @Cornelia Gliem Wahrscheinlich ja, denn Bismarck bremste. Allerdings sollte man bei solchen Gedankenspielen auch das Alter der Akteure bedenken. Der Kaiser entließ Bismarck kurz vor dessen 75. Geburtstag. Dieser starb 1898 mit 83 Jahren. Die bis heute in der Diskussion stehenden Kolonialverbrechen des Deutschen Reichs beginnen - siehe auch den ausgewählten Beitrag - 1904.

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