"Das "Unwort des Jahres" war 2014 "Lügenpresse". Im Jahr 2017 ist es "Alternative Fakten" - das ist kein Zufall, sondern Symptom eines Strukturwandels der Öffentlichkeit, der die Frage aufwirft, wie in offenen, demokratischen Gesellschaften Wissen (anstatt Desinformation) vermittelt werden kann."

– schrieb Carolin Emcke letzte Woche in der Süddeutschen Zeitung. Nun ergänzt das Pew Research Center aus den USA die Debatte mit Zahlen aus 38 Ländern, in denen die Bürger nach der Performance der jeweiligen Mediensysteme gefragt wurde. Besonders in den USA wird dabei der Unterschied deutlich: Zwischen dem Wunsch, dass die Medien unvoreingenommen berichten und ob sie dies auch tatsächlich tun.

Die Studie besticht mit vielen spannenden und komparativen Daten, die einen Einblick in die jeweiligen Mediensysteme geben. Dabei liegt Deutschland im oberen Mittelfeld: Die Menschen sind überwiegend zufrieden und haben Vertrauen in ihr Mediensystem. Dagegen ist in Griechenland das Vertrauen in die Medien total erodiert – und hier liegt auch der Schwachpunkt in den Daten – es fehlt die Interpretation und Einordnung, warum die Daten für die Länder so sind, wie sie sind.

Manche Daten wirken spannend, aber kurios: So interessieren sich die Deutschen (29 %) im Vergleich zu den restlichen 37 Ländern wohl am meisten für das internationale Weltgeschehen, besonders für die USA. In Italien (5%) dagegen interessiert man sich eher für sich selbst.

Die Disruptionen innerhalb der Mediensysteme lassen sich aus den Zahlen allerdings nur erahnen, die Bedeutung von Social Media als Nachrichtenquelle gibt allerdings Hinweise darauf.

Und noch eine Erkenntnis bleibt – was die Internetnutzung ('Do you get news daily from the internet?') anbelangt, bleibt Deutschland weiterhin digitales Entwicklungsland: Platz 18 von 38, noch hinter dem Libanon, Polen und Vietnam.