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Medien und Gesellschaft

2018 gibt es mehr Meinungsfreiheit und weniger Zensur als je zuvor – und das ist eine Gefahr

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzDonnerstag, 18.01.2018

Das Wichtigste vorab: Ich lese viele Texte, die zu erklären versuchen, wie soziale Medien die Gesellschaft verändern. Das ist Teil meines Jobs. Dementsprechend nutze ich Superlative eher sparsam – trotzdem: Zeynep Tufekci hat einen der klügsten Essays zu diesem Thema geschrieben, den ich seit Langem gelesen habe.

Ihre Kernthesen:

1. Heute können alle (fast) alles sagen. Sozialen Medien sei Dank.

2. Man muss nicht mehr darum kämpfen, seine Meinung äußern zu dürfen – man muss darum kämpfen, gehört zu werden.

3. Drei Unternehmen bestimmen, wer Aufmerksamkeit erhält: Facebook, Google (YouTube) und Twitter. Alle drei nutzen intransparente Algorithmen.

4. Zensur im Jahr 2018 funktioniert anders: Statt Menschen zum Verstummen zu bringen, schränkt man ihre Reichweite ein oder unterminiert durch gezielte Desinformationskampagnen ihre Glaubwürdigkeit.

5. Jahrhundertelang waren Kalorien ein knappes Gut. Jetzt gibt es sie im Übermaß, und viele Menschen stopfen sich mit Fast Food voll. Deshalb ist Übergewicht in vielen westlichen Ländern ein großes Problem. Dasselbe könnte der freie Zugang zu Informationen auslösen: Menschen müssen lernen, mit emotionalisierenden Falschnachrichten umzugehen und eine gesunde Informationsdiät befolgen, sonst werden sie krank.

Das ist aber nur ein Bruchteil der klugen Gedanken und Anekdoten, die in diesen gut 2.500 Wörtern stecken. Nehmt euch zehn Minuten Zeit und lest den Text in Ruhe. Es lohnt sich. Versprochen.

2018 gibt es mehr Meinungsfreiheit und weniger Zensur als je zuvor – und das ist eine Gefahr

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Kommentare 4
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor 6 Jahren

    Da steckt tatsächlich in jedem Absatz genug für einen eigenen Artikel.
    Einige Punkte, die ich zusätzlich zu deinen für unterstreichenswert halte:
    - Propaganda ist Werbung. Facebook ist das mächtigste Werbetool, also ist es auch das mächtigste Propagandainstrument. Jeder von uns könnte sich für wenige tausend Euro in die italienische Parlamentswahl einklinken. Facebook wird das freiwillig nicht unterbinden, denn das Unternehmen verdient damit glänzend. "Politische Werbung" erweitert den Kundenkreis.
    - Regulierung ist überfällig. Ja, man sollte das NetzDG für die vielen handwerklichen Fehler kritisieren, aber genau solche Gesetze sind (dann halt bitte etwas besser ausgearbeitet) notwendig. Selbstregulierung wird nicht funktionieren.
    - Der Umstand, dass Werbung für alle anders aussieht und kein Journalist, Politiker oder Wissenschaftler Zugriff auf die Daten hat, ist folgenschwer und wird noch viel zu wenig diskutiert.
    - Durch diese Segmentierung des Publikums aufgrund von Gruppenidentitäten (z.B. die im Artikel zitierten White Supremacists) beschleunigt sich die ohnehin stattfindende Auflösung des gesellschaftlichen Zusammenhalts (Solidarität) dramatisch.

  2. Alexander Sängerlaub
    Alexander Sängerlaub · vor 6 Jahren

    Viele gute Gedanken von Tufekci, ohne Zweifel und dennoch fehlt gefühlt die zweite Hälfte zur Wahrheit, um das Puzzle zu Ende zu stellen. Was ist überhaupt Facebook? Doch kein Informationskanal – zumindest für die (Gott sei Dank noch) Mehrheitsgesellschaft, sondern ein Unterhaltungsmedium, seine Medien-Logik ist völlig affektiv. Für diejenigen, für es doch "der Infokanal schlecht hin ist", das sind ausgerechnet die (Nationalisten, Verschwörer und sonstwer), für die FB eine vortreffliche Echokammer baut, in denen man jeden Unfug findet, der so in den klassischen Medien nicht stattfinden würde [und die sich genau deshalb diese Plattform erobert haben]. Aber diese Leute gab es vorher genauso. Das wird nur jetzt sichtbar, weil alles (semi-)öffentlich ist. Ein weiteres Puzzle ist also auch ein aktiver Nutzer, der nur darauf wartet, das zu glauben, was ihm angetragen wird, weil es ohnehin ins Weltbild passt. Und zur Mediennutzung gehört ja noch mehr... :)

  3. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor 6 Jahren

    Sehr spannender Text, danke für den piq!

    Ich finde es ebenso bemerkenswert, dass ein großer Teil der Online-Kampagnen, die unliebsame Meinungen zum Verstummen bringen wollen, sehr explizit im Namen der Meinungsfreiheit agiert. Schon 2014 ließ sich das bei der »Gamergate«-Bewegung beobachten, die gezielt so genannten »Social Justice Warrior« (frei übersetzt: »Gutmenschen«) in der Gaming-Szene angriff – mit Morddrohungen, Doxing, Verschwörungstheorien etc. Nach eigener Darstellung im Namen von Meinungsfreiheit und journalistischer Ethik. »Gamergate« splitterte bald in die Sci-Fi-, Fantasy- und Comic-Szene aus und die dort etablierten Kommunikationsstrukturen (auf 8Chan und reddit) fanden sich zuletzt auch im Trump-Wahlkampf sowie in der Alt-Right-Bewegung wieder. Immer mit dem vordergründigen Anspruch, für Meinungsfreiheit und gegen »Tugendterror« zu kämpfen. Neurechte Gruppen in Deutschland bedienen sich ganz ähnlicher, effektiver Rhetorik.

    Es ist eine paradoxe Aufgabe, gegen diese Auswüchse der Meinungsfreiheit vorzugehen, und nicht gleichzeitig als Zensor wahrgenommen zu werden. Die vermeintlichen Verteidiger der freien Meinung genießen da leider einen rhetorischen Vorteil.

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor 6 Jahren

      Kann man bei der Gelegenheit immer (noch) großzügig verlinken: https://www.nerdcore.d...

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